Erweiterte Suche

Unser

Service

Service

Aktuelle

Events

Events

Gerade für Sie gelesen

Rezension verfassen


  • Mehr als tausend Worte von Beck, Lilli

    Brigitte aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

    Der Roman beginnt am 9. November 1938 in der Reichspogromnacht in Berlin, als Alizas Großvater von der Gestapo abgeholt wird. Im Leben der jüdischen Famile ist von nun an nichts mehr, wie es vorher war. In dieser Zeit lernt Aliza Fabian kennen und lieben. Zutiefst unglücklich wird sie jedoch im Jänner 1939 mit den Kindertransporten nach London in Sicherheit gebracht. Fabian wird in den Wehrdienst eingezogen. Während das Schicksal von Familie und Fabian im Unklaren bleibt, erlebt Aliza fern der Heimat das Ende des Krieges.

    Wir erfahren in diesem Roman viel geschichtliche Hintergründe, aber vor allem, was es heißt, als junges Mädchen von Familie und Freunden getrennt zu werden und auf ein Wiedersehen zu hoffen.

    Ein schöner, aber auch trauriger und sehr wichtiger Roman über eine verlorene Kindheit im zweiten Weltkrieg.

  • Dieses war mein erster Roman der Autorin Lilli Beck, von der ich bereits viel Positives hinsichtlich ihres vorherigen Werkes "Glück und Glas" gehört hatte. Meine Erwartungen sind nicht enttäuscht worden – "Mehr als tausend Worte" ist ein literarisches Meisterwerk, das mich tief bewegt und völlig in den Bann gezogen hat. Auch lange nach dem Lesen des Romans wirkt das Schicksal der fiktiven Familie Landau, stellvertretend für das vieler Juden zur Zeit des Nationalsozialismus, nach – nicht zuletzt aufgrund einer überraschenden Wendung, die der Geschichte eine ganz neue Dimension verleiht.

    Berlin, 1938. Die sympathische Hauptfigur Aliza ist siebzehn Jahre jung und erlebt gerade das Hochgefühl der ersten Liebe mit Fabian, einem Deutschen, der sich nicht an ihrer jüdischen Herkunft stört. Zwar nimmt der Hass auf die Juden im Land immer bedrohlichere Außmaße an, aber als Alizas Familie sie für einen Kindertransport nach England anmeldet, wehrt sie sich zunächst mit Händen und Füßen. Ihre Familie – und Fabian – verlassen? Unmöglich! Doch Alizas Eltern sind überzeugt, dass sie ihre Tochter nur auf diesem Weg in Sicherheit bringen können. Und während Aliza sich fortan in einem fremden Land zurechtfinden muss, bricht in ihrer Heimat die Hölle los…

    Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, sogar aus der eines Antagonisten. Wir erleben, wie Aliza in die englische Kultur eintaucht, während ihre Familie in Deutschland gegen immer härtere Auflagen kämpfen muss. Fabian wird als Soldat in den Krieg eingezogen und bis zum Schluss saß ich auf glühenden Kohlen, ob das junge Paar sich jemals wiedersehen wird. Die Persepktivenwechsel erfolgen stets sehr stimmig; ich hatte beim Lesen nie das Gefühl, abrupt aus dem jeweiligen Handlungsstrang herausgerissen zu werden. Weiterhin hat mir sehr gefallen, dass der Fokus hauptsächlich auf Alizas Sichtweise lag.

    Dieser Roman strotzt vor Charakteren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Manche habe ich bewundert, andere hätte ich am liebsten zum Teufel geschickt – auch das ist eine Kunst: Figuren zu erschaffen, die solch starke Emotionen in den Lesern erzeugen. Bei der Ausarbeitung der Charaktere hat die Autorin viel Wert darauf gelegt, auch die Bösewichte so facettenreich und vielschichtig zu gestalten, dass hin und wieder deren gute Eigenschaften hindurchschimmern und aufzeigen, dass es sich auch bei den Widersachern immer noch um Menschen handelt. Aufgrund dieser realitätsnahen Darstellung obliegt es letztlich den Lesern, sich ein eigenes Urteil zu bilden.

    Diese Vielseitigkeit trifft im Grunde auf das gesamte Werk zu; für mich ist es ein historischer (Familien- und) Gesellschaftsroman über das dunkelste Kapitel Europas Geschichte, gespickt mit wundervollen Lichtblicken – Freundschaft, Liebe und Hoffnung.

    Der angenehme, sehr bildreiche Schreibstil sowie realistische, glaubwürdige Dialoge machen diesen Roman zu einem absoluten Leseerlebnis. Bemerkenswert ist die intensive Recherche, welche die Autorin zum historischen Hintergrund der Story betrieben hat; zahlreiche Details zum Alltagsleben, die mir (- obwohl ich regelmäßig Bücher zur deutschen Vergangenheit lese -) noch nicht bekannt waren, sind in die Geschichte eingeflochten worden und machen das Schicksal der Figuren umso realer, greifbarer. Auch meine Liebe zur englischen Kultur ist völlig neu entfacht worden.

    Fazit: Ein wichtiges Buch zur Vergangenheitsbewältigung, fesselnd und einfühlsam geschrieben und eindrucksvoll intensiv recherchiert. Trotz ernstem Hintergrund überwiegt nicht die Negativität. Bravo!

  • Die Reichspogromnacht verändert Alizas Leben völlig. Ihr Großvater wird von der Gestapo aus seinem sicheren Zuhause ins Gefängnis verschleppt. Nach Wochen der Ungewissheit kehrt er nach Hause zurück. Verändert, verängstig und ein gebrochener Mann.

    Auch Alizas Vater erkennt die Zeichen der Zeit. Er drängt seine Tochter zum Aufbruch nach England mit einem Kindertransport, da sie bald zu alt dafür sein wird. Doch Aliza will Deutschland und Berlin nicht verlassen. Nicht nur ihre Familie hält sie hier sondern auch ihre große Liebe Fabian. Ihr Vater setzt sich durch und Aliza muss Abschied nehmen. Fabian und sie schwören sich, einander wiederzusehen.

    Jedoch konnten sie nicht ermessen, welche harten Jahre sie erwarten würden. Der Weltkrieg und die Verfolgung der Juden, damit die Gefahr für Alizas Bruder und Eltern trennen sie viel länger als angenommen. Kann ihre Liebe diese furchtbare Zeit überstehen?

    Wie hat es mir gefallen?

    Als ich Lilli Beck in München bei der Lit.Love das erste Mal sah, ist sie mir sofort aufgefallen. Sie umgab eine ganz besondere Aura. Sie war so ungemein gefestigt und ruhig. Mich erfasste eine gewisse Ehrfurcht. Fragt mich nicht warum, denn als wir mit einander in Gespräch kamen, erkannte ich sofort, wie freundlich und auch witzig sie ist.

    Als ich nun erfuhr, dass sie ein neues Buch geschrieben hat, war mir sofort klar, dass ich es lesen musste. Ein paar befreundete Blogger(innen) schwärmten über die Geschichte und dank dem Verlag habe ich ein Rezensionsexemplar erhalten.

    Die Handlung beginnt sehr intensiv. Mitten in der Nacht klopft es an der Tür der Landaus. Die Männer der Gestapo schnappen sich den Großvater und die ganze Familie ist in Aufruhr.

    Als Leser wissen wir über die weiteren Vorgänge Bescheid. Dieses Wissen lässt in mir immer einen großen Knoten wachsen. So natürlich auch dieses Mal. Mit Aliza tritt eine junge Frau in den Mittelpunkt, die ihre Familie verlassen muss. Ihre erste große Liebe in Berlin zurück lassen muss, während sie in England vermeintlich in Sicherheit ist.

    Gerade vor kurzem habe ich eine Dokumentation über österreichische Kinder, die Hals über Kopf nach England verschickt wurden. Weitere Opfer der Verfolgung der Juden, die allerdings kaum Beachtung gefunden haben.

    Deshalb war ich sehr überrascht, sehr viel von Aliza in England zu erfahren. Als Deutsche Jüdin in England hatte sie es nicht besonders leicht. Dort als Deutsche beschimpft und in Deutschland als Jüdin verfolgt. Kein einfaches Schicksal für eine knapp 17jährige.

    Genauso habe ich es auch in der Dokumentation erfahren. Diese Kinder wurde meist recht liebevoll in Empfang genommen, jedoch blieb fast keinem der Hass der englischen Mitschüler erspart. Auch sie mussten Hunger leiden und große Entbehrungen auf sich nehmen.

    Schließlich erfuhren sie, dass sie ihre Eltern, Geschwister und Freunde meist nicht mehr wiedersehen würden. Gebrochene Kinderseelen, die ohne Kriseninterventionsteams heilen mussten.

    So gab es in dieser Geschichte Einblicke in die englische Seele, die sich scheinbar oft mit einer heißen Tasse Tee besänftigen lässt.

    Mir hat das Buch unglaublich gut gefallen. Es ist gefühlvoll geschrieben, ohne kitschig zu sein. Die Handlung schreitet im richtigen Rhythmus voran. Hin und wieder gibt es auch die Sichtweise von Alizas Eltern. Damit rundet sich die Geschichte ab und gibt uns Lesern sehr viel mehr Information, als Aliza hat.

    Alizas Blickwinkel hat mich gefesselt, mich traurig gemacht, mir Hoffnung geschenkt und mich auf das Ende mit nervöser Energie hinfiebern lassen.

    www.mariessalondulivre.at

  • Mehr als tausend Worte ein Roman von Lilli Beck, Blanvalet (Verlagsgruppe Random House)
    Berlin im November 1938: Die auftrumpfende Macht des Regimes ist vor allem in den Nächten spürbar, wenn die Gestapo Juden zum Verhör und zur Inhaftierung aus ihrem zu Hause abholt. So geschieht es auch Alizas Großvater. Alizas Angst ist allgegenwärtig, wenn die schlagenden Stiefel laut durchs Treppenhaus hallen. Neben den nächtlichen Übergriffen läutet die Regierung immer neue Sanktionen gegen die Juden ein und macht ein autonomes Leben für diese Leute undenkbar. Die Zeit drängt, das Land zu verlassen. Aliza wird mit gerade noch 16 Jahren mittels eines Kindertransportes nach England evakuiert. Ihre restliche Familie mit Großmutter Bobe, Vater Samuel, Mutter Rachel und Bruder Harald verbleibt in Berlin bis ihnen fast alles genommen wird, eine Flucht somit unbezahlbar und damit unmöglich erscheint. Samuel Landaus ärztliches Pflichtbewußtsein seinen Patienten gegenüber und die Hoffnung auf einen klärklichen Rest Menschlichkeit lassen ihn zögern, bis es zu spät ist. ...
    Lilli Beck erzählt eine Geschichte von einer traurigen Epoche Deutschlands. Die Situation und daraus resultierenden Gefühlen der jüdischen Familie Landau sind spührbar. Die Beschreibungen der Kindertransporte und die Trennung der Familien sind unfassbar ergreifend und unvorstellbar emotional. Mitläufer, Schmarotzer, Verlierer und Gewinner, Kämpfer, Trauernde und Liebende bekommen anhand der Erzählung ein Gesicht und etablieren sich als unterschiedliche Charaktere im Roman. Der Plot ist vielversprechend und gibt viel Potezial für einen großen Epos. Doch leider hapert es hier an der Umsetzung des Ganzen. Einige Szenen und Sequenzen werden angerissen und für mich, als interessierten Leser leider nicht schlüssig zu Ende erzählt. An manchen Stellen kommt mir die Glaubwürdigkeit abhanden, gerade zum Schluß häufen sich die Zufälle und insgesamt wirkt manche Schlußfolgerung an den Haaren herbeigezogen. Ja, der einzige Lichtblick, die lebensfrohe Freundin und Wegbegleiterin Alizas, Mizzi muss als Sündenbock herhalten. Der Hauptprotagonistin Aliza kommt man nicht nah genug, es fehlt einfach an Tiefe. Alizas Oberflächlichkeit und Naivität..., man möchte sie schütteln!Insgesamt fehlen mir manche Details zu den Figuren oder eine Erklärung, was aus ihnen geworden ist. Der Leser wird vor vollendete Tatsachen gestellt und muss sich damit zufrieden geben.
    Die Vermittlung historischer Fakten wirkt gezwungen und wie auch manche Dialoge, hölzern. Neben ganz spannend und realistischen Leseabschnitten, die in Berlin spielen, gestallten sich Alizas Anekdoten in England eher zäh und langatmig. Die Liebesgeschichte zwischen ihrem Liebsten Fabian und Alizas intensive, allumfassende Gefühle für ihn stehen hier sehr im Mittelpunkt und erdrücken durch ein zu viel an Liebesbekundungen.
    Fazit: Ich habe mit Freude den neuen Roman von Lilli Beck erwartet, steht die Autorin und ihr Name für äußerst gut erzählte Romane wie "Glück und Glas" oder "Der Wind und das Meer" sowie einige lustige und gut erzählte Geschichten. Nicht minder enttäuscht war ich von diesem neuen Roman indem die mehr als tausend Worte einfach zu oft gefallen sind. Hier wurde Potenzial verschenkt in einer einfachen Erzählweise mit Höhen und Tiefen. Schade!

  • Mehr als tausend Worte von Beck, Lilli

    Barbara Pernter

    Im November 1938 spitzt sich die Lage in Deutschland immer weiter zu. Doch Alizas Vater, ein jüdischer Arzt, weigert sich das Land zu verlassen. In letzter Minute gelingt es der Familie zumindest Alizia mit einem Kindertransport nach England zu schicken. Das Mädchen muss ihre Familie und Fabian, ihre große Liebe zurücklassen. Ihre Reise führt in eine ungewisse Zukunft, denn die Freundlichkeit mit der die Kinder in England aufgenommen werden schlägt in Misstrauen um, als der zweite Weltkrieg ausbricht.
    "Mehr als tausend Worte" ist eine bewegende Geschichte über die große Liebe, über Freundschaft und Verrat; eine Geschichte, die in einer grausamen Zeit spielt und den Leser nicht schont. Und doch hoffen wir, dass es zumindest für Aliza ein glückliches Ende geben kann.