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Unter der Mauer

Unter der Mauer

Kriminalroman

von Melanie Lahmer

Taschenbuch
296 Seiten; 20.3 cm x 12.7 cm
Sprache Deutsch
1. Auflage
2019 Nova MD
ISBN 978-3-96443-489-0
 

Hauptbeschreibung

Eine verschwundene Studentin.
Eine unüberwindbare Grenze.
Und ein Verbrechen, das mehr als 30 Jahre lang ungesühnt bleibt.
Leipzig, 1984: Die Studentin Michaela Wolff verschwindet spurlos. Alles, was ihrer Familie bleibt, ist ein Abschiedsbrief. Auch nach dem Fall der Mauer findet man kein Lebenszeichen von ihr. Die Familie zerbricht beinahe an diesem Schicksal.
Fünfunddreißig Jahre später stößt die Psychologin Nike Klafeld in Siegen auf ein altes Tagebuch, versteckt in einem Weltkriegsbunker.
Die Suche nach der jungen Frau führt sie auf eine Reise in ihre eigene Vergangenheit und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Doch Nike ahnt nicht, dass sie sich bei ihrer Suche nach Gerechtigkeit selbst in große Gefahr bringt ...
»Unter der Mauer«
Der Auftakt zur neuen Krimireihe mit der Psychologin Nike Klafeld


Einführung oder Vorwort


30. Juli 1984

Liebe Mutti, lieber Vati!
Wenn ihr diesen Brief lest, bin ich nicht mehr da.
Ich habe mich entschieden, ein neues Leben zu führen.
Sucht nicht nach mir, denn ihr werdet mich nicht finden. Ich habe alle Spuren verwischt, um euch nicht mit unnötigem Wissen zu belasten.
Ich weiß, dass meine Entscheidung Konsequenzen haben wird. Auch für euch. Doch ich kann nicht anders. Leider kann ich euch keine Erklärung geben und hoffe auf euer Verständnis.
Ich werde immer an euch denken, eure Michi

Kapitel 1

»Hey, Nike, fang!«
Lukas warf ihr einen Flaschenöffner zu, den sie geschickt aus der Luft fing.
»Das war knapp!«, rief Nike lachend. Mit einem Plopp öffnete sie die Flasche Bier und hob sie den anderen zum Zuprosten entgegen.
»Auf Pigs and Pearls und den alten Probenraum!«
Sie nahm einen Schluck und schüttelte sich. Das Bier war lauwarm, aber das machte an einem Abend wie diesem nichts. Heute ging es um Erinnerungen, nicht um Gaumenfreuden.
Obwohl der Probenraum eine Zeitlang wie ein zweites Zuhause für sie gewesen war, musste die Band genau wie alle anderen Mieter der Bunkerräume auch, ihr Domizil verlassen. Das Gebäude aus Kriegszeiten war von einer Immobiliengesellschaft aufgekauft worden und sollte nun zu einem extravaganten Wohngebäude ausgebaut werden.
»Feier die Feste, wie sie fallen«, stimmte ihr Bandkollege Jute an und imitierte mit seinen Fingern einen imaginären Basslauf.
»Feier die Feste wie sie fallen, heut' ist der beste Tag von allen ...«
Nike nahm den Gesang auf, ihre Bandkumpels stimmten ein und plötzlich lagen sie sich in den Armen und sangen den Song, der auf keinem ihrer Konzerte fehlen durfte.
Es half, nicht allzu melancholisch zu werden.
Nach der letzten Strophe löste sich Nike aus der Umarmung und trank von ihrem Bier. Dabei ließ sie den Blick durch den Raum schweifen, über die alten, bunten Teppiche auf dem kalten Betonboden und die Bandposter an den Wänden, bis er an den unzähligen Eierkartons hängenblieb.
»Ich hab die Dinger ja immer gehasst. Die sehen schäbig aus und bringen nichts.«
Mit dem Finger drückte sie eine Erhebung ein, dann noch eine.
»Wie alt sind die überhaupt? Die kleben doch bestimmt noch von der allerersten Band aus den Achtzigern oder so hier.«
Lukas stellte seine Bierflasche auf den Boden und griff mit beiden Händen an den schmalen Rand der Pappe, um sie abzureißen. Sie hatten den Probenraum mitsamt Eierkartons übernommen und sie aus lauter Faulheit an den Wänden gelassen. Dass sie nicht zur Schalldämmung taugten, hatten sie von Anfang an gewusst.
Er riss eine große Lücke in die Wandverkleidung und warf die Reste in Jutes Richtung. Der duckte sich einfach, sodass die Pappe vor Nikes Füßen landete.
»Vorsicht! Zerbrechlich!«
Sie schüttelte den nächsten blauen Müllsack auf, um die Pappstücke darin zu sammeln. Es tat gut, so ausgelassen in dem alten Probenraum herumzualbern. Das linderte die leichte Wehmut, die Nike überkommen hatte. Kein Wunder, immerhin waren sie in diesem Raum in den letzten vier Jahren zu einer richtig coolen Truppe zusammengewachsen.
»Ich wäre ja gern noch hiergeblieben.«
Lukas holte sich noch ein Bier aus der Kiste in der Ecke. »Wir hatten echt eine schöne Zeit hier.«
»Ach, wir werden schon einen neuen Raum finden. Wart’ nur ab!«
Nike prostete ihrem Mann zu, obwohl sie nicht so optimistisch war, wie sie vorgab. In letzter Zeit hatten sie nur noch wenig geprobt, weil Gitarrist Rob und Lukas bei der Siegener Kripo zunehmend mehr Überstunden machen mussten. Diesen Freitagabend hatten sie sich freigehalten, um auf gebührende Weise von diesem Teil ihrer Bandgeschichte Abschied zu nehmen.
»Hey, ihr beiden, hockt hier nicht so faul rum!«
Jutes übersprudelnde Energie war ansteckend. Zu fünft zerrten und zogen sie an den hartnäckig verklebten Eierkartons. Der Haufen in der Mitte wurde immer größer, die Kiste Bier in der Ecke leerte sich.
»Hey, schaut mal!«, rief Jute. »Hier hat wohl jemand alte Liebesbriefe versteckt!«
Er hielt ein paar zerrissene Seiten in die Höhe. »Ob das hier mal ein heimliches Liebesnest war?«
»Das würde dir gefallen!«
Lukas schüttelte lachend den Kopf und begann, Eierkartons in einen blauen Müllsack zu füllen.
»Soll ich euch mal ein paar Zeilen vorlesen?«
Jute hielt die Zettel gegen die Leuchtstoffröhre an der Decke und verengte die Augen.
»Das ist mit Bleistift geschrieben, das kann ich ja kaum entziffern.« Er schwieg einen Moment, dann las er mit gerunzelten Brauen vor. »Ich weiß zwar immer noch nicht, wo ich bin, aber das Mineralwasser heißt Rothaarquelle und ... Mehr kann ich nicht lesen. Und das bisschen hier auch nur mit viel Fantasie.«
»Also, dass man nicht weiß, wo man aufwacht, kann ich mir ja noch vorstellen. Aber dann weiß ich zumindest grob, in welcher Region ich mich befinde«, antwortete Lukas lachend. Er nahm einen Schluck Bier und kratzte mit der Spachtel ein paar hartnäckige Pappreste von der weiß getünchten Wand.
»Ja, der Herr von der Kripo weiß eben nicht, wie so ein richtiger Absturz aussieht. Als ich damals in Berlin ...«, begann Keyboarder Pit, doch Nike unterbrach ihn.
»Keine Zivi-Geschichten, Pit. Bitte! Wir haben alle mittlerweile mindestens acht Mal gehört.« Sie ging zu Jute, der ihr die zerknüllten Seiten in die geöffnete Hand legte.
»Da sind noch mehr Blätter«, antwortete er. »Wenn du sie lesen willst, musst du das Zeug wohl erstmal sortieren. Die Zettel und Schnipsel hängen nicht zusammen und sind teilweise zerrissen.«
Der blonde Bassist griff an den Rand des nächsten Kartons, unter dem noch mehr Blätter hervor segelten und auf dem Boden landeten.
»Oh, das scheint ein Nest zu sein. Bitteschön.«
Er ging ein paar Schritte zur Seite, um an einer anderen Stelle weiterzumachen.
»Vielleicht sind das ja abgelegte Songtexte einer unserer Vorgängerbands«, mutmaßte Jute und riss an der nächsten grauen Pappe. »Wenn sie gut sind, peppen wir das Ganze auf und machen einen coolen Song draus.«
Nike bückte sich und hob die Seiten auf, doch Jute war schon längst wieder mit dem Abriss beschäftigt.
»Warum versteckt denn jemand so viele beschriebene Seiten hinter der Wandverkleidung?«
Sie hielt die Seiten gegen das Licht. Das Papier war leicht vergilbt, die aufgedruckten Linien eng mit Bleistift beschrieben.
Hätte ich es ahnen können?
Offensichtlich waren die Blätter aus einem Heft oder Buch herausgerissen worden.
»Heb sie doch auf und kleb sie zusammen. Vielleicht sind sie ja wirklich zu gebrauchen«, antwortete Lukas, ohne aufzusehen.
»Und wenn es Tagebucheinträge sind, die niemand lesen soll?«
Sie sammelte die Zettel trotzdem auf.
»Dann schmeiß sie einfach weg. Ist doch egal.«
Lukas warf eine weitere Handvoll Pappe in den Müllsack.
Doch hinter dem nächsten Karton verbargen sich noch mehr Blätter.
Vorsichtshalber verstecke ich die beschriebenen Seiten ...
Nike hob sie auf und steckte sie in ihre Gesäßtasche. Vielleicht war es das Bier, vielleicht die ausgelassene Stimmung, vielleicht auch die unterschwellige Traurigkeit, den Probenraum verlassen zu müssen.
Doch die wenigen Sätze regten etwas in ihr an, das sie noch nicht greifen konnte. Sie würde sich morgen damit beschäftigen.


Klappentext

Eine verschwundene Studentin.
Eine unüberwindbare Grenze.
Und ein Verbrechen, das mehr als 30 Jahre lang ungesühnt bleibt.

Leipzig, 1984: Die Studentin Michaela Wolff verschwindet spurlos. Alles, was ihrer Familie bleibt, ist ein Abschiedsbrief. Auch nach dem Fall der Mauer findet man kein Lebenszeichen von ihr. Die Familie zerbricht beinahe an diesem Schicksal.

Fünfunddreißig Jahre später stößt die Psychologin Nike Klafeld in Siegen auf ein altes Tagebuch, versteckt in einem Weltkriegsbunker.
Die Suche nach der jungen Frau führt sie auf eine Reise in ihre eigene Vergangenheit und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Doch Nike ahnt nicht, dass sie sich bei ihrer Suche nach Gerechtigkeit selbst in große Gefahr bringt ...

»Unter der Mauer«
Der Auftakt zur neuen Krimireihe mit der Psychologin Nike Klafeld


Biografische Anmerkung zu den Verfassern

Melanie Lahmer, geboren 1974 in Rotenburg/Fulda, wuchs in unmittelbarer Nähe zur innerdeutschen Grenze auf.
Sie studierte Erziehungswissenschaften, Psychologie und Soziologie und lebt mit ihrem Mann, den drei Töchtern und zwei
Katzen in ihrer Wahlheimat Siegen.


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