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  • Unsere Seelen bei Nacht von Haruf, Kent

    Lena

    In einer Kleinstadt in den USA macht Addie Moore ihrem Nachbarn Louis Walter ein unkonventionelles Angebot: Da beide alleine leben und ihre Ehepartner bereits verloren haben, fragt sie ihn, ob er nicht regelmäßig bei ihr übernachten möchte. Sie könnten sich Gesellschaft leisten und wären nicht mehr so einsam.
    Schöne und tiefgründige Gespräche entstehen. Und auch die Stadtbewohner fangen an zu reden.

    Eine sehr schöne Geschichte über zwei Menschen, die nicht mehr wollen, als die Einsamkeit zu bekämpfen und glücklich zu sein. Dabei besticht sie mit seiner simplen jedoch schönen und berührenden Art.

  • Der Roman »Unsere Seelen bei Nacht« von dem bereits 2014 verstorbenen Autor Kent Haruf umfasst nur 197 Seiten, und selbst auf diesen wenigen Seiten findet sich nicht so viel Geschichte (wegen der großen Text-Aussparung an den Rändern und den vielen kurzen Kapiteln), weswegen man mit dem Büchlein schnell fertig sein dürfte. Gerade deswegen finde ich es bei derartigen Büchern wichtig, dass mich der Inhalt schnell abholen und überzeugen kann. Leider waren mir die ersten 20 Seiten noch etwas zu zäh. Die Geschichte hat nämlich erst langsam an Fahrt aufgenommen. Und zwar frühestens dann, als man die beiden Charaktere Addie und Louis näher kennengelernt hat. Sodann wurde es endlich interessanter für mich, also ich wollte das Buch dann kaum mehr aus der Hand legen und unbedingt wissen, wie sich die Beziehung der beiden Senioren weiterentwickelt.

    Dass die Leute gerne mal lästern und hinter dem Rücken über einen herziehen, ist wahrscheinlich rund um den Globus in den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten Thema. So auch im fiktionalen Holt in den USA. Genau das ist nämlich die Hauptthematik in diesem Roman. Besonders interessant ist es in diesem Fall deshalb, weil es um zwei betagtere Menschen geht, von denen der eine mitten in der Nacht anfängt ins Haus der anderen zu schlüpfen - und das bekommt scheinbar jeder in der Nachbarschaft mit. Für viele scheinen diese nächtlichen "Ausflüge" ein Problem zu sein. Da dies aber aus vollkommen harmlosen Gründen geschieht, können und wollen die Protagonisten sich dadurch nicht beirren lassen ...
    Einerseits geht es also um das Gerede der Leute mit all seinen möglichen negativen Auswirkungen, ganz speziell, was die eigene Familie, sprich den Sohn und Enkel von Addie betrifft. (Dabei spielt auch Erpressung eine Rolle!)
    Und andererseits kann man bei dieser Lektüre lernen zu verstehen, was es bedeutet, älter zu werden, den Partner an den Tod zu verlieren und mit der damit einhergehenden Einsamkeit umzugehen. Addie und Louis haben ihre Situation bestmöglich zu lösen versucht - und dabei gab es die eine oder andere erheiternde, aber bestimmt auch traurige Szene, die mich ans Buch fesseln konnte.
    »Unsere Seelen bei Nacht« ist eine in ruhigem Ton geschriebene Geschichte über zwei Menschen, die an ihrem Lebensabend noch zueinander finden und sich über alle Hindernisse hinwegsetzen, um zusammen sein zu können - auch wenn dies schlussendlich nur mehr über intime Gespräche geschehen kann ...

  • Ein herrliches Buch - auch zum Heulen. Und spannend ist es, in welcher Altersguppe der/die LeserIn ist, denn dadurch liest man das Buch immer aus einem anderen Blickwinkel.

  • Unsere Seelen bei Nacht von Haruf, Kent

    Michaela Santer

    "Ein kleines bisschen Glück...es ist mir egal, was die Leute denken." Ein sehr feinfühliges Buch über die Liebe, das Leben und doch auch über die Tatsache, welchen Einfluss unser Umfeld auf uns ausübt. Tolle Geschichte, die nie kitschig wird. 5 Sterne


  • Addie Moore und Louis Waters wohnen nur ein paar Häuser voneinander entfernt und kennen sich seit vielen Jahren. Beide sind über siebzig, beide sind verwitwet und leben allein.
    Eines Abends klingelt Addie bei Louis und macht ihm einen Vorschlag: Ob sie nicht ab und zu die Nacht zusammen verbringen wollen? Denn nachts ist die Einsamkeit am schlimmsten. Es geht nicht um Sex, sondern um Nähe und Geborgenheit.
    Louis ist zunächst verblüfft, doch er will es versuchen. Bald geht er jeden Abend zu Addie und übernachtet bei ihr. Sie liegen im Dunkeln nebeneinander, unterhalten sich und lernen sich immer besser kennen. Zwischen den beiden entsteht eine innige Verbindung und schließlich auch eine Liebe. Dass die gesamte Kleinstadt sich das Maul über sie zerreißt, ist ihnen egal. Dass ihre Kinder die Beziehung nicht gutheißen, schon weniger ? aber sie wollen sich ihr Glück dadurch nicht verderben lassen.

    Ich war durch die Schreibweise des Buches zuerst sehr überrascht, die Gespräche werden hier nicht durch Satzzeichen hervorgehoben, sondern fließen einfach mit in den Text ein. Was zuerst ungewohnt war, war nach weniger Zeit irgendwie schön und wunderbar passend zur Geschichte.
    Die Gespräche zwischen Addie und Louis bestehen meistens nur aus kurzen Sätzen und wenigen Worten, doch sie sind voller Gefühl. Mal ist es ein wenig Angst, mal Zuneigung, Freundschaft und auch Liebe.
    Die Beiden verstehen sich mit wenigen Worten und erahnen instinktiv die Bedürfnisse des anderen.
    Addie zeigt sich immer wieder als die Mutigere von beiden, während Louis lange nicht verstehen kann, warum sie ihn ausgewählt hat und dass sie ihn wirklich bei sich haben will.
    Ihre Verbindung trifft leider nicht nur auf positive Reaktionen und ihre Art damit umzugehen finde ich toll dargestellt.
    Auch die Entwicklung von Addies Enkel habe ich gerne mitverfolgt.
    Umso mehr berührt hat mich dann das Ende.
    Ein toller, kleiner Roman, der mit sehr viel Herz daherkommt. Eine klare Empfehlung!

  • Unsere Seelen bei Nacht von Haruf, Kent

    Ingrid Mair

    Holt, eine Kleinstadt in Colorada: eines Tages klingelt die 70jährige Addie bei ihrem Nachbarn Louis und macht ihm eine ungewöhnlichen Vorschlag.
    Ob der Witwer nicht manchmal bei ihr übernachten will.
    Addie ist einsam und ihr fehlen die Gespräche und die Wärme eines anderen Menschen.
    Louis macht sich schon gleich am ersten Abend auf zu ihr und verbringt bald alle Nächte bei Addie. Sie wärmen sich gegenseitig und erzählen sich dabei Geschichten aus ihrem Leben.
    Schon bald fängt die Gerüchteküche der Kleinstadt an zu brodeln und Argwohn und Missgunst wird geweckt.
    Ein wunderschönes kleines Buch über Einsamkeit und Zweisamkeit eines liebenswerten älteren Paares.

  • Aufmerksam auf das Buch wurde ich durch eine Leseprobe. Die Bücher aus dem Diogenes-Verlag haben mir bisher immer sehr gefallen und so habe ich mir sie Leseprobe von ?Unsere Seelen bei Nacht angeschaut. Etwas überrascht hat mich, dass der Autor bei der wörtlichen Rede keine Anführungszeichen benutzt, noch mehr überrascht hat mich allerdings, dass es mich überhaupt nicht gestört hat. Kent Haruf hat einen so flüssigen Schreibstil, dass der Text wie aus einem Guss erscheint und sich alles wie von allein erschließt, wer z.B. gerade spricht oder denkt. Das hat mich sehr beeindruckt und so musste das Buch her!

    In der Geschichte geht es um Addie und um Louis. Beide sind Rentner und verwitwet. Eines Tages schlägt Addie Louis vor die Nächte bei ihr zu verbringen um die Einsamkeit zu vertreiben. Denn die Nächte sind die schlimmsten. Da auch Louis sich einsam fühlt stimmt er zu.
    Daraufhin besucht Louis Addie jede Nacht und sie liegen im Dunkeln zusammen und sprechen über alle möglichen Sachen, die sie beschäftigen. So erfahren wir auch einige Details aus Addies und Louis' Leben, die ich sehr interessant fand.
    Addie ist sehr selbstbewusst und schert sich einen Dreck darum was die Nachbarn denken könnten. Louis macht sich etwas mehr Sorgen, überwindet diese aber schnell, da es viel zu schön ist mit Addie zusammen zu sein. Dennoch müssen sie sich einigen Komplikationen stellen, denn nicht alle finden das Verhalten der beiden moralisch einwandfrei, auch ihre Familien nicht.
    Besonders gefallen hat mir auch als Addies Enkel Jamie für einige Zeit bei ihr gelebt hat. Jamies Eltern haben sich getrennt und so passt Addie einige Zeit auf ihn auf bis die Eltern alles geklärt haben. Jamie ist sehr verstört und weint viel. Nachts taucht er immer ängstlich in Addies Schlafzimmer auf und kuschelt sich zwischen Addie und Louis. Ich fand es schön zu beobachten wie der Junge mit Hilfe der beiden auftaut.

    Wie bereits erwähnt hat mir der Schreibstil von Kent Haruf sehr gefallen, der das ganze Buch über überzeugt hat. Er schreibt sehr schlicht und nüchtern, dennoch konnten mich die Emotionen erreichen, was mich besonders begeistert hat. Die Charaktere fand ich sehr gut ausgearbeitet und konnte eine Verbindung zu ihnen aufbauen, auch wenn ich alters- wie auch situationsmäßig nicht in ihren Schuhen stecke. Ich möchte den Verlauf der Geschichte, wie auch die Ereignisse denen sich Addie und Louis stellen mussten. Ich hätte nicht erwartet, dass auf so wenigen Seiten so viel passieren kann und ich dabei nicht dass Gefühl hatte, dass alles zu schnell abgehandelt wurde.
    Das Ende allerdings hat mich etwas enttäuscht. Ich fand es durchaus realistisch und nachvollziehbar, hätte aber erwartet, dass Addie anders reagiert, da ihr Charakter mich hat anderes erwarten lassen. Dennoch bin ich von dem Buch sehr positiv angetan und habe mir auch schon ein älteres Buch von Kent Haruf besorgt, da ich seinen Schreibstil so unheimlich mag!

  • Unsere Seelen bei Nacht - Kent Haruf

    Dieser in ruhiger Sprache geschriebene Roman ist ein Kleinod. Der Autor war mir kein Begriff, schade aber vielleicht finde ich noch mal etwas von ihm, er ist ja leider nicht mehr am Leben.
    Addie und Louis sind Nachbarn, beide Rentner und über 60 als Addie Louis bittet bei ihr zu übernachten, nur damit sie nicht so allein ist.
    Man kann sich ja vorstellen, wie sie in einer amerikanischen Kleinstadt erst mal zum Stadtgespräch werden. Louis Tochter und Addies Sohn sind auch nicht begeistert.
    Berührend wird es, als Addies Enkel Jamie eine Zeit bei ihr wohnt und an Alpträumen leidet.
    Zusammen mit Louis geht es dem Jungen langsam besser. Wunderschön sind die Ausflüge und Aktivitäten der Drei beschrieben. Ich konnte mich so richtig hineinfühlen.
    Der Roman ist sehr realistisch gehalten und ich war traurig, das der Roman so schnell durchgelesen war. Aber nur so ging es, es gab keine Längen.
    Für mich war es eine gute Lektüre und ich kann ?Unsere Seelen bei Nacht? nur empfehlen.

  • Unsere Seelen bei Nacht von Kent Haruf ist ein ruhiges Buch, mit einer unaufgeregten Sprache. Addie und Louis, beide verwitwet, sind Bekannte und sie finden zueinander, um die Einsamkeit zu besiegen. Nachts erzählen sie sich viel, auch was es in ihrem Leben an guten und schweren gab. Sie lernen sich dadurch besser kennen und auch die Leser finden gut Zugang zu ihnen. Sie sind realistische Figuren.
    Dass Jane Fonda und Robert Redford in der kommenden Verfilmung die Rollen von Asddie und Louise spielen werden, habe ich zum Glück erst Mitte des Buches gelesen. Da hatte ich mir schon mein eigenes Bild von den Figuren gemacht.

    Als Addies kleiner Enkel Jamie einige Zeit bei ihnen verbringt, sind sie fast eine kleine Familie. Sogar eine Hündin nehmen sie für Jamie zu sich.

    Letztlich zeigt das Buch ein Stück US-amerikanischen Alltag.
    Der Roman ist kurz und gut lesbar, deswegen schnell durch. Ich werde Addie und Louise vermissen, hoffe jedoch, noch weitere Romane von Kent Haruf zu lesen.
    Unsere Seelen bei Nacht ist übrigens auch als Hörbuch, gelesen von Ulrich Noethen, erschienen.

  • ?Unsere Seelen bei Nacht? war mein erstes Buch des Autors und hat mich neugierig auf seine anderen Werke, die ebenfalls in der Kleinstadt Holt spielen, gemacht.
    Der Schreibstil des Autors ist sehr geradlinig und schnörkellos. Die Sätze sind eher kurz gehalten und verlieren sich fast nie in ausschweifenden Ausführungen. Ich persönlich mag diese etwas kargere Art zu schreiben sehr und konnte mich daher sehr schnell mit dem doch eher ungewöhnlichen Schreibstil anfreunden. Die wörtliche Rede ist nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet, so dass mir hier die Orientierung etwas schwer viel, ich konnte mich daran jedoch auch gut gewöhnen.
    Die Charaktere Addie und Louis habe ich sehr schnell in mein Herz geschlossen. Der Autor ist mit den Beschreibungen der beiden und generell mit den Beschreibungen der Personen sehr zurückhaltend und überlässt vieles der Imagination des Lesers. Der Fokus lag so weniger auf den einzelnen Personen, als auf der Beziehung zwischen ihnen. Das ist für mich ungewöhnlich gewesen, war aber enorm erfrischend und eine willkommene Abwechslung zu meiner sonstigen Lektüre.
    Die Handlung hat mich in ihrer Schonungslosigkeit gerade zum Ende hin überrumpelt? und mich durchaus unbefriedigt zurückgelassen. Dennoch ist es auf perfide Weise passend und ehrlich.
    Insgesamt bin ich mit dem Buch vollends zufrieden, es hat mich überrascht und mitgenommen, die Aufmachung der Charaktere und der Erzählung war für mich eine interessante neue Leseerfahrung. Ich werde in Zukunft definitiv noch weitere Bücher des Autors lesen.

  • Unsere Seelen bei Nacht von Haruf, Kent

    Barbara aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

    Addie macht Louis, der auch alleinstehend ist, ein wundervolles Angebot. Er soll bei ihr übernachten und statt Beischlaf bietet sie Gespräche an. Und auch wenn in der Kleinstadt bald die Gerüchteküche kocht, tut es beiden mehr als gut. Mir ist natürlich klar, dass diese ungewöhnliche Konstellation nicht immer funktionieren kann, und doch gefällt mir die Vorstellung, dass die beiden im Alter nicht alleine sind. Die Freundschaft, die zarten Bande zwischen den beiden, was kann es Schöneres geben. Eine Kleinode, ein Wunder, ein Buch, das glücklich macht!

  • "Und dann kam der Tag, an dem Addie Moore bei Louis Waters klingelte." (S. 7) Mit diesem fast biblisch anmutenden Satz beginn Kent Harufs letzter, posthum erschienener Roman. Er suggeriert, dass etwas zu einem Endpunkt gelangt, das zuvor begonnen hat. Addie Moore und Louis Waters sind zwei Senioren um die 70, die Jahre zuvor ihre Partner verloren haben und sehr einsam sind. Sie sind seit langer Zeit Nachbarn, kennen sich jedoch nicht besonders gut. Eines Tages macht Addie Louis eine Art Antrag. Sie fragt ihn, ob er ab und zu bei ihr übernachten könnte, weil sie sich einsam fühlt und schlecht schläft.?Die Nächte sind am schlimmsten.? (S. 10) Es geht ihr nicht um Sex oder eine Liebesbeziehung, sondern um Nähe. Sie möchte, dass sie nachts miteinander reden. Louis sagt zu, hat aber größere Bedenken als Addie wegen des zu erwartenden Tratsches in der fiktiven Kleinstadt Holt in Colorado.
    Zwischen Addie und Louis entwickeln sich Freundschaft und Zuneigung, dann Liebe. Sie erzählen sich nächtelang ihr Leben, sprechen über Fehlschläge, Enttäuschungen und die großen Tragödien. Louis hat seine Ehe durch eine Affaire aufs Spiel gesetzt. Addie hat ihre kleine Tochter durch einen Unfall verloren, den ihr Sohn Gene mit verschuldet hat. Danach war nichts mehr wie zuvor. Ihr Mann Carl verhielt sich kalt und distanziert und konnte seinen Sohn nicht mehr lieben. Ihre gute Ehe war nur Fassade.
    Addies und Louis´ Arrangement wird schwieriger, als Gene von seiner Frau verlassen wird und Addie den verstörten, von Albträumen geplagten 6jährigen Enkel bringt. Das späte Glück wird letztlich nicht durch kleinstädtische Engstirnigkeit gefährdet, sondern ausgerechnet durch den selbsternannten Moralapostel Gene, der um sein Erbe fürchtet und seine Mutter vor eine schwere Wahl stellt.
    Der Roman zeigt, wie zwei Senioren sich mutig über kleinstädtische Vorstellungen von Anstand und Schicklichkeit hinwegsetzen und einen Weg aus der Einsamkeit in ein fragiles Glück finden. Die Sprache ist nüchtern und schnörkellos. Es gibt sehr viel Dialog, der nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet, aber dennoch problemlos verständlich ist. Haruf erzählt eine berührende, melancholische Geschichte, die auch deshalb so beeindruckt, weil sie das Vermächtnis eines sterbenden Autors ist. Sehr empfehlenswert.