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  • Jahre aus Seide von Ulrike Renk

    Krefeld, Oktober 1926. Die fünfjährige Ruth Meyer wächst wohlbehütet und unbeschwert auf. Ihr Vater Karl ist ein selbstständiger Handlungsreisender, der sich beruflich wie gesellschaftlich etabliert hat und seiner Familie ein sorgloses Leben ermöglicht. Ihre Mutter Martha kümmert sich liebevoll um sie und ihre kleine Schwester Ilse.

    Anfang der 1930er Jahre wird die wirtschaftliche Lage immer schlechter, die Regierung instabiler. Während Karl die politische Entwicklung noch als ein Unwetter ansieht, dass hoffentlich schnell vorüberzieht, nehmen Angst und Unsicherheit in der Bevölkerung zu. Die Meyers machen sich jedoch wenig Sorgen, sie sind zwar Juden, aber vor allem sind sie ja Deutsche. Was soll ihnen im eigenen Land schon passieren?

    Als Hitler Reichskanzler wird, werden die Veränderungen jedoch immer gravierender. Die Einschränkungen für Juden weiten sich aus, das Leben wird für die Meyers und ihre Freunde kontinuierlich problematischer. Schließlich gerät die ehemals heile Welt der Meyers vollends ins Wanken und plötzlich scheint es zu spät, sich in Sicherheit zu bringen…

    Ulrike Renk ist dafür bekannt, dass ihre Romane auf wahren Begebenheiten beruhen. Auch ihre Seidenstadt-Trilogie basiert auf Tatsachen – Ruths Tagebuch sowie von den Nachfahren der Meyers zur Verfügung gestellte Dokumente und Interviews sind Grundlage für diese eindringlich erzählte Familiengeschichte.

    Ulrike Renk lässt den Leser sehr intensiv an dem Schicksal der Meyers teilhaben. In diesem ersten Band der Trilogie erzählt die Autorin von den Ereignissen zwischen Oktober 1926 und dem 10. November 1938. Die glückliche Kindheit und Jugend Ruths stehen hier im Mittelpunkt. Die Handlung verläuft ruhig und man kann nicht nur am Alltag der Familie teilhaben, sondern bekommt auch viel Wissenswertes über die jüdischen Traditionen und Bräuche geboten.

    Besonders gut gefallen hat mir, wie mitreißend Ulrike Renk das Verhalten der Meyers inmitten der immer aggressiver werdenden Stimmung im Land schildert. Man kann sehr gut nachvollziehen, warum sich die Familie trotz der drohenden Anzeichen relativ sicher fühlte und wieso Karl so lange gezögert hat, bevor er einen Ausreiseantrag gestellt hat.

    „Jahre aus Seide“ hat mich durchweg begeistert – eine gelungene Mischung aus wahrer Familiengeschichte und fiktiver Handlung, die den Leser miterleben lässt, wie aus einer gut situierten, fröhlichen Familie nach und nach von Angst und Kummer geplagte Menschen werden. Absolute Leseempfehlung!

  • Jahre aus Seide von Ulrike Renk

    Kurz zum Inhalt:
    Die jüdische Familie Meyer lebt in Krefeld, wo sie in der Nähe des reichen Seidenhändlers Merländer ein Haus baut. Vater Karl hat aufgrund einer Sehschwäche einen katholischen Chauffeur, der ihn im ganzen Land herumführt, wo er Schuhkollektionen verkauft. Der Familie geht es finanziell sehr gut.
    Ruth freundet sich mit Rosi, der Tochter von Merländers Chauffeur an, und verbringt viel Zeit in der Villa Merländer. Dort kommt sie auch zum ersten Mal mit teuren Stoffen und Seide in Kontakt und ist sofort begeistert. Ihre Oma bringt ihr das Nähen bei und wie man Schnittmuster entwirft.
    Ruth hat eine behütete Kindheit, und in ihrer Jugend verliebt sie sich in Kurt.
    Doch die Nationalsozialisten erlangen immer mehr Macht, und die Juden werden in ihrem Leben immer mehr eingeschränkt.
    Viele jüdische Familien planen auszuwandern, ebenso die Familie von Kurt, doch Karl ist lange Zeit dagegen und hofft, dass die furchtbare Zeit bald vorbei ist...


    Meine Meinung:
    "Jahre aus Seide" ist der erste Teil der Trilogie um die jüdische Familie Meyer vor und im Zweiten Weltkrieg, im Vordergrund steht die Tochter Ruth. Dieser erste Teil handelt von Ruths Kindheit in den 1920er und 1930er Jahren vor dem Weltkrieg.
    Der Schreibstil ist ruhig und authentisch. Leider suggeriert der Klappentext einen etwas anderen Inhalt, nichts desto trotz war ich von dem Buch begeistert! Es wird die Familiengeschichte der Meyers erzählt, nach einer wahren Begebenheit. Dadurch, dass man als Leser weiß, welches politische Ereignis passieren wird, sieht man alles natürlich durch andere Augen.
    Auch wenn jetzt nicht ein spannendes Ereignis dem anderen folgt - es ist eine Familiensaga, und wer Tempo und Spannung will, möge einen Krimi oder Thriller lesen.
    Vor allem die Familie Aretz, allen voran Hans Aretz, Karls Chauffeur, hat das Herz am rechten Fleckt und die Meyers sehen die Aretz' nicht nur als Angestellte, sondern als Freunde, mit denen sie auch oft in Urlaub gefahren sind.
    Die ersten zwei Drittel 'plätschern so vor sich hin', um es mal salopp zu sagen, und das letzte Drittel nimmt dann an Fahrt auf, denn die Zustände für die Juden werden immer schlimmer.
    Das Buch endet leider mit einem fiesen Cliffhänger, bei dem man als Leser unbedingt sofort den nächsten Band zur Hand nehmen will um zu erfahren, wie es mit der Familie Meyer weitergeht!
    Das Cover suggeriert sofort einen historischen Roman, und auch die Cover der anderen beiden Bände lassen die Zusammengehörigkeit dieser Trilogie erkennen.


    Fazit:
    Emotionale und dramatische Familiensaga nach einer wahren Begebenheit, die mich sehr gut unterhalten hat. Ich bin schon sehr neugierig auf die anderen beiden Bände!

  • Jahre aus Seide von Ulrike Renk

    Ulrike Renks Familiensagas basieren häufig auf einer wahren Begebenheit. Das macht ihre Romane meist besonders intensiv. In ihrem neuen Buch „Jahre aus Seide“ ist es das Schicksal der jüdischen Krefelder Familie Meyer. Karl und Magda Meyer und ihre beiden Töchter Ruth und Ilse leben ein harmonisches Familienleben. Nach den schwierigen Jahren nach dem Ersten Weltkrieg geht es wirtschaftlich aufwärts. Man baut ein neues Haus in bester Krefelder Lage und die Zukunft verspricht wirklich Jahre aus Seide. Doch am Horizont ziehen bereits dunkle Wolken auf.

    Sehr intensiv beschreibt die Autorin wie der Alltag der Familie immer häufiger durch das Erstarken der neuen Partei eingeschränkt wird. Erst nur durch gehässige Bemerkungen und Einschränkungen im kulturellen Leben, aber immer schneller dreht sich die Spirale der Gewalt. Die Meyers die sich als assimilierte Juden in erster Linie als Deutsche fühlen, die Synagoge höchstens zu den Feiertagen besuchen und auch keine koschere Küche pflegt, hoffen – wie viele andere auch – das dieser Spuk bald vorüber ist. Aber auch sie können die Augen nicht länger verschließen und denken über eine Auswanderung nach.

    Dieser Teil der Geschichte hat mich sehr berührt, es ist oft das Alltagsleben ganz gewöhnlicher Leute, die die Gräuel der Nazis besonders deutlich machen. Deshalb hat mich das Buch auch erst in der letzten Hälfte richtig angesprochen.

    Der erste Teil beschreibt sehr ausführlich und oft auch mit vielen netten, aber letztlich nichtssagenden Details das Leben einer erfolgreichen Familie. Dem harmonischen Familienleben wird viel Platz eingeräumt. Da wird ein Idyll geschildert, mit einer liebevollen Umwelt und Eltern. Das Hauptaugenmerk in diesem Buch, das als Beginn einer Trilogie angekündigt ist, liegt auf der älteren Tochter Ruth. Ein Mädchen, das oft allzu altklug dargestellt wird. Schon als 4-5 Jährige spricht sie druckreif und reflektiert. Selbst wenn ich berücksichtige, dass Ruth meist nur Erwachsenen Umgang hat, wirkt das aufgesetzt und unecht. Wir lesen von ihrer Kinderzeit, den Freundschaften mit den Nachbarskindern, von den ersten Schuljahren und später den Jahren auf dem Lyzeum, von den ersten schwärmerischen Verliebtheiten.

    Da „Jahre aus Seide“ der erste Band ist, werden natürlich viele Personen und Handlungsstränge eingeführt, deren weitere Entwicklung offen bleibt und die wahrscheinlich erst wieder in der Fortsetzung aufgegriffen werden. Das ist zwar verständlich, hat mich aber trotzdem gestört.

    Gestört haben mich auch die vielen Druckfehler im Buch. Es gab eine Namensverwechslung und Sätze, die durch seltsame Satzstellung oder Wortverwechslungen sinnlos scheinen. Ich finde, das darf einem aufmerksamen Lektorat in einem renommierten Verlag nicht passieren.

    Ich lese die Bücher der Autorin ausgesprochen gern und die Australien- und die Ostpreußensaga habe ich verschlungen. Deshalb bin ich enttäuscht, dass mich die Geschichte einfach nicht zu fesseln vermochte.

  • Jahre aus Seide von Ulrike Renk

    Ulrike Renk ist im Moment eine meiner Lieblingsautorin.
    Der Roman „Jahre aus Seide“ ist wieder an wahren Begebenheiten angelehnt. Es ist der erste Teil einer neuen Saga.
    Diesen Roman beginnt 1926. Es ist die Lebensgeschichte der Jüdin Ruth Meyer, ihrer Schwester Ilse, Mutter Martha und Vater Karl. Wir können miterleben, wie die Familie über die Politik denkt. Als Ruth noch ein kleines Mädchen war, war noch alles in Ordnung. Je länger sie zur Schule ging erlebte sie immer mehr von der Stimmung mit. Ihre meisten Freundinnen waren keine Juden und halten immer zu ihr.
    Schlimm wurde es 1938. Nur mit Hilfe Karls Chauffeurs und Freund der Familie, wird ihnen erst einmal geholfen. Das Ende lässt uns allerdings mit Sorgen zurück.

    Ulrike Renk erklärt am Schluss, wie sie zu diesem Thema und Ruths Tagebuch kam. Obwohl mich solche Romane immer traurig und wütend machen, lese ich sie immer wieder. Jetzt warte ich auf den nächsten Teil.
    Von den Romanen der Autorin werde ich immer wieder gefangen. Sie schreibt so eindringlich und fesselnd, das man die Geschichte miterlebt.
    Eine empfehlenswerte Lektüre.