Die Jagd

Hardcover
288 Seiten; 18.4 cm x 11.6 cm
Sprache Deutsch
3. Auflage
2022 Diogenes
ISBN 978-3-257-07158-0

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»Wenn Sie wissen wollen, was das moderne, junge Russland denkt, lesen Sie Filipenko.« Swetlana Alexijewitsch

Hauptbeschreibung

Ein Journalist, der zu viel weiß. Ein Sohn, der seinen Vater verrät. Ein Oligarch, der keine Gnade kennt. Ein korrupter Schreiberling ohne jeden Skrupel. Medien, die auf Bestellung einen Ruf ruinieren. Sasha Filipenko erzählt die Geschichte des idealistischen Journalisten Anton Quint, der sich mit einem Oligarchen anlegt. Worauf dieser den Befehl gibt, Quint fertigzumachen. Die Hetzjagd ist eröffnet.

Zitat aus einer Besprechung

»Filipenko nimmt uns mit diesem literarisch starken, anspruchsvollen Text auf mehreren Erzählebenen mit ins Landesinnere. Sein Roman bietet eine verwirrende, ängstigende wie Schüttelfrost erzeugende Lektüre.«

Sasha Filipenko

Sasha Filipenko, geboren 1984 in Minsk, ist ein belarussischer Schriftsteller, der auf Russisch schreibt. Nach einer abgebrochenen klassischen Musikausbildung studierte er Literatur in St. Petersburg und arbeitete als Journalist, Drehbuchautor, Gag-Schreiber für eine Satireshow und als Fernsehmoderator. Sein Roman ›Die Jagd‹ war ein ›Spiegel‹-Bestseller. Sasha Filipenko ist leidenschaftlicher Fußballfan und wohnte bis 2020 in St. Petersburg. Er musste mit seiner Familie Russland verlassen und lebt in der Schweiz.

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Katja Hölzl aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Florian Lechner aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Vorausgeschickt sei, dass Sasha Filipenko über eine klassische Musikausbildung verfügt. Für die Form des vorliegenden Romans lehnt er sich an die Sonatensatzform an, was anfangs bei der Vorstellung der Themen und Motive etwas verwirrend ist. Umso fas... Mehr lesen

Die Jagd

Sasha Filipenko

Das Buch von Sasha Filipenko, einem belarussischen Schriftsteller, der auf Russisch schreibt, ist wie eine Sonate aufgebaut, welche in einem steigenden Crescendo die Hetzjagd auf einen Journalisten schildert. Der Autor, der nach einer abgebrochenen klassischen Musikausbildung Literatur in St. Petersburg studierte, vereint in seinem Werk sowohl musikalische als auch journalistische Kenntnisse, da er selbst als Journalist und Drehbuchautor gearbeitet hatte. Der Roman erschien im Original auf Russisch bereits im Jahre 2016, wurde aber erst in diesem Jahr 2022 ins Deutsche übersetzt und gewinnt nun natürlich eine ergreifende Aktualität vor dem Hintergrund der politischen Geschehnisse in Europa.
Erzählt wird die Verfolgung des Journalisten Anton Quint, wobei diese Handlung mit der Lebensgeschichte der Brüder Lew und Mark (einem Cellisten) Smyslow verflochten ist. Außerdem lernen wir einen russischen Oligarchen, Wolodja Slawin, mit politischen Ambitionen kennen. Als Anton Quint enthüllt, dass der selbsternannte Patriot sein Vermögen außer Landes gebracht hat und seine Familie lieber an der Côte d’Azur weilt als in Russland, schwört Slawin Rache. Quint wird damit selbst zur Zielscheibe der Verfolgung: „Unser Imperator spricht in Worten, die nichts bedeuten, sein Gefolge denkt sich Gesetze aus, die keinen Sinn ergeben.“ Aus den Stimmen von Jägern und Gejagtem setzt sich die Geschichte einer Menschenjagd zusammen, die ein tragisches Ende für den frischgebackenen Vater einer Tochter nimmt.
Es ist erstaunlich, wie genau der belarussische Schriftsteller Filipenko schon vor sechs Jahren die Zustände in Russland und in Belarus analysiert hat. Der Leser oder die Leserin kommt nicht umhin, Ähnlichkeiten mit Alexej Nawalnyi zu erahnen … „Womit stören wir sie denn, diese Mehrheit? Das kann ich dir sagen. Menschsein bedeutet die Fähigkeit, in einer komplexen Gesellschaft zu leben. Unsere Leute sind das nicht gewohnt. Unser Volk will nicht in schwierigen Umständen leben, und damit meine ich natürlich nicht die Lebensbedingungen, sondern die gesellschaftlichen Bedingungen. Überleg doch mal: Die Mehrheit ist bei uns an ein gutes Leben gewöhnt (…) Die Mehrheit ist wie eh und je mit Arbeit beschäftigt, genau wie vor hundert oder zweihundert Jahren, daher müsste die Mehrheit auch leben wie vor hundert oder zweihundert Jahren, aber sie lebt besser, lebt weitaus bequemer, dank jener Minderheit, die sich um die Lebensgestaltung der Mehrheit kümmert. Diese Minderheit sind Gelehrte, Erfinder, Künstler, mit einem Wort – die Intelligenzija…“
Es ist ein höchst aktuelles Bild, das noch lange in uns nachhallen wird, während wir gebannt die Tagesnachrichten rund um den Ukraine-Krieg verfolgen. Unwillkürlich werden Zitate aus dem Roman wie ein Echo in uns ertönen: „Alle behaupten“, so lässt Filipenko eine seiner Figuren erklären, „sie wollen leben wie in Europa, aber keiner kommt mit einem europäischen Alltag zurecht. Europäer sein ist verantwortungsvoll und schwierig, viel schwieriger, als unsere fortschrittliche Minderheit denkt.“
Meines Erachtens ein wahrhaft aktueller Roman, der unseren Blick auf das System der Unterdrückung, auf die Zustände in Russland und nicht zuletzt auf das Weltgeschehen zu schärfen vermag.

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