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  • Blauwal der Erinnerung von Tanja Maljartschuk

    Katja aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

    In diesem Roman, der in diesem Jahre 2022 eine besondere Brisanz erhält, beschreibt die Preisträgerin der Leipziger Buchmesse 2018, Tanja Maljartschuk, eindrucksvoll das Leben einer jungen Frau, die – traumatisiert durch Ereignisse aus der Kindheit - nach unglücklichen Beziehungen aus der Bahn geworfen wird. In ihren Angstzuständen und Panikattacken, die sie daran hindern, die eigene Wohnung zu verlassen, stößt sie durch einen alten Zeitungsartikel auf Wjatscheslaw Lypynskyj, einer historischen Figur, welche für die Geschichte der Ukraine besonders wichtig scheint, aber inzwischen in Vergessenheit geraten ist.
    Die Ich-Erzählerin findet in der eigenen bedrohten Existenz Parallelen zu diesem Volkshelden und die Erinnerung an ihn hilft ihr, das eigene Leben besser zu verstehen: „Olja bewertete meine Begeisterung für Geschichte als Intellektualisierung eines inneren Konflikts, ich würde mich hinter meinem Verstand verstecken, um etwas Großes und Beschämendes nicht fühlen zu müssen. Was genau, sagte sie nicht“, so lässt Maljartschuk ihre Protagonistin sprechen. „Was genau“ – das erfährt die junge Frau allmählich dank des „Blauwals der Erinnerung“: die Erinnerung an die sowjetische Entwurzelung. Doch das Ende ist im Untröstlichen tröstlich, denn wird die Erinnerung an den Kampf um eine unabhängige Ukraine zwar von der Zeit besiegt: „Der Blauwal schließt sein Maul und schwimmt weiter. Der gigantische Blauwal des Vergessens“, wie es am Ende des Romans heißt. Doch durch die Erzählung von Maljartschuk wird dieses vergessene Leben des Nationalhelden ja gerade wieder zum Bewusstsein gebracht und damit dem Vergessen entrissen.
    Dieser Roman ist zur richtigen Zeit neu aufgelegt worden, da wir uns alle gespannt und benommen mit den Kriegsgeschehen in Europa auseinandersetzen müssen. Tanja Maljartschuk geht den „Traumata des 20. Jahrhunderts“ nach und erweckt eine historische Figur zum Leben, die für die Geschichte der Ukraine wichtig war, welche jedoch vom sowjetischen Regime der Verschwiegenheit preisgegeben wurde: Wenn wir den Spuren des Nationalhelden Wjatscheslaw Lypynskyj folgen, werden wir den heutigen aktuellen Kampf um die ukrainische Unabhängigkeit besser verstehen - und so dazu beitragen, dass dies durch den „Blauwal der Erinnerung“ vom spurlosen Verschwinden gerettet wird: „Ein Leben verschwindet spurlos um einem anderen, dem nächsten in der Kette, eine Chance zu geben… und mit einem Mal wurde die brodelnde Gegenwart zur Vergangenheit, das offene Maul des Blauwals begann alles einzusaugen… Die Zeit hatte gesiegt. Der Einmarsch der Roten Armee führte sie in eine neue – die sowjetische – Epoche über, deren größte Leidenschaft darin bestand, das Vergangene zu vernichten und die Erinnerung daran zu verbieten“, so schreibt Maljartschuk. Aber wir können dem entgegenwirken, wenn wir uns solch wundervollen Romanen widmen, die die Macht der Erinnerung stärken.

  • Blauwal der Erinnerung von Tanja Maljartschuk

    Barbara aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

    In der Geschichte der Ukraine hat es immer wieder Helden gegeben, die für eine staatliche Unabhängigkeit gekämpft haben. Die Bachmann-Preisträgerin Tanja Maljartschuk hat Lypynskyi gewählt. Für die Ich-Erzählerin nimmt er hohen Stellenwert ein. Je mehr sie sich mit dem zerrissenen Land beschäftigt, umso mehr überwindet sie ihre eigenen Ängste. Ich habe später viel über das ukrainische Volk nachgelesen und ich bewundere Maljartschuk für diesen gelungen Roman, mit dem sie der Wahrheit sehr nahe kommt.