Rezensionen

Persönliche Lesetipps unserer Buchhändler:innen

Ein Halstuch voller Lügen

Annette Herzog

Tyrolia Testleser:in aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Der süße Duft der Reben

Tara Haigh

Kund:innen-Tipp Tyrolia aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Ein Hund kam in die Küche

Sepp Mall

1942 entscheidet sich Ludis Familie für die Auswanderung von Südtirol ins Deutsche Reich, zunächst nach Innsbruck, dann weiter nach Oberösterreich. Sein behinderter Bruder Hanno wird ins St. Josefs Heim zwangseingewiesen. Ich vermute, es ist das noch... Mehr lesen

Brigitte Thaler aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Die Wand (Marlen Haushofer: Die gesammelten Romane und Erzählungen 3)

Marlen Haushofer

Anlässlich der schönen neuen Werkausgaben von Marlen Haushofer (mit Vorwort und Kommentar) bietet es sich aktuell an ihre Texte (neu) zu entdecken. "Die Wand", als bekanntester ihrer Texte lässt sicherlich viele Lesarten zu (zivilisationskritisch, fe... Mehr lesen

Christina Welser aus unserer Tyrolia-Filiale in Salzburg

Wir, wir, wir

Dizz Tate

Maxie Bantleon aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Der Halbmörder

Håkan Nesser

Maxie Bantleon aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Der Fluch des Hasen

Bora Chung

Katja Hölzl aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Asterix 40

Fabcaro

Katja Hölzl aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Ich packe meine Bibliothek aus

Walter Benjamin

Katja Hölzl aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Marschlande

Jarka Kubsova

Britta übersiedelt mit ihrer Familie von Hamburg ins Umland - die Marschlande, ein fruchtbarer Landstrich, der allerdings häufig von Flutwellen heimgesucht wird. Hier stößt sie auf einen Straßennamen, mit dem sie zunächst nichts anfangen kann. Der W... Mehr lesen

Florian Lechner aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Herr Raue reist

Tim Raue

Tim Raue ist einer der Spitzenköche, der mit seiner speziellen Art sicher polarisiert, aber ich mag ihn uneingeschränkt. Für sein neues Kochbuch bzw. zuerst für seine TV-Serie „Herr Raue reist“, aus der dann das Kochbuch entstanden ist, ist Herr R... Mehr lesen

Maxie Bantleon aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Royal Taste

Jennieke Cohen

Testleserin JANA, Tyrolia-Filiale Innsbruck (15 Jahre, Aurach) Das Buch war sehr spannend, und besonders interessant fand ich, dass man einen Einblick bekam, wie es im 19. Jahrhundert war und wie sich die Gesellschaft seither entwickelt hat. Beson... Mehr lesen

Tyrolia Testleser:in aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Ein Halstuch voller Lügen

Annette Herzog

Testleserin IDA, Tyrolia-Filiale Innsbruck (11 Jahre, Innsbruck) Das Buch „Ein Halstuch voller Lügen“ von Anette Herzog, das in der Ich- Perspektive und Gegenwart geschrieben ist, hat mir ganz gut gefallen. Vor allem aber hat es mich sehr zum Nachdenken angeregt. Es handelt von einem Mädchen, das in der Zeit der DDR, der Deutschen demokratischen Republik, aufwächst. Dieses Thema höre ich oft, und ich weiß dann nie genau, was ich mir darunter vorstellen soll. Diese Geschichte hat mir geholfen, das ein bisschen besser zu verstehen. Es dreht sich viel um Freundschaft, aber auch um verschiedene Meinungen, was ich sehr schön finde. Auch aufgefallen ist mir, dass der Titel des Buches nicht ganz zur Geschichte passt. Trotzdem würde ich das Buch empfehlen. Für alle, die mehr über das Thema erfahren wollen, und die, die Bücher über Freundschaft mögen. Susanne zieht mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder Niko nach Ostberlin. Dort ist es kalt und grau, und Susanne gefällt es hier nicht. Sanne möchte, dass Mama ihre Meinung ändert und dass sie wieder nach Ilmenau zu Ulli, Nikos Papa, ziehen. Denn sie glaubt, dass sie hier mal wieder keine Freundin finden wird. Als sie etwas stiehlt, damit sie endlich dazugehört, häufen sich die Lügen. Unerlaubt ziehen sie in eine leerstehende Wohnung ein, und Susanne hat immer Angst, dass sie die Polizei eines Tages in der illegalen Wohnung besuchen kommt. Dann aber lernt sie ein Mädchen kennen. Silke aus ihrer Klasse ist ein lautes Mädchen, das immer sagt, was sie denkt. Als dann auch noch die nette Nachbarin Frau Kobold verhaftet wird und Ulli plötzlich vor der Tür steht, steht Sannes Leben gründlich Kopf.

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Der süße Duft der Reben

Tara Haigh

Testleserin SONJA, Tyrolia-Filiale Innsbruck (Vösendorf) Ein spannender Roman, der im Jahr 1903 handelt. Der Vater der jungen Spanierin Isabel importiert Rosinen aus der Heimat nach London. An ihrem 21. Geburtstag verkündet er ihr, dass sie ihren Cousin Rafael heiraten und in ihre ehemalige Heimat nach Spanien zurückkehren soll. Nicht nur, dass Isabel ihren Cousin nicht leiden kann, wurde sie zum Studium an der Londoner Kunstakademie aufgenommen, was ihr Traum war. Doch sie kann sich ihrem Vater nicht widersetzen und muss mit dem Schiff nach Spanien. Am Schiff schmiedet sie einen Plan, um sich der Vermählung zu entziehen. Mit dieser Entscheidung überschlagen sich die Ereignisse und für Isabel beginnt ein Kampf ums Überleben und die Liebe. Die Beschreibung der Charaktere wirkt durchaus real und passt perfekt in das Zeitalter der Handlung, die zusätzlich das historische Thema zum Anbau von Moscatel, um daraus Rosinen zu gewinnen und zu exportieren, einschließt. Dabei kommt das Thema Habgier, Macht und Intrigen nicht zu kurz. Die Autorin hat es geschafft mich von Anfang an zu fesseln, wobei die Protagonistin Isabel mir auf Anhieb sympathisch war. Das Rebellieren gegen eine Zwangsheirat und Verzicht auf den eigenen Traum des Kunststudiums war nachvollziehbar. Der Schreibstil der Autorin machte es möglich, dass keine Passage im Buch unnötig lang war und die Spannung bis zum Ende anhielt. Das selbstbewusste und andererseits doch etwas naive Handeln brachte Isabel oft in Schwierigkeiten und dabei hat die Autorin sehr gekonnt Verstrickungen eingebaut, die am Ende unerwartete Wendungen brachten. Ich mochte fast alle Charaktere des Buches, die doch ziemlich unterschiedlich waren und ihre jeweiligen Handlungen auch konkrete Hintergründe hatten, die dem Leser allmählich bis zum Ende hin offenbart werden. Mich hat der Roman sehr begeistert, da er lebensecht und glaubwürdig geschrieben ist. Ich kann diesen wirklich sehr empfehlen!

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Wir, wir, wir

Dizz Tate

„Wir fürchten uns schon lange vor dem Alleinsein, aber wir dachten, wir hätten ein Mittel dagegen: Zusammensein.“ Schon lange schwärmt die Clique der dreizehnjährigen Freundinnen Britney, Hazel, Jody, Leila, Isabel und Christian für die ein Jahr ältere Sammy, sie wollen ihre Aufmerksamkeit erregen und so sein wie sie, immer lauter und strahlender, doch für Sammy sind sie so unsichtbar wie Luft, bloß Kinder mit großen Schulrucksäcken und sehnsüchtigen Augen; sie nimmt die jüngeren Mädchen gar nicht wahr. Und jetzt ist ganz Falls Landing, ein kleiner Ort inmitten der brütend heißen Sümpfe Floridas, in Aufruhr. Denn Sammy ist verschwunden.Sie hat nichts mitgenommen, alles war wie immer, bis auf das abgerissene Fliegengitter an ihrem Zimmerfenster. Ist sie abgehauen oder im See ertrunken? Wurde sie entführt? Oder ist ein Verbrechen geschehen? „Viel wissen wir noch nicht. Es war noch hell, als sie verschwand.“ So aufgeregt die Erwachsenen, vor allem die Mütter, der Frage nach dem Warum und Wohin und der Suche nach Sammy nachgehen, so abgeklärt und ruhig bleiben die Freundinnen. Sie wissen, was mit Sammy passiert ist, aber sie werden sich hüten, auch nur ein Sterbenswörtchen zu verraten. Auch die Leserin bleibt bis zum Schluss im Unklaren. (Das durchaus verstörende Ende des Romans würde ich gerne mit anderen Leserinnen diskutieren!) Es ist eine flirrende Geschichte, schon allein sprachlich ganz besonders und intensiv, da die Freundinnen so eng miteinander verbunden sind, dass sie uns ihre Geschichte wie mit einer einzigen Stimme erzählen, eben in der "Wir, wir, wir"-Form. In Einschüben erfahren wir – erzählt aus der jeweiligen Perspektive jeder einzelnen Frau – was später aus den Freundinnen geworden ist und wie sie dieser eine heiße Sommer geprägt hat. Dieser Sommer, als sie dreizehn und wie ein einziger, großer Organismus waren und das Wichtigste im Leben war, dem bewunderten, älteren Mädchen zu folgen und es zu beobachten, eingeladen zu werden, dazuzugehören.

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Der Halbmörder

Håkan Nesser

„Gütiger Herr im Himmel, schrie es in meinem Schädel, das gibt es doch gar nicht! Die Frau sieht tatsächlich aus wie… und dann stellte sich kein Name ein. Wie kann man nur den Namen der einzigen Frau vergessen, die man jemals geliebt hat? Wenn auch nur für ein paar Sekunden. (Den Namen vergessen, meine ich, die Liebe währte etwas länger.)“ Adalbert Hanzon ist dreiundsiebzig, sein Gedächtnis ist nicht mehr das, was es einmal war, und vielleicht ist er auch schon einen Hauch dement, aber falls es so ist, hat er keine Lust, sich näher damit zu befassen. Seine Methode, dem Vergessen und dem mentalen Verfall entgegenzuwirken: Jeden Sonntag greift er nach einem Stück Papier (halbsteifer Karton, Postkartenformat) und erstellt eine Liste mit sieben Personen: Auf der einen Seite eine Beschreibung der fraglichen Personen, auf der anderen Seite die dazugehörigen Namen. In der folgenden Woche liest Adalbert jeden Morgen die Seite mit den Beschreibungen und versucht anschließend, sich an die Namen zu erinnern. Aufstehen darf er erst, wenn er mindestens sechs geschafft hat, was zugegebenermaßen oft ganz schön lange dauert. Ein weiteres Ritual in Adalberts ansonsten recht eintönigem Leben sind die Trinkgelage mit seinem Nachbarn Henry Ullberg. Ihn einen Freund zu nennen, wäre wohl übertrieben, aber Henry ist der einzige Mensch, mit dem Adalbert regelmäßigen Kontakt pflegt. Es hätte eigentlich kaum mehr an Handlung in diesem Roman gebraucht, denn allein die Dialoge zwischen diesen beiden alten Sturschädeln sind schon großartig und skurril. Doch dann beschließt Adalbert, die Chronik seines Lebens aufzuschreiben – „A man’s gotta do what a man’s gotta do!“ – aber mit Schreiben allein ist es nicht getan, es gibt da vielmehr ein paar Dinge, die genauer untersucht werden müssen. Alles hängt damit zusammen bzw. hat damit begonnen, dass Adalbert vor kurzem in der Apotheke eine ganz bestimmte Frau ins Auge gefallen ist. Kann es sich wirklich um Andrea Altman handeln, die vor vielen, vielen Jahren die Liebe seines Lebens war? Und so erfahren wir auf allerlei Umwegen und mit vielen Verzweigungen – denn Adalbert verzettelt sich oft ganz schön und kommt vom hundertsten ins tausendste, eben genau so, wie ein älterer Mensch wahrscheinlich erzählen würde – von seiner Vergangenheit, der Liebe zu Andrea, die aber bereits mit dem ungeliebten Harald Mutti verlobt ist, und dem absurden Plan, den sie und Adalbert deswegen schmieden… Beim Versuch, die Geschichte korrekt wiederzugeben und die geheimnisvolle, vermeintliche Andrea Altman aufzuspüren, bekommt Adalbert nicht nur – ungebetene – Hilfe vom dauerpöbelnden Henry und einem an eine Ziege erinnernden Privatdetektiv, sondern auch von seiner lästigen Cousine Ingvor, gegen die er eigentlich nichts hat, aber sie redet so, dass einem die Trommelfelle wehtun, und sie geht mit Walking Stöcken. Adalbert hat es also wirklich alles andere als leicht mit seiner Chronik! Und woher wollen wir eigentlich wissen, dass ihn seine Erinnerung nicht trügt oder dass er uns glatte Lügen auftischt? „Schriftsteller ist der freieste Beruf von allen. Sich selbst gut aussehen zu lassen, ist der Trick.“ Bitte überzeugen Sie sich selbst – MICH hatte Hakan Nesser bzw. sein schreibender Protagonist Adalbert Hanzon von der ersten Seite an der Angel!

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Der Fluch des Hasen

Bora Chung

Bora Chungs Erzählband „Der Fluch des Hasen“ versammelt Geschichten, die aus dem Leben gegriffen sind und dennoch nicht alltäglich anmuten. Die koreanische Autorin selbst meint dazu: „Wir tun immer so, als wäre alles vollkommen normal. Aber das Leben ist nicht normal.“ So lässt uns eine jede der zehn Kurzgeschichten in eine phantastische Welt eintauchen, wo sich Realität und Fiktion begegnen – daraus entstehen fesselnde moderne Märchen, die unheimlich, mysteriös und zugleich klug und hoch intellektuell sind, gerade weil sie keinem literarischen Genre zugerechnet werden können. Es sind Fabeln, die als Metapher für „normale“ Dinge stehen, die uns Schrecken einjagen, wobei wir uns vielleicht an manch grausame Figur aus den Grimm´schen Märchen erinnern. Das Ende jedoch ist nicht tröstlich, sondern auf eine Weise verstörend, die nachdenklich stimmt. Heißt es doch für gewöhnlich: „…Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute“; – was aber geschieht, wenn die Märchenfiguren „noch heute“ weiterexistieren? Bora Chung öffnet mit der titelgebenden Erzählung „Der Fluch des Hasen“ eine Tür, die dies erahnen lässt ... Der magische Realismus des Bändchens zieht uns sofort in den Bann, da jede Vorstellungskraft gesprengt wird. So entsteht zugleich eine beißende Parabel unserer Gesellschaft, wo die Schrecken und die Grausamkeit zum Alltag zählen und wir gelernt haben, damit zu leben, fast ohne Hoffnung und ohne jeglichen Widerstand gegenüber den Dingen, die wir ohnehin glauben, nicht ändern zu können: „C´est la vie!“. Aber dass gerade die Erzählung des „Fluchs“ ein Segen sein kann, wenn wir so Verdrängtes ans Licht legen und als Wahrheit enttarnen, steigert die Chance, den Ängsten und Traumata des modernen Lebens entgegenzutreten und sie nicht einfach fatalistisch hinzunehmen. Wir sind eingeladen, dort hinzusehen, wo wir vielleicht niemals hingeblickt hätten … So ist dieses Bändchen, so skurril es auch scheinen mag, einem „Engel“ gleich: ein willkommenes Geschenk unter dem Weihnachtsbaum, denn: „Woran sollen wir einen Engel erkennen, außer dass er Mut macht, wo Ängste waren, Einspruch erhebt, wo Sachzwang herrschte, Freude schenkt, wo nicht einmal mehr Trauer wuchs, Beistand leistet, wo Einsamkeit sich breit machte, Abrüstung fordert, wo Terror glaubwürdig drohte. Fürchte dich nicht: Widerstand und Hoffnung wachsen!“ (nach Dorothee Sölle) Dass Hoffnung und Widerstand wachsen – und welche Zeit wäre günstiger hierfür als die Weihnachtszeit? –, um eine andere Welt zu gestalten als die, in der wir uns vorfinden, ist die große überraschende Erkenntnis des Erzählbandes. Vielleicht ist das märchenhaft Groteske, imaginäre Absurde und oft auch grausam Monströse in diesen Kurzgeschichten vorerst eine Zumutung, doch wusste schon Ingeborg Bachmann: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar!“ Und dass die Wahrheit Wirklichkeit werden, „Fleisch annehmen“ kann, möchte ja gerade die Weihnachtsbotschaft glaubhaft vermitteln.

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Asterix 40

Fabcaro

Ein besonderes Lesevergnügen für die Weihnachtszeit ist der Klassiker unter den Comics: Das neue Asterix-Abenteuer „Die weiße Iris“! Sogenannte „Asterixianer“ haben sehnsüchtig auf das Erscheinen dieses 40. Bandes gewartet und tatsächlich werden seine Fans nicht enttäuscht, denn wir finden darin nicht nur die altbekannten Elemente, die als Kulturgut unter den Comic-Lesern gelten, sondern wird hier zudem eine neue Strategie vorgeschlagen, nämlich Aspekte der Moderne wie Achtsamkeit, modernes Denken, Coaching etc. miteinfließen zu lassen. So werden spannende Anachronismen bedient, nämlich das Oszillieren zwischen Antike (ca. 50 v. Chr.) und Gegenwart. Ständig finden wir uns in einer Welt wieder, die die unsere erstaunlich gut widerspiegelt und uns mit Konflikten und Problemen konfrontiert, die genauso in unsere moderne Gesellschaft passen, etwa wenn es um Achtsamkeit geht: Wie sind ausgewogene Ernährung und positives Denken innerhalb eines reaktionären Dorfes möglich? Der scheinbare Weltverbesserer Visusversus inszeniert ein neues Leben für die gallischen Dorfbewohner. Einzig unser Held Asterix durchschaut die manipulativen Methoden des so lieblich anmutenden Eindringlings. „Die spinnen, die Römer!“ ist das gelungene Fazit, das die klugen Sprechblasen ziehen; wir finden Unterhaltung auf höchstem intellektuellem Niveau – also gerade jene Qualität, die diese Comics so besonders und seit Jahrzehnten in Europa so bekannt macht wie kaum ein anderes. Fühlen wir uns nicht alle angesprochen, wenn – als Metapher für unzählige weitere Dinge – von Visusversus verlangt wird, weniger Wildschwein, mehr Gemüse zu essen, mehr Sport zu betreiben, Konflikte mit Worten zu lösen anstatt mit Prügeleien? So wird eine „weiße Iris“ erblühen, verspricht der Coach, nämlich: „Positives Denken“. Über all dem liegt ein zwar kritischer, doch stets liebenswerter Blick auf die Verbesserungsvorschläge; und obgleich die Ambivalenz dargestellt wird, bleibt immer viel Sympathie für die allzu leichtgläubigen Dorfbewohner, die anfangs der Wandlung zustimmen. Feinsinnig wird aufgezeigt, dass die Phrasen des Unruhestifters Visusversus ganz andere politische Interessen vonseiten der römischen Übermacht zum Hintergrund haben, und so wird am Ende – dank Asterix, der die Machenschaften durchschaut – alles wieder gut: die Gallier finden zu ihrem gewohnten Lebenswandel zurück und zum legendären abschließenden Dorffest mit Wildschwein-Schmaus. „Die weiße Iris“ ist ein intellektuelles Lesevergnügen: immer wieder kann man kluge Anspielungen und Assoziationen zur heutigen Zeit erkennen. So heißt es auf der Reise nach Lutetia (dem heutigen Paris) „Verehrte Fahrgäste, aufgrund von Wildschweinen auf der Strecke fahren wir zurzeit mit einer Verspätung von 15 Sanduhren!“ Dieser Band kann mit den früheren Bänden, die inzwischen als –aus den Kinderstuben nicht wegzudenkendes – Mythos gelten, mithalten, denn auch hier gilt: „Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Gallieren bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten…“ Welche Zeit, wenn nicht die Weihnachtszeit, ist geeigneter, um in diese scheinbar versunkene, doch so lebendige Welt der Gallier einzutauchen und um uns mit dem „Zaubertrank“ zu laben, der den unbestechlichen Helden Asterix unbesiegbar macht?

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Ich packe meine Bibliothek aus

Walter Benjamin

Voll Freude habe ich auf diese Neuauflage der Essays von Walter Benjamin gewartet, die nun vor Kurzem erscheinen sind mit dem Titel „Ich packe meine Bibliothek aus“. Denn ich möchte nicht versäumen, wenn jemand wie der große und „meistzitierte Theoretiker der Kulturwissenschaften“ in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, der Philosoph Walter Benjamin, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1933 aus Deutschland flüchten musste, das offen darlegt – also „auspackt“ -, was ihm am kostbarsten war: seine Bibliothek. Bei dieser Lektüre wird uns der „Angelus Novus“ begleiten, der das Denken Benjamins prägte. Er hat aus dem „Angelus Novus“ den „Engel der Geschichte“ gemacht: „Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen, und seine Flügel sind aufgespannt. Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert.“ Dieser Engel mahnt uns, den Blick nach vorne, auf die aktuellen Geschehnisse zu richten. Gleichzeitig aber vermittelt er Hoffnung, denn die „Bibliothek“ ist „ausgepackt“. Wir können nach den Schätzen der Vergangenheit greifen, um die Zukunft zu gestalten. Darin ist uns Benjamin ein Vorbild, etwa, wenn wir seine Neigung betrachten, zum Beispiel Kinderbücher zu sammeln. In ihnen sah er etwas aus vergangenen Zeiten bewahrt, etwas, das nicht vom Fortschritt überformt wurde. Walter Benjamin war aber nicht nur ein ernster Denker, sondern ein Autor mit Humor, wie die fünf Texte dieses Bandes beweisen; so schreibt er: „Schriftsteller sind eigentlich Leute, die Bücher nicht aus Armut sondern aus Unzufriedenheit mit den Büchern schreiben, welche sie kaufen könnten, und die ihnen nicht gefallen. Das werden Sie, meine Damen und Herren, für eine schrullige Definition des Schriftstellers halten; schrullig aber ist alles, was aus dem Sehwinkel eines echten Sammlers gesagt wird.“ Und natürlich geht es in diesem schmalen Bändchen – ein perfektes und unbedingt empfehlenswertes Weihnachtsgeschenk! - um Literatur, Benjamins Lebenssinn, um das Glück des Suchens und Findens und schließlich um Träume…Walter Benjamin war ein fleißiger Träumer: In seinen Träumen trifft er Goethe, kehrt in seine Kindheit zurück und berichtet von rätselhaften Begegnungen und Vorgängen. Und er warnt: Das Frühstück verkörpere den Bruch zwischen Nacht- und Tagwelt: „Eine Volksüberlieferung warnt, Träume am Morgen nüchtern zu erzählen. Der Erwachte verbleibt in diesem Zustand in der Tat noch im Bannkreis des Traumes.“ Als Tipp kann ich nur empfehlen, sich dieses Bändchen – eine „Bibliothek“ – erst nach dem weihnachtlichen Schmaus zu Gemüte zu führen, es also zusammen mit den anderen Geschenken unter dem Baum „auszupacken“: ein festlicher und bereichernder Genuss für Herz und Seele!

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Ein Halstuch voller Lügen

Tyrolia Testleser:in aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Der süße Duft der Reben

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Ein Hund kam in die Küche

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Die Wand (Marlen Haushofer: Die gesammelten Romane und Erzählungen 3)

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Wir, wir, wir

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Der Halbmörder

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Der Fluch des Hasen

Katja Hölzl aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Asterix 40

Katja Hölzl aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Ich packe meine Bibliothek aus

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Marschlande

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Herr Raue reist

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