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Bewertungen von Leser/innen

  • Die Erfindung des Lächelns von Tom Hillenbrand

    Die Erfindung des Lächelns, Roman von Tom Hillenbrand, EBook; Kiepenheuer & Witsch
    Als am 22. August 1911, der Louvre in Paris seine Pforten öffnet, fehlt das Bild der Mona Lisa, trotz der intensiven Suche der Polizei, Straßensperren und alle Häfen und Bahnhöfe werden überwacht, bleibt das Kunstwerk verschwunden. Juhel Lenoir von der Pariser Polizei soll das Rätsel vom Verbleib des Werkes lösen.
    Ich muss gestehen, dass ich ganz schwer in Lesefluss gekommen bin. Sehr viele Akteure, sprunghafte Erzählstrangwechsel und die vielen mir unbekannten Fremdwörter die der Autor verwendet, haben mir das Einlesen nicht leicht gemacht. 63 Kapitel in angenehmer Länge, diverse Erzählstränge, verschiedene Schriftarten, die für Schlagzeilen, Briefe und Gedankengänge verwendet wurden haben das Schriftbild belebt. Besonders die Nebenhandlungen, vor allem der Erzählstrang um die brutalen Revolutionäre, die mich anfangs verwirrten haben sich jedoch ab ca. der Hälfte zu einem Gesamtbild geeint. Letztendlich hat mich dieses „Schurkenstück“ um das Verschwinden des mittlerweile berühmtesten Bildes der Welt, verblüfft, überrascht und kurzweilig unterhalten.
    Die zweite Hälfte des Buches habe ich genossen, die Geschichte nahm Fahrt auf, zuweilen musste ich sogar schmunzeln. Diesen Roman rund um die Entführung der Mona Lisa ist Hillenbrand ausgezeichnet gelungen. Hillenbrand schreibt flüssig und bildmalerisch. Reichlich Lokal- und auch Zeitkolorit ist vorhanden. Vor meinen Augen entstand Paris zu Zeiten der Belle Epoque Mode, Kunst Literatur, das Pariser Künstlerviertel rund um Montmatre. Hier möchte ich dem Autor eine gründliche Recherche bestätigen. Das Buch konnte mich in die Zeit und an den Ort entführen.
    Dass die Mona Lisa einst aus dem Louvre verschwunden ist, wusste ich wohl, doch waren mir die näheren Umstände nicht bekannt, auch dass Picasso sowie Apollinaire höchstselbst in die Affäre verwickelt waren habe ich durch die Lektüre erfahren. Im Nachwort betont der Autor, dass alles sich in Wirklichkeit so zugetragen hat, abgesehen von den Dingen die er sich ausgedacht hat. Nach der Lektüre habe ich mich nochmals eingehend mit dem spektakulären Raub der Mona Lisa befasst, ich war verblüfft wie nahe Hillenbrand an den tatsächlichen Fakten geblieben ist. Durch diese mysteriösen Umstände ist das Werk Leonardo da Vincis auf jeden Fall zum berühmtesten Kunstwerk der Welt avanciert. Die Figuren waren authentisch und vielfältig geschildert. Viele Berühmtheiten dieser Zeit hatten einen gelungenen Auftritt.
    Etwas weniger Okkultismus und Revolution hätte ich mir gewünscht. Deshalb von mir vier Sterne und eine dringende Leseempfehlung für die Fans der Epoche bzw. Leser die sich für das Verschwinden des Kunstwerks interessieren.

  • Treue hat ihre Grenzen von Ralph Neubauer

    Treue hat ihre Grenzen, Südtirol-Krimi von Ralph Neubauer, 272 Seiten, erschienen im Athesia-Tappeiner-Verlag.
    Dieser Krimi führt die Leser in die Weindörfer Tramin, Kaltern und Girlan.
    Fabio Fameo ist nun Vicequestore, somit ermittelt er nicht mehr selbst. Claudio und Tommaso sehen sich kurz vor ihrer Pensionierung mit einem Mordfall konfrontiert, dessen Ursprung in die Anfangszeit ihrer Karriere zurückreicht.
    Ein angesehener Traminer Weinbauer wird in seinem Weingarten erschossen, hat ein rätselhafter Unfall mit dem Verbrechen zu tun, und was weiß der Dekan über diesen Mordfall? Zusammen mit den Carabiniere ermittelt die „Polizia“ hier die Commissario Francesca Giardi, die auch durch private Verwicklungen in diesem interessanten Fall involviert ist.
    „Treue hat ihre Grenzen“ hat mir wieder außerordentlich gut gefallen, mich bestens unterhalten. Nachdem die anfänglichen Verwirrungen, durch die Menge der im Fall beteiligten Personen, geklärt waren, konnte ich mich hervorragend in diesen raffinierten Krimi fallen lassen. Ralph Neubauer hat gründlich recherchiert, da ich die Gegend durch meine unzähligen Aufenthalte in dieser Gegend kenne, hat das Kopfkino bestens funktioniert. Die Vinothek der Kellereigenossenschaft Kaltern z.B. ist genau wie im Buch beschrieben. Neubauer schreibt aufregend fesselnd und flüssig.
    Der Spannungsbogen beginnt unglaublich hoch und bleibt auf hohem Niveau bis zur Auflösung. Immer wieder dachte ich diesen raffinierten Krimi lösen zu können, aber ungeahnte Wendungen und Verwicklungen haben mich erneut eines besseren belehrt. Die Spuren gehen immer wieder in verschiedene Richtungen viele falsche Fährten haben mich vom Lösungsweg abgelenkt. Erst ganz zum überraschenden Schluss, haben mich die Ermittler geschickt auf die richtige Spur geführt. Eine Freude ihnen bei der Arbeit über die Schulter schauen zu können.
    Nebenbei habe ich auch noch eine Menge über Wein und sogar Sektherstellung gelernt. Viele Figuren sind authentisch, so oder ähnlich sind sie im Etschtal anzutreffen, besonders habe ich mich über den Auftritt von Lorenz Martini gefreut, so manche guten Tropfen haben wir in seiner Weinkellerei schon gekauft. Die fiktiven Figuren sind so gut charakterisiert und lebensecht geschildert, dass man meinen könnte sie auch persönlich zu kennen.
    Für mich sind die Krimis von Neubauer ein Highlight, Urlaubsfeeling mit Spannung pur. Die Kriminalfälle packend dargestellt, verblüffend eingefädelt und gelöst. Die Figuren sind mir ans Herz gewachsen, der Übergang von Fabio Fameo zu Francesca Giardi und Eduard Taler als Ermittler, haben mich überzeugt.
    Es ist nicht zwingend nötig die Südtirol-Krimis in Reihenfolge zu lesen, es ist genügend Information eingestreut um der Handlung problemlos zu folgen und dieses Buch als Einzelband zu lesen, mehr Spaß macht es jedoch die Entwicklung der Figuren mit zu verfolgen.
    Von mir eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne.

  • Kontur eines Lebens von Jaap Robben

    Kontur eines Lebens, Roman von Jaap Robben, aus dem niederländischen von Birgit Erdmann, 333 Seiten erschienen im DuMont-Buchverlag.
    Eine erschütternde Geschichte aus einer Zeit, die noch nicht allzu weit hinter uns liegt.
    Frieda eine selbstbewusste 20jährige junge Frau, die jüngste von vier Schwestern ist sehr streng katholisch erzogen worden, lebt wohlbehütet noch bei ihren strengen Eltern. Eines Tages lernt sie beim Eislaufen, den 11 Jahre älteren verheirateten Otto kennen, eine dramatische Liebesgeschichte beginnt, bis Frieda merkt, dass sie schwanger ist. Otto will sich nicht von seiner Frau trennen und ihre heuchlerischen Eltern setzen sie kurzerhand vor die Tür. Sechzig Jahre später, Frieda ist frisch verwitwet und pflegebedürftig, weshalb sie in einem Seniorenheim untergebracht wird. Sie hat nun viel Zeit auf ihre Lebensgeschichte zurückzublicken, mit Hilfe ihres Sohnes beginnt sie die Vergangenheit aufzuarbeiten.
    Das Buch besteht aus 49 überschaubaren Kapiteln, als Erzählform hat der Autor den Ich-Stil aus der Sicht der Protagonistin gewählt, so ist es dem Leser möglich das Geschehen aus erster Hand mitzuerleben. In einem wunderschönen, flüssig zu lesenden Erzählstil geschrieben, mich haben etliche Stellen ganz besonders tief berührt, dies ist sicher auch der einfühlsamen Übersetzung von Birgit Erdmann zurückzuführen. Sätze wie „ Es kommt mir vor als würde ich mich selbst spielen“ oder „Manchmal war es kaum vorstellbar, dass dieser Mann bei seiner Haut aufhörte, während er für mich so viel größer war als sein Körper“, konnte ich direkt mitfühlen. Der ganze Roman, beide Erzählstränge, Vergangenheit wie Gegenwart haben mich überzeugt. Die Schilderung der Protagonistin, als sich eine Motte in einem Spinnennetz verfangen hat, und in ihrer Machtlosigkeit, gefangen in ihrem gehandicapten Körper das Tier nicht befreien zu können, ging mir tief ins Innerste. Auch die tragische Schilderung von Louis Ableben zu Beginn des Buches, Friedas Sehnsucht nach ihm und ihrem Zuhause haben mich sofort in Lesefluss gebracht, aufhören zu Lesen und das Buch zur Seite legen konnte ich erst nach dem letzten Punkt.
    Alle Figuren sind authentisch und handeln nachvollziehbar, die einen auf sympathische Weise, die anderen weil es die damalige Zeit oder ihr Glaube es vorschrieben. Friedas Schicksal hat mich tief ins Herz getroffen. Dadurch, dass sich die Zeitebenen abwechseln, hat sich die Lesegeschwindigkeit bei mir noch gesteigert, denn jeder Abschnitt endet an einer äußerst spannenden Stelle. Man kann sich kaum vorstellen, dass zu Beginn der 60er Jahre, noch nach so strengen moralischen und dabei unmenschlichen Grundsätzen geurteilt wurde. Dass ein männlicher Schriftsteller es geschafft hat, ein so einfühlsames emotionsgeladenes Buch zu schreiben, man mag es kaum glauben. Immer wieder konnte er mich mit seinen Worten, bzw. Schilderungen zu Tränen rühren. Für mich ein ganz besonderes Buch.
    Eine Buch, welches man ganz vielen Lesern ans Herz legen möchte, von mir dafür 5 Sterne.

  • Dienstmädel in Bella Italia, Geschichten von Sabine Peer, 221 Seiten, erschienen im Athesia-Tappeiner-Verlag.
    Südtirolerinnen erzählen von ihrem Arbeitseinsatz in den Haushalten italienischer Dienstherren.
    Dies ist das zweite Buch über die Dienstmädchen der 50er und 60er Jahre in Italien. Sabine Peer ist ihrem Erfolgskonzept treu geblieben, sie schildert, wie schon in Band 1, lebendig und authentisch die Erlebnisse der Südtiroler „Gitschn“, bei ihren Anstellungen in den Großstädten Italiens.
    Leider bin ich erst bei Band 2 eingestiegen, wobei die beiden Teile ganz sicher unabhängig voneinander gelesen werden können.
    Das Buch besteht aus vier Kapiteln, jedes Kapitel behandelt jeweils das Schicksal und die Lebensgeschichte einer jungen Frau. Die Überschrift fasst den Inhalt zusammen, die Untertitel nennen Namen Jahrgang und Herkunft der Mädchen, dazu die Dienstzeit. Am Anfang eines jeden Kapitels ist ein Foto platziert, das aus den Privatarchiven der Protagonistinnen eingefügt ist. Sehr hilfreich ist das Glossar am Ende des Buches, italienische Phrasen und Südtiroler Ausdrücke sind erklärt und beschrieben.
    Es war ein Genuss dieses Buch zu lesen, dementsprechend schnell war ich auch damit fertig. Die einzelnen Schicksale haben mich betroffen gemacht, leicht hatten die Protagonistinnen es nicht daheim, denn in Südirol, dauerte die „schlimme“ Zeit nach dem Krieg bis in die sechziger Jahre. Schön zu lesen, dass es den Mädchen bei ihren Dienstherren meist besser ging, da habe ich vor der Lektüre eher schlimmes erwartet, das hat mich gefreut. Die Schilderungen des Alltags und was von den Haus- bzw. Kindermädchen erwartet wurde war höchst interessant. Sehr viel habe ich durch die Lektüre wieder über meine Herzensregion „Alto Adige“ erfahren, die tapferen Südtiroler, die eine sehr bewegte Geschichte hinter sich gebracht haben. Viele der Orte die ich bei der Lektüre entdeckt habe kenne ich von unseren alljährlichen Urlauben in Südtirol. Das Setting ist bestens geschildert, die Landschaft prägt den Charakter der handelnden Figuren, die so lebensecht und tief charakterisiert sind, man meint sie persönlich zu kennen, eine tiefe Verbundenheit stellt sich ein.
    Es gibt zwar keine klassischen Spannungsmomente, nur eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden. Den ersten Teil werde ich natürlich jetzt auch lesen. Ich fühlte mich hervorragend unterhalten und habe noch einiges über Südtirol und die Lebensweise dieser besonderen Menschen kennengelernt. Eine umfassende Leseempfehlung von mir und 5 Sterne.

  • Traum von Ruhm und Tod von Dania Dicken

    Traum von Ruhm und Tod, Thriller von Dania Dicken, 12. Teil der Libby Whitman-Reihe Ebook.
    Profilerin Libby Whitmans 12. Fall.
    LAPD- Detektive Nathan Morris ein alter Bekannter der mit Libbys Mutter Sadie schon ermittelt hat, kontaktiert Libby, er bittet die Agenten der BAU beim Mord an einem Hollywood-Schauspieler Amtshilfe zu leisten. Der Star wurde in seinem eigenen Haus durch einen Kopfschuss getötet, doch aufwendige Ermittlungen ergaben keine Ergebnisse. Schon bald stoßen Libby und ihre Freundin Julie auf eine Spur, Lucy die Frau des Ermordeten wurde gestalkt und mit Nacktfotos erpresst, steht der Mord mit dieser Erpressung im Zusammenhang?
    Das Setting des 12. Falls ist Hollywood. Dort wo die Reichen und Schönen zu Hause sind tun sich Wolken am strahlenden Himmel auf, einige der Berühmtheiten werden heimlich gefilmt und anschließend mit den Fotos erpresst. So auch Lucy, ein ehemaliger Teeniestar, kurz darauf wird ihr Ehemann Devon, ein erfolgreicher Schauspieler in seinem eigenen Wohnzimmer ermordet. Soweit alles klar – dachte ich. Diesmal hat es die Autorin tatsächlich geschafft mich vollkommen hinters Licht zu führen. Denn in Hollywood ist tatsächlich mehr Schein als Sein. Schon bald wird der Stalker und Erpresser gefasst und ich dachte, diesmal scheint sich alles ganz einfach aufzulösen. Doch wer die Thriller der Autorin kennt weiß, dass die große Überraschung überall lauert. Niemals hätte ich gedacht, dass sich in diesem Fall, der für mich eigentlich klar war, so ein außerordentlicher und unerwarteter Plottwist abspielt. Der Spannungsbogen beginnt im Prolog mit einer regelrechten Hinrichtung, geht mit genialer Profilerarbeit weiter, bis zur gewaltigen Wende und zum furiosen Herzschlagende. Ich war absolut überrascht, dass sich vorliegender Fall noch so entwickelt. Und wieder konnte ich den Reader nicht aus der Hand legen weil sich die Ereignisse plötzlich überstürzten. Nebenher bekommt der Leser auch Einblicke in die Glitzerwelt Hollywoods. Die schlimmen Erlebnisse von Verbrechensopfern und deren Vermarktung durch Bücher und Filme wurde auch thematisiert. Ein interessanter Nebenaspekt.
    Ich habe mich sehr gefreut, dass Nathan Morris, den der Fan von D. Dickens Büchern schon von früheren Sadie-Fällen kennt, wieder einmal mit dabei war, immer noch sympathisch und ein hervorragender Polizist. In diesem Band war er meine absolute Lieblingsfigur. Ich mag es die Bücher in Reihenfolge zu genießen, denn vergangene Fälle und Hintergründe sind immer wieder dabei, so auch wurde der Erzählstrang von Kyles Untreue und Libbys Versuch schwanger zu werden ein Thema im Buch, das bindet an die Reihe und man freut sich schon auf den nächsten Band. Diese, die ganze Serie überspannenden privaten Erlebnisse machen für mich, neben der nervenzerreißenden Spannung, den Reiz dieser Reihe aus. Außerdem wurde am Ende wieder eine Gerichtsverhandlung, die die Agentin mit Brillanz gemeistert hat, ein willkommenes Detail.
    Wieder einmal fühlte ich mich hervorragend unterhalten, gefesselt, mit dem Ende überrascht und habe das Buch in kurzer Zeit weggelesen. Eine absolute Leseempfehlung für die ganze Reihe. Libby-Whitman 12 als Einzelband zu lesen wäre ungenügend und sehr schade.
    Von mir fünf Sterne.

  • Das Beste kommt zum Kuss von Molly James

    Das Beste kommt zum Kuss, RomCom von Molly James, 380 Seiten erschienen im Rowohlt Taschenbuch Verlag.
    Eine fröhliche Romantik-Komödie
    Amy kann was sonst keiner kann, nur die weiblichen Mitglieder ihrer Familie, wenn sie jemand zum ersten Mal küsst, dann sieht sie wie die Sache ausgeht. Kurz, schmerzlich, laut, nach Jahren, Monaten oder schon nach Tagen. Doch eines ist immer gleich – es gab bisher kein Happy End. Auf der Hochzeit ihrer besten Freundin Charlotte lässt sie sich dazu überreden drauflos zu küssen. Doch in der alkohollastigen, feuchtfröhlichen Feierlaune und mit einem schrecklichen Kater am nächsten Morgen, weiß Amy nur noch, dass es zwei schlechte, aber auch eine gute Erinnerung gibt, die langersehnte ewige Liebe. Sie kann sich aber nicht mehr erinnern wen sie geküsst hat.
    Das Buch ist in 30 überschaubare Kapitel eingeteilt. Die Autorin hat den persönlichen Erzählstil gewählt, Amy die Protagonistin berichtet aus ihrer Sicht, der Leser ist somit aus erster Hand über das Geschehen informiert. Fröhliche schlagfertige Dialoge beleben die Story. Eigennamen Schauspieler und Figuren aus Fernsehserien sind kursiv hervorgehoben.
    Ich fand die Idee zum Buch beim Lesen des Klappentextes einfach genial, doch bin ich nach der Lektüre nicht rundherum zufrieden. Zuerst einmal hat es sehr lange gedauert bis ich ins Buch reingekommen bin, abrupte Szenenwechsel, gaben mir hin und wieder das Gefühl, dass ich etwas überlesen bzw. verpasst habe. Insgesamt handelt die Protagonistin für ihr Alter sehr unerwachsen, gerade in Bezug auf Beziehungen, denn in ihrem Job ist sie überaus taff. Insgesamt wirkte die Geschichte durch die Handlungen einiger Charaktere überzogen. Für das Genre jedoch hauptsächlich angemessen. Einige Figuren waren sehr schrill, die hab ich als amüsant und unterhaltsam eingestuft.
    Gut gefallen haben mir die dazwischen immer wieder erscheinenden ernsthaften Momente, z. B. die Liebe zwischen Amy und ihrer Mutter, die Gedanken über Demenz und ihre Angst, dass sie die Mutter dadurch frühzeitig „verlieren“ könnte, gingen tief, das hat mir gefallen. Auf Seite 169, fand ich einen schönen Satz den ich mir unbedingt merken möchte, „An manchen Tagen gibt es kein Lied in deinem Herzen – sing trotzdem“. Die Fröhlichkeit und Situationskomik im Buch hat mich aufgeheitert, Sätze wie: „Mein Hirn fühlt sich an wie ein nach innen gekrempeltes Stachelschwein“ (S.101) konnten mir ein Grinsen entlocken.
    Insgesamt ein gutes aufheiterndes Buch, Tiefgründigkeit habe ich in diesem Genre auch nicht unbedingt erwartet. Eine Empfehlung an die Leser/innen die sich ohne große Ansprüche an die Plausibilität, gerne nett unterhalten möchten. Von mir drei Sterne.

  • Das Licht im Rücken von Sandra Lüpkes

    Das Licht im Rücken, historischer Roman von Sandra Lüpkes, 496 Seiten erschienen im Kindler Verlag.
    Eine Erfindung erobert die Welt – und bestimmt das Schicksal zweier Familien, die bereit sind, alles zu riskieren.
    1914 gelingt dem Tüftler Oskar Barnack der Durchbruch, er hat einen handlichen Apparat entwickelt, der in eine Jackentasche passt und er „schießt“ damit das erste Foto, welches mit einer handlichen Kamera und nicht mit einer kiloschweren Glasplattenkamera aufgenommen wurde. Keiner der abgelichteten Personen, hat bemerkt dass er fotografiert wird, alle bewegen sich ganz natürlich. Barnack arbeitet als Feinmechaniker und Entwickler bei den Leitz-Werken in Wetzlar, die bisher medizinische optische Geräte hergestellt haben. Nur Ernst der Sohn des Firmengründers erkennt das Potential welches in dieser Erfindung steckt und treibt die Produktion der „Leica“, der Leitz-Camera voran. Die Weiterentwicklung der handlichen mobilen Fotografie wird, anhand der Geschichte der Familien Leitz und Gabriel geschildert.
    Das Buch teilt sich in sieben Kapitel, jedes Kapitel beginnt mit einer Abbildung des damalig neu entwickelten Modells einer Leica, versehen mit allen Raffinessen der technischen Daten und Details. Die nächste Seite zeigt ein Bild welches mit diesem Modell geknipst wurde und zeigt auf einer schematischen Abbildung der Erde, an welchen Orten und Ländern dieses Modell jeweils verbreitet war. Der Siegeszug dieser revolutionären Erfindung ist somit perfekt aufgezeichnet. Die einzelnen Leseabschnitte aus der Perspektive verschiedener Erzähler sind mit Ort und Datum überschrieben. Auf den vorderen und auf den hinteren Vorsatz- und Nachsatzseiten sind beeindruckende Aufnahmen, der Familie Leitz, und aus dem Zeitgeschehen festgehalten, ich war wirklich erstaunt wie scharf die Fotografien zu dieser Zeit schon waren. Auf den hinteren Seiten ist jedes dieser Bilder näher erläutert. Ein ausführliches Personenregister schließt sich an. Gedanken, Liedtexte und Eigennamen sind kursiv gedruckt und beleben die Geschichte.
    Der Beginn des Buches hat mich gefesselt und sofort mitgenommen. Die Erfindungen und Entwicklung der Fotografie haben mich sehr beeindruckt. Doch im weiteren Verlauf begann die Geschichte ihren Reiz auf mich zu verlieren, obwohl ich Bücher aus dem ersten und zweiten Weltkrieg und der Zeit dazwischen unheimlich gerne lese. Ein toll aufgemachtes Buch über eine eigentlich bewegte Zeit, leider etwas zu emotionslos und verhalten dargestellt. Potential dazu, wäre durch die Erlebnisse von Elsie und auch die der Familie Gabriel genügend vorhanden gewesen. Die Personen ganz besonders Elsie sind mir fremd geblieben. Etwas interessanter waren die Abschnitte aus der Sicht von Milan. Eine Lieblingsfigur gab es für mich nicht. Die Sprünge zwischen den Charakteren haben mich aus dem Lesefluss gerissen, spannende Szenen enden abrupt und werden im nächsten Leseabschnitt nur noch am Rande behandelt.
    Obwohl hier die Geschichte etlicher sicher ganz besonders markanter Menschen dargestellt ist, auch Zeitkolorit lässt nicht zu wünschen übrig, hat es mich nicht vollständig erreicht. Die Aufmachung ist grandios. Insgesamt reicht es bei mir zu drei von fünf möglichen Sternen. Gerade das, was Ernst der Zweite nicht nur unternehmerisch sondern menschlich während des 2. Weltkriegs geleistet hat, hätte ich mir aufregender gewünscht.
    Für Leser die sich für die Fotografie interessieren eine Leseempfehlung. 3 Sterne

  • Die Kinder des Earls von Felicitas Dietrich


    Die Kinder des Earls, historischer Roman von Felicitas Dietrich, 568 Seiten, epubli-Verlag
    Auf dem Cover sind einzelne Bilder des berühmten Wandteppichs von Bayeux zu sehen, die auf dem Teppich dargestellten geschichtlichen Ereignisse sind in diesem Buch festgehalten.
    Godwin, der Earl von Wessex, ist sehr ehrgeizig, aber auch um den König und das Reich bemüht. So versucht er für sich und seine Söhne, im Kronrat für die Familie und das Reich, hilfreiche Entscheidungen zu treffen. Dafür macht er sich zahlreiche Feinde. Während die Kinder Godwins zu Mördern Verrätern und gekrönten Häuptern werden, intrigiert Godwin gegen die normannischen Denkweisen. Dreizehn Jahre später ist sein Sohn Harold König in England. Doch William der normannische Herzog macht dieser Ära ein Ende.
    Das Buch teilt sich in einzelne Kapitel die mit Jahreszahlen überschrieben sind, dadurch ist ein zeitlicher Überblick zu jeder Zeit gewährleistet. Auf der ersten Seite eine Karte aus der Zeit der Handlung, anschließend eine ganz besonders interessante Seite über die Aufstellung, der Heere bei der Schlacht von Hastings. Eine weitere Seite stellt die verwandtschaftlichen Verbindungen der Figuren, durch einen Stammbaum dar. Diese Darstellungen fand ich sehr hilfreich und wurden immer wieder gerne von mir zu Rate gezogen. Da im Roman sehr viele verschiedene Charaktere agieren, hat mir auch das Personenregister am Buchanfang, etliche Male geholfen. Besonders gefreut habe ich mich über den Abspann am Ende des Buches, dort erfährt der Leser, wie es nach der Schlacht 1066 mit den Figuren weiter geht und sich die Geschichte weiterentwickelt.
    Dieses Buch hat mich sehr lange und gründlich beschäftigt. Immer wieder habe ich parallel die wahren historischen Geschehnisse nachgelesen und verglichen, auch eine Darstellung des Teppichs, der Szenen zeigt, die im Buch beschrieben sind, habe ich immer wieder begutachtet. Ich bin überrascht wie genau sich die Autorin immer wieder an die tatsächlichen Ereignisse hält, genau so könnte es gewesen sein. Ein tolles Buch, ich habe die Lektüre sehr genossen.
    Auch die Beschreibung der Figuren hat mich komplett überzeugt. Meine Lieblingsfigur Harold, besonders die Szenen mit Edith seiner Gemahlin und mit seinem besten Freund Richard/Ulf, hat mir gefallen, er wird gerecht, liebevoll, mutig und treu beschrieben. Sicher wäre er als ein guter König in die Geschichte eingegangen. Eduard der Bekenner und seine langjährige Regentschaft sind sehr ansprechend geschrieben, ich habe wirklich sehr viel über diese geschichtsträchtige Zeit auf eine angenehme und unterhaltsame Art erfahren.
    Obwohl man den Ausgang der Geschichte kennt, habe ich immer wieder mit den Angelsachsen gehofft, die letzten hundert Seiten konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Besonders diese letzte und bekannte Schlacht ist hervorragend geschildert, die Aufstellung der Heere, die Rüstungen und die Waffen, ständig hatte ich das Gefühl auf dem Schlachtfeld anwesend zu sein. Die Autorin hat mir mit ihrem Roman ein Stück lebendig gewordene Geschichte beschert. Jeder kennt Wilhelm den Eroberer und die Schlacht von Hastings, doch wie es dazu kam und nähere Details sind in diesem Buch sehr anschaulich aufgezeichnet. Die Lektüre kann ich den Lesern, die diese Ära interessiert nur empfehlen. Von mir 5 Sterne.

  • Durch das große Feuer von Alice Winn

    Durch das große Feuer, historischer Roman von Alice Winn, Ebook, im Eisele Verlag
    „Im Krieg sieht man junge Männer sterben und hört alte Männer reden“
    Christian Regelien
    England 1914 im Eliteinternat, die beiden Schüler Henry Gaunt und Sidney Ellwood fühlen sich zueinander hingezogen, eine schwierige Zeit um gleichgeschlechtliche Liebe zu leben. Trotz dieser Gefühle die Beide zueinander empfinden können sie sich die gegenseitige Zuneigung nicht eingestehen. Viel mehr beschäftigt die Internatsschüler die Nachrichten aus der ganzen Welt, ein Krieg beginnt und in ihrer Schülerzeitung werden die gefallenen und verwundeten Mitschüler wie Helden gefeiert. Auch von den Lehrern werden der Krieg und der Einsatz fürs Vaterland verherrlicht, kurz nacheinander melden sich beide bei der britischen Armee, dort kreuzen sich ihre Wege immer wieder. Sie finden in ihrer Beziehung eine gewisse Art von Trost.
    Das Buch ist in drei Teile gegliedert, welche sich in 46 Kapitel aufteilen. Manche Kapitel sind mit Datum und Ort gekennzeichnet um die zeitliche und örtliche Übersicht zu gewährleisten. Die Geschichte wird in mehreren Zeitebenen (Rückblicke) und aus verschiedenen Handlungssträngen aus der Sicht von Ellwood bzw. Gaunt erzählt. Es war zu keiner Zeit schwierig die Übersicht über das gesamte Geschehen zu behalten. Immer wieder sind englische Phrasen oder auch Sätze in griechischer Sprache oder französisch eingefügt die kursiv gekennzeichnet sind. Dazwischen immer wieder Auszüge und Artikel aus der Schülerzeitung „The Preshutian“ und anderer Tageszeitungen.
    Erst vor kurzem habe ich den oscargekrönten Film „Im Westen nichts Neues gesehen“, dieses Buch steht diesem Film in nichts nach. Viele Fakten waren ähnlich, die grausamen Kämpfe auf den Schlachtfeldern sind hier im Buch so echt beschrieben, dass es mich direkt mit an die Front genommen hat, unglaublich gut hat es die Autorin geschafft, Kopfkino entstehen zu lassen, eine gute Recherchearbeit kann ich nur bestätigen. Die einfühlsamen Liebesszenarien sind mit äußerst viel Fingerspitzengefühl geschildert, nichts zum Fremdschämen, keine Peinlichkeiten vorhanden. Obwohl diese jungen Männer voller Vorfreude und Vaterlandsliebe in den Krieg gezogen sind, und aus ihren hehren Träumen sehr bald gerissen wurden, hatte ich niemals das Gefühl, dass hier Krieg verherrlicht werden soll. Ein Antikriegsbuch unbedingt. Hier die Partei für eine der kriegsführenden Parteien zu ergreifen ist nicht nötig, so empathisch hat es Alice Winn geschafft zu schreiben, das hat mich restlos begeistert. Doch bei den ergreifenden entsetzlichen Front- und Schützengräben-Darstellungen, ist mir immer wieder die Sinnlosigkeit und Grausamkeit eines Krieges bewusst geworden. Ich habe viel über den ersten großen Krieg gelernt, habe mich auch zusätzlich über das Kriegsgeschehen informiert. Ich fühlte mich bestens unterhalten.
    Die Liebesgeschichte die hier der Leser dazubekommt, könnte schöner nicht sein, auch das hat mich tief berührt. Alle Figuren sind hervorragend geschildert, eine enorme Weiterentwicklung der beiden Protagonisten ist deutlich erkennbar. Der Leser ist dabei, wie aus Jugendlichen, Männer werden. Eine absolute Stärke des Buches. Mir hat „Durch das große Feuer“ sehr gut gefallen. Der Autorin ist ein starkes Debüt gelungen.
    Ein gewisses Maß an Abgebrühtheit sollte der Leser mitbringen, die Grauen des Krieges und die Beschreibungen der Verletzungen sind sehr deutlich. Trotzdem eine absolute Leseempfehlung. Von mir 5 Sterne.

  • Das Land von dem wir träumen, Historischer Roman von Anna Thaler, EBook, Knaur-Verlag
    Auftaktband zur Südtirol-Saga
    Zwei der Bruggmoser-Söhne sind im 1. Weltkrieg gefallen, die Italienisierung von Südtirol schreitet voran, Ludwig der Bruggmoser- Bauer passt sich der neuen Regierung an, er ändert seinen Namen in Ponte, das ärgert nicht nur seine Tochter Franziska, sondern auch seine Nachbarn und das ganze Dorf. Leopold der Hoferbe wird seine Eindrücke aus dem Krieg auch nicht mehr los und versucht mit Alkohol dagegen anzukämpfen, die Mutter wird mit dem Verlust ihrer Söhne nicht fertig und fällt in eine tiefe Depression. So hängt es an Franziska, der einzigen Tochter, den beiden Zwillingen Josepha und Johanna, entfernte Verwandte, und dem Knecht Wilhelm, den Hof zu halten.
    Franziska hat Lehramt studiert, darf aber ihren Beruf nur in italienischer Sprache ausüben, Unterricht in deutscher Sprache und alles Deutsche ist verboten. Doch Franziska rebelliert gegen die Faschisten, in einem verlassenen Turm gründet sie eine illegale Katakombenschule.
    Das Buch besteht aus 20 Kapiteln, passend zum Inhalt betitelt. Die Jahreszeiten mit Jahreszahlen teilen das Buch in diverse Teile von Frühjahr 1925 bis Februar 1928. Zu Beginn des Buches befindet sich ein hilfreiches Personenregister, auf welches ich am Anfang, öfters zurückgegriffen habe. Kursive dargestellt sind Gedanken und italienische Phrasen.
    Ich habe mit schon eingehend mit der Geschichte Südtirols und auch den geheimen Deutschschulen beschäftigt, leider habe ich hier zu viel erwartet.
    Franziska und ihre jüdische Freundin Leah, die Tochter eines jüdischen Goldschmiedes aus Meran, sind gut charakterisiert, bei ihnen war eine gute Weiterentwicklung erkennbar. Andere Figuren blieben leider im Dunkeln, besonders Wilhelm, der Knecht, der im angeblich im Bayrischen vor dem Krieg einen Bauernhof besaß, Leopold der Bruder und der Grund für seinen Alkoholmissbrauch, die Gründe ihres Vaters für die Bereitschaft sich ohne Bedenken italienisieren zu lassen, das hat mir gefehlt. Auch die Zwillinge Johanna und Josepha sind mir fremd geblieben. Da hätte ich mir mehr Informationen gewünscht, so dümpelt das Buch zu zwei Dritteln dahin, um im letzten Drittel endlich spannend zu werden. Als die Mutter am Ende für eine überraschende Wendung sorgt, hat das Buch enorm an Tempo zugenommen. Die Ereignisse haben sich geradezu überschlagen. Auch der geheime Unterricht konnte für mich keine Spannung erzeugen. Jederzeit war es aber möglich, dem Plot zu folgen. Dieser erste Teil ist mir insgesamt wie ein endloses Vorwort zur gesamten Trilogie vorgekommen, trotzdem sind die Personen nicht genügend charakterisiert worden. Ich hoffe jedoch, dass es in den anschließenden Bänden so rasant weitergeht, wie Band eins geendet hat. Viele Geschehnisse ( z.B. Flugblätter ) sind ohne weitere Verwicklungen im Sande verlaufen.
    Gefehlt hat mir auch die bildmalerische Beschreibung des Settings, da ich das Passeier- und das Etsch-Tal als eine der schönsten Flecken auf Erden schätze, wobei das Buch mit den Worten angepriesen wird, dass die Autorin selbst ihr Herz an die wunderschöne Natur Südtirols verloren hat. Davon habe ich nicht viel bemerkt.
    Dadurch, dass das Buch so vielversprechend endet, werden ich auch den nächsten Teil der Südtirol-Saga lesen, interessante Verwicklungen sind auf alle Fälle vorprogrammiert. Da ist noch Luft nach oben. Von mir 3 Sterne.