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Der erste Roman der begabten Theatermacherin berührt viele politische und persönliche Themen: Religion, Antisemitismus, Krieg und Flucht im 20. Jahrhundert, Generations- und Genderkonflikte innerhalb der Familie, den Bosporus und die Sowjetunion. Ihr Stil erinnert mich stark an Olga Grasnowas ersten Roman "Der Russe ist einer, der Birken liebt". Ihre Generation geht viel freier mit Sprache auf, wie auf einer Bühne muss der Leser die Sprache entwirren und greifbar machen. Die Erinnerungen sind nicht strukturiert und fließen unmittelbar in die Sätze und Kapitel ein, die Gefühle werden unkontrolliert ausgespuckt (Haare werden von einen Tag auf den anderen abgeschnitten, da wird mal schnell das Geschlecht gewechselt, etc.). Dazwischen stehen die Eltern, die Großeltern, die Vorfahren in ihren russischen Dörfern und auch ihre Geschichte wird erzählt. Die Reise nach Istanbul unternimmt Ali, um ihren Zwillingsbruder Anton zu suchen. Diese Suche ist ein beliebtes Motiv, um darzustellen, wie verloren die Figuren plötzlich sind und eigentlich sich selber finden müssen. Und diese Suche ist intensiv aber tiefgründig!