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  • Loreley - Die Frau am Fluss von Susanne Popp

    Loreley – Die Frau am Fluss von Susanne Popp (Fischer Verlag)

    Die Kiesel schmiegten sich an ihre Fußsohlen, dazwischen wuchs mal stachliges, mal weiches, sanft kitzelndes Gras. Schließlich lag der Fluss nur vom Sternenlicht beleuchtet vor ihr und hob sich mit seinem tiefdunklen Blau kaum merklich von den schwarzen Ufern ab. Sie sah zum Werth hinüber, wo sich die Kronen der Eschen, Ulmen und des großen Ahorns wie Scherenschnitte vor dem Sternenhimmel abzeichneten. Abgesehen vom klagenden Ruf eines Käuzchens und vom Rauschen des Wassers, das die Felsen und Steine umspülte, war alles still. S.17

    Gefangen von den Umschreibungen Susanne Popps, schleudert mich jede Zeile in die beschriebene Szenerie hinein. Es gelingt ihr immer wieder aufs Neue mich mit ihrem Schreibstil und einem vollends detaillierten Hintergrund-Wissen an ihrer Lektüre zu fesseln.
    Dieser historische Roman beginnt im Jahr 1801 und erstreckt sich über 27 Jahre. Erzählt wird die Geschichte von Julie Winter, die eine reine, natürliche Schönheit ist, nach der sich jedermann umdreht. Sie verdreht den Männern unbewusst den Kopf. Neben ihren Bewunderern ruft dies auch einige Neider auf den Plan. So werden der jungen Frau einige, nicht unerhebliche Steine in den Weg gelegt. Geheimnisse, Unwegsamkeiten und das Schicksal selbst begleiten sie und ihre Lieben.
    Neben Julie spielt der große Fluss, der Rhein eine weitere Hauptrolle. Fließend integriert die Autorin die historischen Details rund um die Schifffahrt, Fähr-Arbeiten sowie das Leben mit und an diesem imposanten Gewässer.
    Historische Persönlichkeiten und fiktiven Figuren mit ihren unterschiedlichen Sichtweisen und gut ausgearbeiteten Charakteren tragen durch die Geschichte und runden das Bild der Romantik ab. Die Mystik rund um den Loreley-Felsen darf dabei nicht fehlen, spielt eher eine angenehme, untergeordnete Rolle und tut der unterhaltsamen Lektüre keinen Abbruch.
    Neben der Erzählung gefällt mir die Aufmachung des Romans unheimlich gut. Das Cover wirkt auf mich wie ein Magnet. Die innenliegende Karte vom Rhein und das ergänzende, umfangreiche Nachwort der Autorin helfen beim Einordnen der Ereignisse.

    Ich habe Susanne Popps neuen Roman unheimlich gern gelesen. Dank der angehängten Leseprobe aus dem nachfolgenden Loreley-Roman freue ich mich sehr auf den zweiten Teil im kommenden Herbst.

  • Der späte Ruhm der Mrs. Quinn ein Roman von Olivia Ford
    „Heute backe ich einen einfachen, aber dennoch raffiniert schmeckenden Rührteigkuchen mit Trockenfrüchten. Meine Mutter hat ihn oft gemacht, wenn wir nachmittags Gäste zum Tee erwartet haben“, erklärte sie mit einem schnellen Blick zum Fenster. „Wenn die Butter knapp war, haben wir sie am Ende auf dem Teig verteilt, anstatt sie einzuarbeiten.“ Das Leben konnte einem Möglichkeiten nehmen, aber niemals den Einfallsreichtum. S.109
    Familienrezepte zu bewahren, nach alter Tradition zu backen und zu kochen, ist eine Möglichkeit seine Lieben immer bei sich zu haben. Rezepte haben Bestand und sie schmecken nach Erinnerungen. So ergeht es der knapp 80jährigenn Jennifer Quinn, die zusammen mit ihrem Mann Bernard in einem kleinen, beschaulichen Dorf in England lebt. Der frühe Verlust der eigenen Mutter hat sie geprägt. Jenny fühlt sich eng mit ihr verbunden, wenn sie die verschiedenen Leckereien, die sie einst zusammen zubereitet haben, mit Geduld und Liebe fertigen kann. Vielleicht aus diesem Grund, überspannt die Autorin jedes Kapitel mit dem Namen einer Köstlichkeit, die im jeweiligen Abschnitt einen Platz hat. Man schaut Jennifer bei der Zubereitung über die Schulter und taucht dabei ein Stück in ihre Vergangenheit ein. Dabei gelingt ihr alles wie von selbst, nur bei einer Leckerei, stößt sie an ihre Grenzen... .
    Der liebevolle Schreibstil von Olivia Ford fängt die Stimmung und Atmosphäre wunderbar ein. Die einzigartigen Charaktere unterstreichen die Geschichte und beleben den Lesefluss. All zu selbstverständliche und doch bewegende Themen bekommen durch die Erzählung um Jennifer und Bernard sowie deren Träume und unrealisierten Wünsche genügend Raum. Jennifer übermannt das gelebte Leben und die Erkenntnis der eigenen Sterblichkeit. Sie nimmt allen Mut zusammen und ergreift somit ihre vielleicht letzte Chance. Damit bleibt sie sich treu und stellt sich gleichzeitig einem langgehüteten Geheimnis.
    Fazit: Was für ein wunderbares Buch! Einfach schön und es wärmt das Herz, unbedingt lesen oder einem lieben Menschen schenken!

  • Pasta von Alfabeto bis Ziti von Rachel Roddy

    Pasta von Alfabeto bis Ziti von Rachel Roddy (Kunstmann Verlag)
    „Eine Pasta-Teigplatte steckt voller Möglichkeiten.“ S.60
    Genau wie dieses Buch! Pasta in allen Variationen und hinter jeder Nudelsorte steckt eine Geschichte. Rachel Roddy vereint liebevolle Anekdoten mit interessanten Fakten, anschaulicher Geographie und Sprachkunde, Geschichte, Wissen sowie einzigartige Kochkunst.
    Ich bin es gewohnt, eine handelsübliche Tüte aufzureißen und die italienische Teigware fertig zu kochen. Mein einziger Anspruch ist es, dabei die vorgegebene Kochzeit im Auge zu behalten. Dies ändert sich mit diesem Buch. Denn Pasta und Co. sind eine Kunst! Doch ab und an darf ich, laut Rezept, auch zu einer industriell gefertigten Pasta-Sorte greifen. Zum Beispiel bei Ditali mit Linsen. Doch wo gibt es Ditali zu kaufen? Daher begleiten anschauliche Bilder die Rezepte und ich habe eine Vorstellung, was gemeint ist. Und diese Bilder lassen mir das Wasser im Munde zusammen laufen. Beim Lesen und Anschauen habe ich sofort Lust loszulegen und etwas Leckeres zu kochen.
    Fazit: Eine informative Lektüre nicht nur für den Pasta-Liebhaber und Italien-Fans. Halten wir es wie die Autorin und kochen wir uns durch das Nudel-Universum. Sind wir bei Ziti angekommen, geht es bei Alfabeto wieder von vorn los!
    Lesen und genießen Sie dieses Buch mit dem Kopf und dem Bauch. Ein gelungenes Rundum-Wohlfühl-Rezepte-Buch. Total praktisch, zum Verschenken oder für das eigene Küchenregal!

  • Die Mission des Goldwäschers von Ralf H. Dorweiler

    Die Mission des Goldwäschers ein Roman von Ralf H. Dorweiler

    „Es handelt sich bei diesem Buch um meinen rechtmäßigen Besitz. Aber ich kann die Randbemerkungen nicht entziffern. Wir sollten gemeinsam vorgehen. Hochwürdiger Vater Abt, wie bieten Euch die Hälfte dessen, was wir finden. Finden wir nichts, sind wir Euch nichts schuldig.“ S.45

    Der Autor präsentiert einen spannenden Abenteuerroman. Auf der Suche nach dem legendären Schatz der Nibelungen gilt es für alle Beteiligten einige Hindernisse zu überwinden. Die Zahl der Schatzsucher nimmt stetig zu und so findet man gegen Ende eine bunt zusammengewürfelte Truppe unterschiedlichster Charaktere, die sich so manchem Gegner stellen muss. Das Zeit-Fenster ist knapp bemessen, denn laut Voraussage muss der Fund an einem bestimmten Tag gehoben werden. Das greift der Autor auf und überspannt die jeweiligen Kapitel mit einer Orts-und Zeitangabe. Dies ist hilfreich bei der Orientierung und erhöht die Spannung. Dergleichen nützlich ist das vorangestellte Personenverzeichnis mit historisch belegten und fiktiven Figuren.
    Der Weg entlang des Rheins ist gepflastert mit Rätseln. Eleonore, Frieder und Co. begeben sich dazu an historisch relevante Örtlichkeiten, die im Roman eindrucksvoll und detailliert beschrieben werden. Jede Figur trägt etwas zur Lösung der Rätsel bei. Ebenso Johann Wolfgang Goethe, der neben weiteren historischen Figuren mit seinen Versen und Ideenreichtum glänzt.
    Allabendlich lauschen alle den Worten Bruder Melchiors gern und schlummern ihren eigenen Gedanken nachsinnend ein. Durch die Erzählung des mitreisenden Bruders vom Kloster St. Gallen wird dem Leser die Sage der Nibelungen ins Gedächtnis gerufen. Ich finde es erfrischend, wenn eine Geschichte zum Nachrecherchieren anregt. Ein nochmaliges Lesen der Sage um Siegfried, Brünhild, Gunther, Kriemhild und Co. habe ich mir fest vorgenommen.
    Neben den körperlichen Strapazen wirbelt diese Reise auch die Gefühlswelt der Figuren durcheinander. Es ist nicht nur eine Suche nach dem materiellen Schatz, sondern die Erkenntnis der wahren Werte im Leben.

    Fazit: Dieser wendungsreiche Roman hat mir sehr gut gefallen. Besonders die Erläuterungen rund um den historischen Beruf des Goldwäschers sind sehr interessant. Danke für das erläuternde Nachwort, das noch einmal Licht in die Hintergründe und die Beweggründe des Autors zu dieser Geschichte liefern.
    Die sehr gut recherchierten Einzelheiten und die Zusammenhänge der damaligen Gesellschaft mit ihren Standesunterschieden kommen gut zur Geltung.
    Ralf H. Dorweiler schreibt bildhaft, so dass sich jede Seite spannungsreich liest und man hautnah dabei sein kann. Eine erfrischende Geschichte!

  • Sehen wir uns um Mitternacht von Merisa Kacamakovic

    „Ha, du bist gut. Okay, wir machen einen Deal: Ich erzähle dir etwas mehr und du suchst mir das perfekte Kleid, abgemacht?“
    „Aber sowas von! Nimm diese zwei schon mal mit in die Anprobe und lass uns loslegen!“ S.27

    Die Idee und die Aufmachung des kleinen Büchleins sind nett und liebevoll gewählt.
    Hier liest man eine sehr kurze Erzählung, die zum Nachdenken anregt.
    Man findet eine moderne Geschichte. Dies beginnt bei den gewählten Namen und zieht über den einfachen, saloppen Schreibstil hinweg. Vielleicht eine Geschichte für die jüngere Generation?

    Fazit: Es ist eine dahinplätschernde, alltägliche Erzählung. Leider hat mich die Art und Weise, wie die Abhandlung erzählt wird nicht ansprechen können. Ich hätte mir mehr Tiefe und Poesie gewünscht. Die 80 Seiten konnten meine Erwartungen leider nicht erfüllen.

  • Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte von Lucca Müller ( Lübbe Verlag)
    Diese offenen, klaren Augen musterten sie nun freundlich. „Wie heißt du?“ „Adele, und du?“ Das schöne Mädchen streckte die Hand aus. „Ottilie, sehr erfreut.“ Ihre Hand war eiskalt und zitterte. „Wollen wir etwas spielen?“, fragte Adele. „Gerne.“ S.47/48
    Der Roman beginnt 1805 als Adeles Vater stirbt in Hamburg. Das Mädchen ist knapp 10 Jahre alt, als Johanna, ihre Mutter mit ihr nach Weimar zieht. Johanna weiß, wie man sich einen Namen macht und lädt zu exklusiven Teegesellschaften und intellektuellen Zusammenkünften ein. Auch Goethe ist mit von der Partie sowie andere Geistesgrößen. Adele tun die kreativen Zusammenkünfte gut und sie entwickelt ein Talent für filigrane Scherenschnitte und kleinere Dichtungen. Trotzdem fehlt ihr die Gesellschaft von Gleichaltrigen. So ist es mehr als wundervoll, als Ottilie eines Tages in ihr Leben tritt. Es entwickelt sich eine Freundschaft, die prägend für Adeles Gefühlswelt ist.
    Als Unbeteiligte verlieren Johanna und Adele fast ihr gesamtes Vermögen und ihr Leben ändert sich. Die Mutter beginnt mit Erfolg zu schreiben und Adele versucht das knapp erwirtschaftete Geld beisammenzuhalten. Adeles Träume scheinen unerreichbar. Erschwerend legt sich das Band der Verpflichtung um die Mutter-Tochter-Beziehung.
    Doch die Autorin erstarkt ihre Protagonistin und lässt sie mit jeder weiteren Herausforderung und jedem Rückschlag reifen. Die schwierige familiäre Beziehung zu ihrem Bruder und dessen Sichtweise auf das Frauenbild in der Gesellschaft erschweren die Entfaltung zusätzlich. Lucca Müller zeichnet mit Adele eine höchst sympathische Figur. Ihre Entfaltung vom begabten Kind zu einer gerechtigkeitsliebenden, empfindsamen Frau habe ich sehr gern mitverfolgt.
    Im Roman mit autobiographischer Struktur begegnen dem Leser historische Persönlichkeiten, denen die Autorin auf spannende Weise Leben einhaucht. Ihr Schreibstil ist unaufgeregt und begeistert zugleich. Die konventionellen Gepflogenheiten und die Stellung der Frau um 1800 sind glänzend recherchiert und passen sich fließend in die Rahmenhandlung ein. Adele nimmt eine gewisse Sonderstellung ein. Dies beschreibt die Autorin im anschließenden interessanten Nachwort.
    Fazit: Eine richtig gut geschriebener historischer Roman, der dem Leser das Leben der Familie Schopenhauer näher bringt. Adele, eine ungewöhnlich vorausdenkende Frau ihrer Zeit! Es war mir eine Ehre, ich freu mich auf weitere Lektüre von Lucca Müller.

  • Away von Nic Jordan

    Away Nic Jordan
    Transsibirischer Tag 4...
    „Hallo, ich heiße Daniel und komme aus Erfurt. Ich hoffe, die Schokolade hat dir geschmeckt“, sagte der etwa sechzig Jahre alte Mann mit starkem ostdeutschen Akzent. …
    „Neujahr ist für die Russen heilig, da fährt niemand Zug. Auch Touristen bleiben lieber in den großen Städten, um zu feiern. Sieht aus, als wären wir die einzigen zwei Verrückten hier mitten im Nirgendwo.“ Er sagte das mit einem Starren in den Augen, das mir Unbehagen bereitete. „Nun stoßen wir mal an, auf das neue Jahr und das einzige gute Volk der Welt: die Deutschen!“, rief er fast schon zu euphorisch und hob sein Glas in die Luft. …
    Weder hatte ich Lust auf einen Wodka zum Frühstück, noch auf seine Gesellschaft, und insbesondere nicht darauf, mit ihm anzustoßen, dass wir das beste Volk der Welt seien. Es war eindeutig, woher der Wind wehte: ein Deutscher mit einem Adler und deutscher Fahne auf seinen Pulli gestickt, auf dem Weg durch Russland nach Nordkorea, der die andere Deutsche auf einen Wodka zum Frühstück einlud. S.196
    Puh, was soll man dazu noch sagen? Klischees werden hier sehr gut bedient und Vorurteile sowie einseitige Meinungen an den Leser weitergegeben. Danke, gut das es hier ein Ossi ist, der passt so gut in diese schlechte Geschichte!
    Die Reiseberichterstatterin, Autorin mag ich sie nicht nennen, schreibt einfach, nicht spannend, wiederholend und affektiert. Sie glaubt Land und Leute zu kennen und scheint sich weder mit deren Kultur noch den landestypischen Gegebenheiten im Vorfeld beschäftigt zu haben.
    Des Weiteren werden Situationen interpretiert und auf besserwisserische Art zu ihren Gunsten verdreht. Hauptsache sie steht im Mittelpunkt.

    Fazit: Ein Egotrip, der hoffentlich keinen Nachfolger hergibt! Anstrengend, oberflächlich, verblendend sowie sprachlich unausgereift und wenig ansprechend! Wer auf zentrovertierte Darstellungen der heutigen Zeit steht, der findet vielleicht seine Freude daran?! Für mich: Nicht lesenswert!

  • Die Bücherjägerin von Elisabeth Beer

    Die Bücherjägerin von Elisabeth Beer (Dumont Verlag)

    „Nur Mädchen spielen mit Puppen!“
    „Wer hat dir denn so einen sexistischen Unsinn erzählt?“, fragte ich streng.
    „Was heißt sesssistisch?“, nuschelte Florian, der seinen Joghurt inzwischen über seinen Pulli, die Tischplatte und die gesamte Fläche um seinen Mund herum verteilt hatte.
    „Es heißt sexistisch“, sagte ich, „und es bedeutet, dass man auf eine Person aufgrund ihres Geschlechts herabsieht.“ S.398
    „Da hat dir dein Vater einen Bären aufgebunden“, sagte ich, „Puppen sind für alle, für Jungs und für Mädchen und für solche, die beides oder keins von beidem sind.“ Luka`s Stirnfalten wurden noch tiefer, falls das möglich war. S.399

    Und meine ebenfalls! Warum muss alles thematisiert werden und das noch in einer Unterhaltungslektüre, die ich ahnungslos in die Hände nehme? Ein Hinweis vornweg zum Thema Gendern wäre schön gewesen. Jeder sollte das tun, was er für richtig befindet oder sich so fühlen, wie er oder sie sich für richtig empfinden. Im Lesefluss stört es mich einfach. Die Erklärung zum Ende des Buches konnte mich dahingehend auch nicht trösten, im Gegenteil, ich fühle mich bevormundet.

    Die Geschichte der Bücherjägerin, die ja eigentlich eine Kartenjägerin ist, hat mir mäßig gefallen. Mit den Charakteren konnte ich nicht warm werden. Man erfährt viel über Sahra aber ihr Beruf und ihr Handwerk bleiben auf der Strecke. Die Autorin beschäftigt sich mit verschiedensten Themen, nur zu wenig mit dem eigentlichen Hauptthema. Die Ablenkungen sind groß und erstrecken sich über Diversitäten, Rassismus, Feminismus, doch manchmal ist weniger einfach mehr. Leider hat mich das Buch nicht überzeugen können, so wie ich es erhofft hatte. Toller Plot, schwach umgesetzt.

    Fazit: Leider mein erstes und auch letztes Buch der Autorin. Ich möchte beim Lesen nicht erzogen, sondern unterhalten werden, sprachlich sowie inhaltlich! 2 Punkte für die Aufmachung.

  • C'est la vie, chérie von Tessa Hennig

    C`est la vie, chérie ein Roman von Tessa Hennig (Ullstein Verlag)

    „Ich weiß nicht mehr, was ich will“, sprudelte es aus Ulrike heraus.
    Anja gab das anscheinend zu denken, denn sie schwieg, bis eine der Kabinen frei wurde und Ulrike darin verschwand. Ein Wink des Schicksals, dachte Ulrike sich. Paris! Denk einfach an Paris! S.90

    Was wäre schöner als ein Kurztrip nach Paris? In die Stadt der Liebe! Wenn nicht in Paris, wo sonst wird die eingefahrene Alltagsroutine mit dem angestaubten Liebesleben aufgemöbelt? So auch die Hoffnung von Markus und Anja, die fest an eine Rettung der Ehe des älteren Semesters in ihrer Familie glauben. Neben den Fast-Rentnern Ulrike und Hans gibt es ähnlichen Reparaturbedarf auf der Beziehungsebene zwischen Anja und Markus. Auch das Küken Sophie und ihr Freund Niklas unterstützen und beteiligen sich an dem Selbstfindungs-und Städtetrip. Unterschwellige Ängste sowie Rede-und Handlungsbedarf geben sich auch hier die Klinke in die Hand. Doch Paris verzaubert, ist magisch und so kommen alle Familiengeheimnisse, Probleme und unausgesprochenen Worte auf den Tisch. Mit frischem Pariser Wind um die Nase erwachen Erinnerungen und das gegenseitige Interesse wird wieder geweckt. So ist es für die Protagonisten hilfreich sich einmal wieder aus der eigenen Komfortzone zu bewegen und den Partner unverblümt ehrlich durch die mitgebrachte rosafarbene Brille zu sehen.

    Fazit: Tessa Hennig hat mit der Lokation Paris eine sehr gute Wahl getroffen. Die Stadt wirkt unterstützend durch so manches Klischee, welches man nur zu gerne beim Lesen in Kauf nimmt. Ihr unverblümt witziger Schreibstil gefällt mir immer wieder gut. So findet man sich inmitten einer lustigen, unbeschwerten Geschichte wieder. Doch so manche Äußerung ihrer agierenden Figuren ist tiefgründig und beinhaltet einen wahren Kern. Genau diese Mischung fasziniert mich immer wieder an ihren Romanen, die aus dem Leben gegriffen sind und um die Ecke spielen könnten. Ulrike, Hans, Anja und Co. Sind alle sympathisch. Sie scheitern, lieben, weinen und lachen wie jedermann. Zum Schluss findet sich ein versöhnliches Ende. Genau so möchte ich Unterhaltungsliteratur lesen.

    C`est la vie! Auf alle Fälle mit diesem Roman und weiteren Büchern von Tessa Hennig!

  • Provenzalische Täuschung von Sophie Bonnet

    Provenzalische Täuschung Ein Fall für Pierre Durand von Sophie Bonnet (Blanvalet)
    Er steckte das Mobiltelefon in die Jackentasche und schlug den Weg zur Wache ein. Sainte-Valerie lag still im Morgendunst. Eine erwachende Schönheit, die sich dem Tag entgegenreckte.
    Wie friedlich es hier ist, dachte Pierre, als er in die Rue des Oiseaux bog. Noch immer angefasst angesichts der Bilder, die bei dem Gespräch mit Penelope in ihm aufgestiegen waren.
    Frieden, so erkannte er, war ein Zustand, den zu viele als selbstverständlich annahmen. Dabei war er ein Geschenk, für das ein jeder seinen Teil beizutragen hatte. S.233
    Der Chef de Police, Pierre und die begabte Köchin und Besitzerin eines Feinkostladens, Charlotte stecken mitten in ihren Hochzeitsvorbereitungen, deren Verzögerung einigen Kompromissen geschuldet ist. In diese wiederkehrende Diskussion fällt der Mord eines Polizisten und Widersachers von Pierre Durand. Die Ermittlungen beginnen und bald fällt der Verdacht selbst auf Pierre. Auf eigene Faust gräbt er in der trüffelträchtigen Gegend am Fuße des Mont Ventoux und legt ungeahnte Verbindungen frei. Hierbei spielen der Bürgermeister von Sainte-Valerie und Pierres Ziege Cosima eine Rolle.
    Auch im neuen Fall rund um den schlauen, französischen Ermittler Pierre Durand beweist Sophie Bonnet wieder ein grandioses Erzähltalent. Der Fall selbst ist spektakulär und verbindet die Vergangenheit und die Gegenwart. Die Einflüsse an historischen Details zur französischen Geschichte und Kolonialzeit sind sehr gut recherchiert. Neben den Fakten bleibt der unterschwellige und passende Humor nicht auf der Strecke. Die Figuren sind treffend beschrieben und agieren entsprechend ihrer Charaktereigenschaften.
    Besonders gut gefallen haben mir die Landschaftsbeschreibungen der Provence, das französische Flair und die Einblicke in die landestypische Kulinarik sowie Trüffelkunde.
    Fazit: Die Geschichten und Fälle rund um den kleinen französischen Ort im Herzen der Provence einschließlich seiner illustren Bewohner und Ermittler ist immer wieder eine Reise wert! Auch dieser Krimi, „Provenzalische Täuschung“ steht für ausgezeichnete und vergnügliche Unterhaltung!

  • Wodka mit Grasgeschmack von Markus Mittmann

    Wodka mit Grasgeschmack von Markus Mittmann (Kiener-Verlag)
    „Es riecht hier wie früher“, sagte er und zeigte auf die Scheune. „Hier haben ich die Kühe gemolken, aus dem Stroh haben wir Burgen gebaut, als ob das Stroh nur für uns Kinder da gewesen wäre. Dort an den Ringen waren die Pferde angebunden, die beiden Rappen und zwei Füchse.“ Er freut sich. Heute ist er Rückkehrer, Heimkehrer. Oder Gast? S.106

    Eine Reise nach Schlesien, zurück in schöne Kindheitserinnerungen, die schmerzliche Wunden aufreißt. Flucht und Vertreibung, Angst und Hunger, all das wird aufgeweckt aus einem tiefen Schlaf der Erinnerung, eingesperrt in zwei alternde Körper, die die Vergangenheit verdrängt haben und einfach nur vergessen wollten. Doch so einfach funktioniert das nicht, denn die nachfolgenden Generationen stellen Fragen und möchten die nicht greifbare Lücke in ihrem eigenen Lebenslauf schließen, die dieses Schweigen und Verdrängen mit sich bringt. Diese Erfahrung und das Neuentdecken der alten Heimat sowie die Suche nach den Wurzeln ist aufwühlend und heilsam zugleich. Der einfühlsame Schreibstil hilft dabei. Die Beschreibungen der Orte sind anschaulich beschrieben und erzählen von früher und heute.

    Diese Familie steht für unendlich viele Schicksale, egal ob aus Schlesien, Ostpreußen oder anderen Teilen dieser Erde. Bestimmt kann man durch dieses einfühlsame Buch von Markus Mittmann ein Stück mitfahren in dem gelben Beetle und zwängt sich zu der Familie auf den Rücksitz, zieht Parallelen und verarbeitet so sein eigenes Päckchen, welches man schon ewig mit sich rumzutragen scheint.

    Auf seiner Spurensuche verbindet er die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Jedes für sich, kann nicht allein existieren und alles gehört zusammen. Den Einfluss, den die Geschichte, unsere eigenen Lieben und deren Erfahrungen sowie selbst gewonnenen Episoden unseres Lebens auf uns nehmen, ergeben, neben unserer Persönlichkeit, das was wir sind, wie wir denken und agieren. Dieses Werk hat mich zutiefst berührt. Vor dem Hintergrund meiner eigenen Familiengeschichte wogen beim Lesen die Emotionen schwer.
    Markus Mittmann bedient sich eines einzigartigen Schreibstils auf den man sich einlassen sollte. Die Intensität des Erzählten wird durch die Nähe und Enge, in der die Familienmitglieder unterwegs sind, noch verdeutlicht. Ein wertvoller Roman, Reisebericht und Lebensbegleiter, den man unbedingt lesen sollte!

  • Die Radfahrerin von Susanna Leonard

    Die Radfahrerin Annie Londonderry ein Roman von Susanna Leonard

    Alonso Peck hielt das Columbia-Fahrrad fest, damit Annie auf den Sattel steigen konnte.
    „Wie klein und zierlich sie ist“, sagte Peter Goldberg mit leiser Stimme, in der für John unüberhörbar ein besorgter, fast ein wenig mitleidiger Unterton schwang. S. 167

    Die Autorin lässt sich 170 Seiten Zeit, ehe Annie Londonderry, alias Annie Kopchovsky mit ihrem Fahrrad zu dieser unsäglichen Weltreise aufbricht. Geschuldet ist dieses Unterfangen einer Wetter von Männern im Jahr 1894, im Kaminzimmer eines Bostoner Herrenclubs, der mit einem Handschlag besiegelt wird. Dies ergibt sich, da sich das männliche Geschlecht größtenteils erhaben über die Frauen stellt. Zu fast unerfüllbare Wettbedingungen glauben sie nicht an den Mut und die Intelligenz eines weiblichen Wesens. Einzig Professor John Dowe glaubt an das weibliche Geschlecht und geht diese Wette, angesichts des hohen Preisgeldes mit einem mulmigen Gefühl, mit dem Geschäftsmann Samuel Thatcher ein.
    Der unterschwellige Spürsinn fürs Geschäft und den Erfolg vor Augen wird durch diese Grundstimmung im Romans begleiten. So flunkert die liebe Annie angesichts winkender Geschäftsmodelle und lügt am Ende bis sich die Balken biegen. Wie es dazu kommt, dass Annie die Frau ist, die zu den angegebenen Wettbedingungen die Welt umrunden will, beschreibt Susanna Leonard auf den ersten 170 Seiten. Der Rest des Romans handelt von der Reise dieser taffen Frau und ihren Unterstützern, wie sie Berühmtheit erlangt und sich ihr Leben durch diese Erlebnisse ändert. Dabei bleibt die Autorin vage, manche Fragen bleiben offen und der Fantasie des Lesers überlassen.

    Einige Nebenfiguren waren für mich interessanter und charakterlich besser dargestellt, als die Hauptprotagonistin selbst. Der Schreibstil, gerade zu Anfang, hat mich abgeholt und ich konnte der Geschichte flüssig folgen. Auch Annies Beweggründe erschienen mir dabei logisch. Der Mittelteil konnte mich nicht begeistern, da Annie mit den Unwahrheiten zu Übertreibungen neigte und der Hauptschwerpunkt auf der Reklame und Werbearbeit lag. Somit verlor ich tatsächlich die Leselust darüber. Doch erarbeitete die Autorin das Bild der Protagonistin anhand wahrer Begebenheiten. Daher gab ich der Hauptfigur noch eine Chance und beendete das Buch. Die Reiseberichte traten hier wieder in den Vordergrund nur mit dem offenen Ende bleibt ein Rest an Sehnsucht nach Aufklärung rund um Annie und ihre Familie. Gerade über die Familienmitglieder hätte ich im Laufe der Geschichte und am Ende gern noch mehr erfahren.

    Fazit: Eine Frau. Ein Fahrrad. Einmal um die Welt. Ich habe es gelesen. Für mich ist es kein Buch für ein zweites Mal.