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  • Nepal von Dieter Höss

    Zum Inhalt:
    Menschen und Landschaften am Great Himalaya Trail – schon der Untertitel verrät es: Nepal und somit auch dieses Buch sind so viel mehr als nur der Mount Everest, der höchste Berg der Welt. Zwar widmen sich zwei Kapitel der mittlerweile sehr gut erschlossenen Khumbu-Region am Everest sowie dem unter Trekkern nicht weniger bekannten Annapurna Circuit. Dennoch: Der Reiz dieses gewaltigen Bildbandes liegt mehr in den einsamen und durch Touristen bislang kaum betretenen Bergtälern der anderen Regionen Nepals. Selbst vermeintliche Nepalkenner lehrt das Buch eines Besseren und man wird regelrecht zum Entdecker einer scheinbar unbekannten Welt: Dolpo, Mugu oder doch Humla? Nie gehört? Das ist kaum verwunderlich, denn diese abgeschiedenen Fleckchen Erde liegen im Nordwesten des Landes, etwas abseits der großen Achttausender. Durch die bis vor wenigen Jahren andauernden Spannungen zwischen China und Tibet und teilweise auch politischen Interessen der USA, konnte sich der Tourismus dort und auch in anderen Ecken Nepals nicht entwickeln. Um der damit einhergehenden Verarmung der Bevölkerung und dem Wegzug in die pulsierende Metropole Kathmandu zu begegnen, wurde der Great Himalaya Trail ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich nicht um einen klassischen Höhenweg wie man ihn aus den Alpen kennt, sondern vielmehr um eine Sammlung von Routenvorschlägen, die das ganze Land von Ost nach West durchziehen. Ziel ist dabei, auch den abgelegeneren Regionen Nepals etwas vom touristischen Kuchen zugutekommen zu lassen.

    Das Buch von Dieter Höss folgt in einer sehr klaren und strukturierten Weise dem Great Himalaya Trail von Ost nach West. Es ist in erster Linie ein hochwertiger Bildband, der jedoch durch zahlreiche interessante Textbeiträge zu den einzelnen Regionen punkten kann. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf den Landschaften, sondern zu großen Teilen auch auf der einheimischen Bevölkerung und deren Jahrtausende alter Kultur. Für mich ist das Buch deshalb eine Art Reiseführer im Bildbandformat. Zwei Eigenschaften, die man an sich nicht kombinieren kann. Dieter Höss gelingt dieser Spagat jedoch perfekt, ohne dass entweder die Bildqualität, noch der Informationsgehalt darunter leidet. Für alle Nepalliebhaber und solche die es werden wollen ist das Werk deshalb eine absolute Pflichtlektüre. Sie ist kein Abklatsch der ohnehin bekannten Achttausender, sondern bettet diese nur teilweise mit in den Bildband ein. Allein daran merkt man, dass Nepal so viel mehr ist, als nur die Khumbu-Region mit dem höchsten Berg unseres Planeten.

    Zum Autor:
    Dieter Höss, Facharzt für Innere Medizin in Thiersee/Tirol, bereist Nepal seit mehr als 45 Jahren: dementsprechend groß und reich sind sein Schatz an Erfahrungswissen und sein Bildarchiv, denn die Kamera war von Anfang an immer dabei. Alle im Buch vorgestellten Regionen kennt er aus eigener Anschauung. Seine Verbundenheit mit Land und Leuten spiegelt sich auch in seinem Engagement für das Bildungsnetzwerk „Childaid – Kinder von Bhandar“ wider, dass er mit Schulbauten und der Finanzierung von Unterricht (u.a. mit dem Honorar aus diesem Buch) unterstützt.

    Klappentext:
    Das Projekt Great Himalaya Trail (GHT) wurde vor etwa 15 Jahren ins Leben gerufen, um die bekannten Hauptwanderrouten Nepals miteinander zu verbinden und so auch entlegenere, bisher wenig besuchte Regionen an einer bescheidenen wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben zu lassen. Insgesamt ist dieses Wegenetz etwa 1600 Kilometer lang und führt entlang der höchsten Berge des Himalaya. Dabei gibt es jedoch keinen festgeschriebenen Wegverlauf, sondern vielerlei Möglichkeiten, bestehende Routen und Übergänge individuell zu kombinieren. Fest steht, dass der Great Himalaya Trail die großartigste Möglichkeit ist, Nepal in seiner ganzen Schönheit und Vielfalt zu erleben.
    Fest steht auch, dass es außer einem sehr persönlich gehaltenen Reisebericht im Eigenverlag und englischsprachigen Guidebooks derzeit keine deutschsprachige Publikation gibt, die sich dem GHT widmet.
    Diese Lücke schließt der vorliegende Bildband. Er gliedert sich – entsprechend den Regionen, die der Weg durchwandert – in zwölf große Kapitel, in denen die unterschiedlichen Natur- und Kulturräume Nepals vorgestellt werden. Ein Infoblock mit Original-Kartenausschnitten zum GHT rundet jedes Kapitel ab und bietet dem Leser Basis-Infos zur individuellen Reiseplanung.
    Im Mittelpunkt aber steht im wahrsten Wortsinn die Betrachtung dieses faszinierenden Landes und seiner ungewöhnlichen landschaftlichen und ethnischen Vielfalt: großformatige Landschaftsbilder, ausdrucksstarke Porträts, Momentaufnahmen von religiösen Zeremonien und Alltagsszenen aus einer Welt, die in ihrer archaischen Schönheit wie aus der Zeit gefallen scheint.

    Fazit:
    Absolute Kaufempfehlung. Der Preis ist für einen Bildband in der hervorragenden Qualität fast schon günstig. Berücksichtigt man dazu noch den hohen Informationsgehalt, ist das Buch jeden Cent wert.

  • Nepal von Dieter Höss

    Schon die Bilder der Buchankündigung waren für mich derart eindrucksvoll, dass ich dieses Buch haben wollte. Auch weil meine ersten Erfahrungen im Reisebüro mit Fern- und Expeditionsreisen Anfang der 1980er Jahre Nepal- und Tibet-Reisen waren und mein damalige Chef, Dr. Martin Uitz, ein Himalaya-Experte war. So verfolgte ich seither die Entwicklungen in dem Teil der Erde. Dieser Bildband ist gelinde geschrieben ein Prachtband mit Texten auf hohem Niveau!

    1969 unternahm Höss im Rahmen seines Medizinstudiums von Tirol den Landweg nehmend seine erste Reise in den Himalaya-Staat. Seither lässt ihn dieses faszinierende Land „am Dach der Welt“ nicht mehr los. In diesem Buch zeigt er in hervorragenden Farbaufnahmen und beschreibt in vielen interessanten Details auf rund 150 großformatigen Seiten in elf Kapiteln den „Great Himalaya Trail“. Am Anfang des Buches stehen eine kleine Landeskunde, das Wichtigste im Überblick sowie ein Kapitel über Kathmandu und Umgebung. Eingestreut in seine Trekking-Beschreibungen finden sich farblich von den Trekking-Texten sich unterscheidende Informationskapitel wie beispielsweise über die Kultur der Nawar und Sherpa, Mudras Mantras und anderes. In den Texten lässt Höss den Leser förmlich mitwandern. Beim Beitrag über den Yak, der seine Frau und ihn einmal vor dem Übernachten im Zelt abhielt oder bei der Erzählung über eine religiöse Feier kann der Leser mit etwas Phantasie in das Geschehen miteintauchen, so bildhaft schreibt Höss. Dass es in der Nacht dort oben bitterkalt werden kann und bei Trekking-Touren Pässe von 5 000 und mehr Metern Höhe überquert werden müssen lässt aber Höss wie vieles anderes nicht unerwähnt. Wie überhaupt er manchmal zurückblendet, wie er dieses Tal oder jenen Ort einst erlebte und heute sieht, ob die Veränderungen Fluch oder Segen bedeuten. Er gibt Einblicke in das Leben der Menschen und in ihr Gücklichsein trotz großer Armut.

    Am eindruckvollsten aber sind die Bilder. Schon das Titelbild lässt die ausgezeichnete Qualität der Bilder im Buch erahnen. Nun ist natürlich ein guter Verlag eine Voraussetzung für gelungenen Bilderdruck. Aber die beste Druckerei kann nicht viel bewegen, wenn das Bildmaterial schlecht ist. Und selbst technisch-farblich gute Bilder machen noch kein Buch – es kommt auch auf die Motive an. Und darin scheint dieses Buch unerschöpflich sensationell zu sein: es sind die Lichtschattenspiele wie das doppelseitige Bild einer Chörten, die in Abendrotstimmungen „glühenden“ Bergwände der gigantischen Eisriesen, die wie fein ziseliert wirkenden Abhänge des Thamserku oder das Riffeleis im Rolwaling. Da zeigt Höss ein Dorf umgeben von gelb blühenden Senfblüten oder ein doppelseitiges Bild des aus Steinhütten bestehenden Tinkar-Dorfes.

    Was aber dieses Buch wirklich einzigartig macht sind die Bilder von Menschen. Da steht beispielsweise ein Kind in einem Holzfenster, verrotzt, mit wildem Haarwuchs und ärmlicher Kleidung; dann wieder trägt ein Mönch eine drei Meter lange Dung-chen, ein Musikinstrument für religiöse Zeremonien; Frauen bei der Arbeit oder einen Schwatz haltend, ein Bild eines Mädchens, aus dem die Fröhlichkeit lacht und der Schalk schaut, daneben kraxelt einer der Kleinsten mit nacktem Hintern einen grobbehauenen Holzstamm hinauf, der den Erwachsenen als Treppe dient.

    Ich kann jetzt nicht jedes Bild beschreiben, ich kann aber mit Überzeugung schreiben, dass es ein herrlicher Bildband ist, der vielfältige Einblicke in dieses Land der Achttausender bietet. Zur Orientierung hat Höss bei jedem Trekking-Abschnitt eine ganzseitige durchaus gute Übersichtskarte eingefügt. Darin sind die nördliche Landesgrenze, die Trekking-Route, Dörfer und die wichtigsten Gipfel der Himalaya-Kette eingetragen. Eine kleine Karte zeigt jeweils den Standort des Ausschnitts an. Dazu kommt eine Seite Beschreibung über technische Daten des jeweiligen Abschnitts (Schwierigkeit, höchster Punkt, Übernachtungshinweise, Dauer, empfohlene Reisezeit).

    Ich habe zunächst mir die Bilder angesehen, dann Abschnitte daraus gelesen und wieder Bilder geschaut. Ich war noch nie in Nepal und werde wohl auch nicht mehr selbst dorthin reisen. Mit diesem Buch muss ich auch nicht mehr nach Nepal reisen – Dieter Höss hat es mir mit seinen unzähligen Facetten nach Hause geliefert! Wenigstens ansatzweise, denn die Lust, vielleicht doch noch einmal nach Nepal zu reisen kommt beim Durchblättern und Lesen unweigerlich auf.