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  • Berg 2017 von Deutscher Alpenverein; Österreichischer Alpenverein; Alpenverein Südtirol

    Zeitschrift Band 141: im Gegensatz zum doch recht nüchternen Untertitel bestechen die Inhalte des diesjährigen Alpenvereinsjahrbuchs durch Vielfalt aber auch durch eine gehörige Portion Mut zur Kritik. In den sechs, mittlerweile zum jährlichen Standard gewordenen Rubriken (z. B. BergWelten, BergMenschen) kommen bekannte und weniger bekannte Autorinnen und Autoren zu Wort und stellen unserem Umgang mit der Bergwelt mal mehr, mal weniger in Frage.

    Der Gebietsschwerpunkt liegt in diesem Jahr im Sellrain, diesem recht übersichtlichen Tal (samt seiner Seitentäler) in der Nähe von Innsbruck, das ein Synonym für den immer beliebter werdenden Skitouren-Tourismus geworden ist. Nicht zuletzt deshalb, weil es zum entscheidenden Zeitpunkt die Weichen in die (vermeintlich) richtige Richtung gestellt hat. Dass jede Medaille eine Kehrseite hat, sieht man an überfüllten Parkplätzen am Gasthaus Praxmar oder am Gasthaus Lüsens an einem sonnigen, schneereichen Frühjahrs-Wochenende. Die dunkle Seite der Wasserkraft, von der heimischen Energiewirtschaft als ökologisch gepriesen, kennen wohl wenig. Überraschend heftig kritisiert Luis Töchterle die Energiepolitik der TIWAG, die in den Tiroler Gewässern ihre Spuren hinterlässt. Die sichtbaren, wie Staumauern- und wehre oder Bäche, die plötzlich im Nichts verschwinden, kennt man. Aber dass fast alle Jungfische jedes Jahr durch den sog. Schwallbetrieb im Inn abgetötet werden, ist hinlänglich wenig bekannt.

    Wie immer ist es die Mischung, die auch das diesjährige Jahrbuch Berg 2017 wieder lesenswert macht. Einzig allein die Themen Spitzenalpinismus und Wettkampfdisziplinen wirken, wie bereits in den letzten Ausgaben, etwas aneinandergereiht, aber dürfen natürlich in einem Jahrbuch nicht fehlen.

    Persönliche Highlights: das Portrait über die Sellrainer Stadtwäscherinnen, eine in den 1970-er-Jahren ausgestorbene Zunft; der Kugler-Bauer, ein echtes Original aus Matrei am Brenner; oder der Beitrag über echten oder künstlichen Schnee inklusive dem Interview mit dem Ökologen Dr. Christian Newesely - spätestens hier wird klar, dass der Skitourismus auf dem Holzweg ist, wenn er auf Beschneiung samt riesiger Speicherteiche und Schneekanonen setzt.

    Als Bonus erhalten zusätzlich noch die Alpenvereins-Mitglieder die AV-Karte Stubaier Alpen/Sellrain.

  • Berg 2017 von Deutscher Alpenverein; Österreichischer Alpenverein; Alpenverein Südtirol

    Das Alpenvereinsjahrbuch ist bekannt für seine Vielfalt an Informationen rund um das Thema Berg. Aktuelle Themen und Geschichtliches, Portraits und Interviews wechseln sich ab, sodass eigentlich jeder Bergfreund etwas Passendes darin für sich entdecken kann. Das Schöne an dem Buch ist, dass man es immer wieder zur Hand nehmen kann und nicht in einem Rutsch durchlesen muss.

    Der Abschnitt BergWelten befasst sich dieses Jahr mit dem Sellrain-Tal. Im Interview mit den beiden Tourismus-Pionieren Karl Kapferer und Luis Melmer sowie dem jungen Lukas Ruetz bekommt man tiefe Einblicke in die Bergsteigerdorf-Region, die sich schon früh auf die Skitourengeher konzentriert und dadurch ihren ganz eigenen Charakter bewahrt hat. Sehr aufschlussreich und informativ ist auch das Kapitel über die ökologischen Auswirkungen der Strom-Produktion aus Wasserkraft im Sellrain-Tal. Als Wahltirolerin und häufige Besucherin des Sellrain-Tales habe ich ganz neue und differenziertere Eindrücke über das Tal bekommen.

    Sehr berührt hat mich das Portrait des Kugler-Bauern, der uns zeigt, dass man auch mit einer gewissen Anspruchslosigkeit bzw. Genügsamkeit zufrieden leben kann - in der heutigen Zeit alles andere als selbstversändlich.

    Ich kann das Buch sehr empfehlen! Ein großes Dankeschön an die Herausgeber, die sich jedes Jahr viel Mühe mit der Auswahl der Themen geben.