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Bewertungen von Leser/innen

  • Wer die Hölle kennt von Leigh Bardugo

    Auch wenn ich doch ein recht großer Fan des ersten Teils war, ist nach drei Jahren und unzähligen anderen Büchern einfach nicht mehr viel hängen geblieben. Im Grunde freut mich das aber immer, da es meinen Lieblingsbüchern einen enormen Wiederles-Wert gibt. Allerdings hat es mir hier natürlich stark erschwert, wieder in die Geschichte reinzukommen. Vor allem, mit den wechselnden Zeitkapiteln zu Beginn. Ich würde mir wünschen, die Autorin hätte etwas mehr Bezug zum vorangegangenen Buch hergestellt. So spannend das Buch auch ist, bleiben alle Charaktere für mich irgendwie ein Stück unnahbar (bis zu einem gewissen Punkt).
    Ich verstehe die Beziehungen im jetzigen Teil, aber ich verstehe die Vergangenheit dieser nicht genau. Gerade Turner oder Mercy sind für mich nicht ganz greifbar. Turner und Alex haben offensichtlich eine wichtige Geschichte hinter sich, aber es wird einfach nie greifbar darauf angespielt. Warum herrscht dort so viel Spannung? Ein, zwei Sätze dazu, was im vorherigen Teil passiert ist. Nun habe ich mich bis Seite 300 gefragt, ob ich das Buch abbreche und den ersten Teil erneut lese, weil mich diese juckende Neugier nicht in Ruhe lässt. Weil mir das Buch das Gefühl gibt, ich müsste WISSEN, was vorgefallen ist, aber das ist mir nach all den Jahren einfach nicht möglich.
    Ab Seite 350 - 400 waren dann aber die Beziehungen, die sich hier in Teil 2 entwickelt haben, so prominent, dass ich diese Ungewissheit ganz gut verdrängen konnte. Und das Buch ist einfach trotzdem unfassbar spannend und ich habe es so gerne gelesen. Ich würde mir aber dennoch für den dritten Teil wünschen: vielleicht ein, zwei – eventuell sogar drei, wenn man mutig ist – Seiten, was in den Vorgängern geschehen ist. Gerade, wenn Bücher einer Reihe mit so einem großen Zeitabstand veröffentlicht werden, ist so eine kleine Gedankenstütze viel wert. Immerhin wurden auch die englischen Titel mit einem Abstand von vier Jahren veröffentlicht.

    Fazit
    Ich kann nur jedem, der – wie ich – den ersten Teil schon vor längerer Zeit gelesen hat, ans Herz legen, diesen erneut zu lesen, bevor man mit „Wer die Hölle kennt“ beginnt. Es gibt manche Reihen, die sind einfach nicht dafür gemacht, sie mit viel zeitlichem Abstand zu lesen und ich finde, diese hier ist so eine. Man fühlt sich einfach für eine lange Zeit ziemlich fremd beim Lesen. Ich glaube, hätte ich zuerst noch einmal Teil eins gelesen, wäre dieses Buch eine dieser Geschichten, die einem noch nach Tagen im Kopf herumspukt, als hätte man zwei Wochen mit einem lieben Menschen verbracht, der am Ende der Welt wohnt und hätte sich jetzt wieder auf unbestimmte Zeit verabschieden müssen.

  • The Dark von Emma Haughton

    „The Dark” bietet zwar keine unglaublich innovative Geschichte, verpackt diese aber in einem absolut spannenden Storykonstrukt, sodass ich persönlich über das ein oder andere Klischee hinwegsehen kann.
    Das Tempo der Geschichte wird immer wieder von größeren Zeitsprüngen vorangetrieben. Mir persönlich fiel es dabei teilweise enorm schwer, die Namen einzelner Charaktere mit ihrem „Gesicht“ zu verbinden. So wirklich bleibt nur ein Teil der vielen unterschiedlichen Personen nachdrücklich hängen, und zwar nur die, die in engeren Kontakt mit unserer Protagonistin kommen. Leider sind aber auch die anderen Nebencharaktere für die Handlung relevant und das hat mich doch das ein oder andere mal ordentlich ins Stolpern gebracht.
    Auch die persönliche Geschichte unserer Protagonistin Kate wird über den Großteil der Geschichte hier und da lediglich angedeutet, um das Puzzle „Kate“ als Leser erst am Ende zusammenzusetzen. Das finde ich überraschenderweise sehr gelungen. Es bringt viel Spannung in die Geschichte, ohne von den ständigen Andeutungen genervt zu sein. Es verhindert auch keinesfalls, eine Beziehung zur Protagonistin aufzubauen, was mich wiederum sehr erstaunt hat und meiner Meinung nach für großes Autorentalent spricht.
    Fazit
    Auch wenn ich den ein oder anderen Kritikpunkt aufgeführt habe, hat mich das Buch so in seinen Bann gezogen, dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Wer eine leicht gruselige, absolut spannende Geschichte sucht, die im ewigen Eis und tiefer Finsternis spielt und bei der auch zwischenmenschliche Beziehungen und Emotionen (ohne allzu großen Fokus auf Romantik) nicht zu kurz kommen, ist hier genau richtig.

  • This Charming Man von C. K. McDonnell

    Wer den ersten Teil kennt und liebt, findet auch hier alles, was das Vorgänger-Herz begehrt: Rasante Dialoge, die sich einen wahnwitzigen Schlagabtausch in einer wahren Gefühlsachterbahn liefern. Eine Protagonistin, die man im zweiten Buch endlich etwas besser kennenlernt und einen Haufen absolut eigensinniger und sympathischer Sidekicks. Und natürlich wieder eine ordentliche Portion schräger und übernatürlicher Kreaturen und Ereignisse.
    All das ist zwar noch immer wahnsinnig unterhaltsam, hat aber doch etwas seines Schockfaktors verloren. War es im ersten Teil noch, als würde man der verrückten Verwandtschaft seines Partners vorgestellt werden, die aus dreißig gleichzeitig quasselnden Menschen besteht, trifft man nun eher auf seine eigene, quirlige Familie, deren Eigenheiten man schon gut einschätzen und bewältigen kann. Die Überraschung ist also dem Vertrauten gewichen, was der Geschichte für mich aber nur minimal geschadet hat. Zumindest ist es mir nicht schwergefallen, alles und jeden entsprechend ernst zu nehmen (wenn man das bei so einem Buch überhaupt so ausdrücken kann?).
    Vor allem der ein oder andere neue Charakter konnte mich sehr begeistern. Gerade, weil diese – zum Teil – etwas mehr an Ernsthaftigkeit zu dieser sonst sehr leichten und fast schon lächerlichen Geschichte beisteuern – ohne lächerlich hier negativ zu meinen! Das bietet das Potential, eine starke Mischung aus beunruhigender Grundgeschichte und unterhaltsamen Sidekicks zu zaubern und das sind meine allerliebsten Bücher.
    Fazit
    Eine würdige Fortsetzung, die mich jedoch nicht so fesseln konnte wie sein Vorgänger. Es fällt mir dabei äußerst schwer, genau zu definieren, woran es hier gehapert hat. Vielleicht lag es an meinen persönlichen Umständen, vielleicht auch etwas daran, dass sich die Ereignisse in meinen Augen nicht so wahnwitzig überschlagen haben, wie im ersten Teil und man doch schon die Eigenheiten der einzelnen Charaktere kennt. Nichtsdestotrotz noch immer eine super unterhaltsame Geschichte, wenn auch kein zum-Fingernägelknabbern-verleitender Pageturner!

  • SCHNEE von Yrsa Sigurdardóttir

    „Schnee“ ist mein erstes Werk der Autorin, daher kann ich keine Vergleiche zu ihren anderen Werken ziehen. Das Buch wirkt aber „typisch nordische Literatur“ für mich. Eine unglaubliche Atmosphäre, die einen sofort einsaugt. Schnee, Kälte, Dunkelheit – einfach perfekt für eine lange Lesenacht im Herbst oder Winter. Plus, die Geschichte hält auch noch eine gute Portion Grusel bereit und das trägt immens zur Gesamtspannung bei. Außerdem typisch nordisch für mich: sehr wenig Dialog, die Geschichte lebt von Beschreibungen und der dadurch erzeugten Atmosphäre, den inneren Monologen der Protagonisten. Davon gibt es übrigens drei, deren einzelnen Handlungssträngen und Perspektiven man abwechselnd folgt – und zum Glück sind sie alle relativ im gleichen Maße spannend.
    Es gibt auch durchaus Punkte, die man sehr gut kritisieren könnte – allerdings nicht, ohne zu spoilern, wie ich finde. Darum auch eher eine kurze Rezension. Manchmal rutscht das Buch etwas arg in Richtung „Plot Convenience“. Ich bin aber trotzdem SO begeistert von der Geschichte, dass ich darüber gerne hinwegsehe. Schließlich ist es am Ende eben doch Fiktion.
    Fazit
    „Schnee“ ist ein absolut gelungenes Werk für die Kalte Jahreszeit, dass enorm durch seine packende Atmosphäre und den permanenten, unterschwelligen Gruselfaktor punkten kann.

  • Für mich war der zweite Teil etwas schwächer als sein Vorgänger – den ich absolut gelungen finde, wie ich anmerken muss. Darum würde ich diese Kritik selbst auch als Jammern auf hohem Niveau betiteln. Das Ende kam mir einfach zu prompt und ich bin sicher, man hätte locker noch einen dritten Teil schreiben können. Vielleicht erlebt man das Finale etwas weniger harsch, wenn man sich ins Bewusstsein ruft, dass es sich hierbei nun mal um eine Duologie handelt. Ich war aber so gebannt am Seiten vernichten, dass ich das schlicht vergessen hatte.
    Aber auch die Weltenbildung hätte SO viel Potential gehabt, der Reihe noch ein, zwei Teile mehr hinzuzufügen. Die verschiedenen Völker, die politischen Beziehungen, die Religionen und Bräuche. Das erschien mir zwar beim Lesen keinesfalls unschlüssig, war aber doch extremst oberflächlich gehalten. Ich hoffe wirklich, die Autorin traut sich nach diesem Erfolg auch an eine längere Reihe, das Zeug dazu hat sie definitiv! Vielleicht sogar im gleichen Universum?
    Nichtsdestotrotz haben mich hier vor allem die Sidekicks begeistert. Ich hatte das Gefühl, im ersten Teil begleitet man einen relativ kleinen Kreis an Charakteren, die bedingt durch die Handlung entsprechend ernst agieren. Hier werden nun ein paar - mal mehr, mal weniger präsente - Nebencharaktere eingeführt, die die Geschichte unglaublich auflockern und so viel Humor beisteuern. Deren Fehlen hat mich tatsächlich im ersten Teil gar nicht gestört, weil ich so fokussiert auf die Rivalität der beiden Protagonisten war. Aber in der Fortsetzung ist mir das doch sehr positiv aufgefallen.
    Fazit
    Ein insgesamt gelungener Abschluss der Duologie. Nicht zwingend Fantasy für 12-Jährige, aber auch keine komplexe High-Fantasy a la Tolkien. Für meinen Geschmack zudem ein wirklich gutes Maß an Romantasy, das nicht dem rosaroten Kitsch verfällt!

  • Rob’s Barbecue von Robin Schulz


    Vorab muss ich anmerken, dass diese Rezension aus einem gemixten Haushalt stammt:
    Von meinem Freund, der quasi alles isst und von mir, die sich pescetarisch ernährt. Außerdem ist niemand von uns bekennender von Robin Schulz – schlicht nicht ganz unsere Musikrichtung – wir kennen die Musik aber durchaus. Der Name war aber einfach kein Kaufsgrund für uns.

    Aufmachung
    Das Buch ist wirklich wunderschön und hochwertig gestaltet. Ein richtig schönes, dickes und schweres Hardcover. Mit der schwarz-goldenen Farbgestaltung trifft es auch perfekt den modernen Zeitgeist.
    Die Rezeptseiten an sich sind trotz der dunkleren äußeren Aufmachung schön hell gehalten. Die Seiten selbst sind übersichtlich und man sieht auf den ersten Blick, wo man welche Informationen finden kann. Einzig die Zutatenliste ist ein kleines Manko für mich persönlich. Ich hätte mir lieber eine Auflistung gewünscht und keine durch Symbole getrennte Aufreihung. Aber das liegt schlicht daran, dass ich manchmal etwas dusselig bin und gerne etwas überlese, was mir bei so einer Formatierung noch schneller passiert.
    Die Bilder sind auch sehr schön getroffen, da man fast immer klar erkennen kann, was sich in den jeweiligen Gerichten befindet, ohne die Zutatenliste durchgehen zu müssen.

    Inhalt
    Ich mag sehr, dass im Vorwort steht, dass sich die Rezepte nicht nur am Grill, sondern auch in der Küche zaubern lassen. Das macht es zu einem Alljahres-Kochbuch und nicht nur zu einer Rezeptsammlung für die Sommermonate. Außerdem gibt es ein kleines Vorwort, ein paar Grilltipps, eine Auswahlhilfe für den richtigen Grill, falls man noch keinen hat und eine kleine Anleitung für jeden Grilltyp. Sogar eine Seite mit einer Troubleshooting Anleitung ist vorhanden. Das zeigt finde ich sehr schön, wie viel Gedanken sich hier gemacht wurde, anstatt einfach den Namen eines Promis auf ein Buch zu klatschen. Sehr schön!
    Was ich absolut liebe: es gibt einen extra Abschnitt mit Rubs, Marinaden, Lake, Dressing, Dips und Saucen zum Selbstmachen. Ich sammle unglaublich gerne diese kleinen Rezepte für eigentliche Basics. Damit kann man so viel experimentieren und probieren.
    Außerdem findet man eine gute Auswahl an kleinen, schnellen Rezepten, aber auch aufwendige und exotische Varianten von bekannten und unbekannten Gerichten.

    Fazit
    Meinem Freund musste ich nur 6 Rezeptfotos zeigen und er war schon überzeugt. Für mich, jemand der kein Fleisch isst, stellt sich immer die Frage, wie gut eignen sich die Rezepte, um unsere beiden Ernährungsweisen zu kombinieren. Und ich muss sagen hier funktioniert das unglaublich gut.
    Natürlich gibt es hier Rezepte, die nur Fleisch enthalten. Diese kann ich aber mit Fleischersatz nachkochen, während mein Freund mit richtigem Fleisch kocht (Dazu muss ich sagen, ich bin niemand, der dann eine extra Pfanne verlangt. Das kommt bei uns alles in eine).
    Außerdem gibt es viel, das sich gut variieren lässt. Ich mag beispielsweise keinen Hummer, darum haben wir die Hummer Hot Dogs einfach mit normalem Fisch gekocht. Plus, es gibt Rezepte, da kann ich das Fleisch einfach weglassen und wir kochen es nur für meinen Freund dazu. Für uns also ein perfekter Kompromiss.
    Zu guter Letzt bleibt noch zu sagen, dass wir beide gerne experimentieren, wenn wir kochen. Darum hatten wir besonders viel Spaß, weil man hier wirklich keine 0815 Standardrezepte findet.

    Ich würde das Buch jedem empfehlen, der gerne grillt und beim Kochen experimentiert. Wer hier einfache Rezepte zu Bratwurst und Schnitzel mit vielleicht einer Sonderzutat in Panade oder Sauce sucht, wird hier weniger fündig.

  • The Stranger Times von C. K. McDonnell

    Wie soll man dieses Buch beschreiben und wem soll man es empfehlen?
    The Stranger Times ist eine Ansammlung an unglaublich ulkigen und irrwitzigen Charakteren, die alle irgendwie ein bisschen klischeebelastet, aber gleichzeitig so außergewöhnlich sind, dass man sie einfach ins Herz schließen muss. Manche davon treiben den Leser im Laufe der Geschichte in den Wahnsinn, andere lösen unweigerlich das ein oder andere Schmunzeln aus und ein paar sind schlicht und einfach nur wunderlich.
    Besonders gut hat mir dabei gefallen, dass das Buch sehr dialoglastig ist. Dadurch werden viele der sonst üblichen ellenlangen Beschreibungen der Charaktere, der einzelnen Szenen und die groben Storyfortschritte in Interaktionen zwischen den Protagonisten verpackt. Man fühlt sich oft, als würde man einen wahnwitzigen und irrsinnig schnellen Ping-Pong-Schlagabtausch verfolgen – aber mit sehr viel Vergnügen!

    Auch wenn es sich hierbei um Fantasy mit eindeutig (!) übernatürlich-mythischen Touch handelt, gelingt der Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Humor unglaublich gut. Die zugrundeliegende Geschichte ist ernst zu nehmen und das über den kompletten Handlungsverlauf hinweg, die Charaktere hingegen sind fast durchweg eine riesige Sidekick-Party, die sich mit ihrem typisch englischen Humor absolut nicht zurückhält – ohne dabei die Handlung ins Lächerliche zu ziehen.

    Ich hatte selten so viel Freude beim Lesen eines solchen Charakter- und Geschichten-Potpourris. Hier handelt es sich definitiv um humorvolle, mythische Fantasy um die dunkle Jahreszeit aufzulockern, obwohl die Geschichte durchaus einen eher ernsthaften, finster-traurigen Handlungsstrang verfolgt. Definitiv eines meiner absoluten Highlights der letzten Jahre und ich kann es nur jedem empfehlen, der kein Problem mit übernatürlicher Fantasy und einer ordentlichen Portion trockenem englischen Humor hat.

  • The Stranger Times von C. K. McDonnell

    „Pantarch“ lässt sich einfach super „weglesen“.
    Trotz Kapiteln aus wechselnden Perspektiven gibt es keine langatmigen Passagen – und das ist oft ein Kunststück, weil es doch fast immer mindestens! einen Charakter gibt, auf dessen Kapitel man als Leser keine Lust hat. Natürlich, auch hier sind nicht alle Charaktere gleich-sympathisch, aber man ist so in der Geschichte gefangen, dass man dem gar nicht so viel Beachtung schenkt. Auch wenn Pantarch kein Buch ist, bei dessen Lektüre man sich vor Spannung die Fingernägel abknabbert, ist es doch schwer, die Geschichte auf die Seite zu legen. Denn die grundlegende Spannung hält sich permanent – wenn auch ab und zu natürlich etwas schwankend – aufrecht. Wie bei einer guten Serie. Obwohl ich mir doch an der ein oder anderen Stelle gewünscht hätte, die Hintergründe würden etwas langsamer aufgebaut werden. Ich denke, 50 Seiten mehr hätte das Buch auch locker vertragen.

    Allerdings fällt es mir doch recht schwer, das Buch genretechnisch einzuordnen. Es ist eindeutig Fantasy und zeigt dabei Züge der Subgenres YA und Urban. Es ist aber nicht klassisch YA und Urban, weil es sehr erwachsen ist. Es gibt keine tiefschmachtenden, romantischen Szenen. Keine verkappten Dreiecksbeziehungen. Und unwiderstehliche schwarze Wuschelhaare sind hier nicht Hauptantrieb und Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Das ist einfach unglaublich erfrischend! Ich habe bei weitem nichts gegen Romantik, aber ich bin langsam einfach zu alt für Bücher, in denen alles nur wegen ein paar schöner Augen oder eines harten Sixpacks ins Rollen gerät.
    Trotzdem haben die Charaktere auch hier je eine leichte Prise Klischee xy verpasst bekommen, über die ich aber eigentlich immer schmunzeln konnte. Man nehme Evan als Hauptcharakter. Ein schöner, etwas mysteriöser und nach außen kühler Mann, der sich doch langsam von Aurora – der Protagonistin – erweichen lässt. Aber nicht weil ständig betont wird, wie toll Aurora ist und wie wunderschön und dass man sich einfach erweichen lassen MUSS. Nein, es passiert einfach, weil sich die Beziehung der beiden organisch entwickelt und sich beide immer mehr öffnen. Das war zu Beginn meine größte Sorge und es war sehr schön zu lesen, dass die Autorin die Geschichte in eine derart erwachsene Richtung gelenkt hat.

    Alles in allem ein wirklich absolut gelungenes Debüt, das sich vor allem an Fans von erwachsener Fantasy richtet, die gerne mehr Story, tiefgründigere Charaktere und weniger anschmachtendes Süßholzgeraspel lesen möchten.

  • Dark von Candice Fox

    Das Buch ist im wahrsten Sinne des Wortes „Dark“. Ich habe mich beim Lesen fast permanent ungut und bedrückt gefühlt und sehr, sehr lange überlegt, woran das liegt, denn eigentlich bin ich großer Fan der Bücher von Candice Fox.
    Sie hat es in ihren beiden letzten Reihen so gekonnt geschafft, tragische Charaktere mit so einem stimmigen Mix aus Schatten- und Lichtseiten zu versehen, dass man sie trotzdem ins Herz geschlossen hat. Dazu gab es eine mächtige Portion Humor, Geplänkel und Sarkasmus, die einem regelmäßig beim Lesen das Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.
    Aber hier ist einfach alles nur finster. Im Grunde gibt es zwei (beziehungsweise vier) Hauptcharaktere, die leider alle wie die Karikatur irgendeines Klischees wirken. Die Unterweltchefin, der Junkie, der ehemalige Häftling und die Polizistin. Hier und da wird dann mal etwas charakteruntypisches eingestreut, um den Anschein von Tiefgang zu erwecken, aber das reicht für mich bei Weitem nicht, um auch nur den Hauch einer Beziehung zu den Charakteren zu entwickeln – oder etwas Sympathie für sie.
    Und dann gibt es da natürlich noch einen Haufen Nebencharaktere, die alle samt so unsympathisch sind – und es zugegebenermaßen auch sein sollen -, dass mir beim Lesen permanent unwohl war, wenn diese einen Auftritt hatten. Sie sind durchgehend fies, eklig und bedrängen die Protagonisten. Hier muss ich der Autorin natürlich zugutehalten, dass sie diese Charaktere offensichtlich so überzeugend schreiben kann, dass sie dieses Gefühl bei mir auslösen. Aber es gab einfach so selten eine humorvolle Auflockerung der Szenen und einfach keinen „Wohlfühl“ und Lieblingscharakter, der der Geschichte etwas Leichtes verleiht.
    Ein Buch, das mich hauptsächlich bedrückt, macht mir einfach keinen Spaß beim Lesen und das ist natürlich gerade bei einem der eigenen Lieblingsautoren sehr unschön.

    Fazit
    „Dark“ ist deutlich schwächer als vorherige Bücher der Autorin. Einzigartige und facettenreiche Charaktere sucht man hier leider vergebens. Das Buch ist beklemmend, wirft seine einseitigen Charaktere in für den Leser bedrückende Situationen, ohne die Anspannung an irgendeinem Punkt mit Humor oder Sarkasmus lösen zu können. Wer nach einer Geschichte mit Protagonisten sucht, die einen ähnlichen Kultstatus genießen wie beispielsweise Amanda und Ted aus den Crimson Lake Büchern, sollte lieber einen Bogen um diese Geschichte machen.

  • Das Lied des Wolfes von Anthony Ryan

    Als großer Fan der Draconis Mons Reihe von Anthony Ryan, muss ich gestehen, dass mir dieses Buch sogar noch besser gefallen hat – die Vorgeschichte rund um Vaelin al Sorna kenne ich allerdings nicht. Ich habe aber auch nicht das Gefühl, dass man die vorherige Reihe unbedingt kennen muss. Zugegeben, der Anfang ist namenstechnisch etwas verwirrend. Der spannende Einstieg lässt das aber schnell in Vergessenheit geraten und der Punkt der Aufklärung ist dann auch recht früh erreicht. Davon sollte man sich einfach nicht aus dem Konzept bringen lassen.
    Vergleicht man das Buch aber mit der Draconis Mons Reihe, würde ich letzteres als High Fantasy bezeichnen – reichlich ausgeschmückt und eine sehr tiefgehende Weltenbildung - „Das Lied des Wolfes“ hat ein hingegen sehr viel flotteres Tempo und die Weltenbildung kommt zwar nicht zu kurz, ist aber dennoch deutlich spärlicher. Darum war ich einerseits sehr überrascht, wie gut mir die wichtigsten Protagonisten im Kopf geblieben sind (denn davon gibt es wirklich reichlich). Allerdings gibt es insgesamt derart viele verschiedene Charaktere, dass einige der eher nebensächlichen leider etwas in den Hintergrund rücken und zu einem leichten Einheitsbrei werden. Dadurch hat so manches Ereignis bei mir nicht die emotionale Reaktion hervorgerufen, die eigentlich möglich gewesen wäre. Pluspunkt war für mich aber definitiv auch der Antagonist – irre, unberechenbar und dadurch in seiner Bosheit fast schon sympathisch.
    Das Ende ist auch etwas speziell und ich könnte mir vorstellen, dass es einigen Lesern überhaupt nicht zusagt. Anstatt des klassischen „Höhepunkt und dann seitenweise Abschlussgeplänkel und friedliches Runterfahren der Geschichte“, überlegt man hier bis wenige Seiten vor Schluss, ob sich irgendwo noch ein paar Seiten verstecken oder wie in aller Welt der Autor die Geschichte auf so wenigen Seiten beenden möchte. Mir persönlich hat das aber sehr gut gefallen, da ich nicht immer ein Fan von 50 Seiten Nachspiel bin – gerade je explosiver das Finale gestaltet ist.

    Fazit
    Ein spannendes und fantastisches Abenteuer, das definitiv Lust auf einen Nachfolger macht. Fans der Draconis Mons Reihe sollten sich zwar auf eine gute Prise weniger High Fantasy einstellen - was dem Buch in meinen Augen aber keinen Abbruch tut – und dürfen sich dafür wieder auf ein irres Regime der Bosheit freuen, welches in seinem Facettenreichtum definitiv mit den Draconis Mons Büchern mithalten kann.

  • INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne von Christopher Paolini

    Als Paolini Fan der ersten Stunde und begeisterter Science Fiction Leser, habe ich mich wahnsinnig auf Infinitum gefreut, auch wenn ich mir nicht sicher war, was mich erwarten würde. Das Ergebnis war am Ende eine doch einsteigerfreundliche Science Fiction Geschichte, die aber definitiv kein Kinderbuch mehr ist und auch manchmal etwas in das Fantasy Genre abdriftet.
    Man wird allerdings schon zu Beginn erschlagen: eine Übersicht über unzählige Planeten, Sonnensysteme, Organisationen, diverse Karten und schon rechnet man mit schwerer Kost – oder aber mit typischer Science Fiction. Ich war allerding sehr froh, dass es kein Personenregister gab, da das das Buch bestimmt noch mal um gut 20 Seiten verlängert hätte. Das ist aber nach den ersten zwei Seiten schon wieder vergessen, da sich der Anfang nicht mit einem halbgaren und lahmen Einstieg zufriedengibt und man sofort in der Handlung gefangen ist. Man trifft auch sehr schnell auf die erste, größere Gruppe an Personen, die ein gutes Beispiel dafür ist, welch vielschichtigen Charaktere noch den Weg unserer Protagonistin Kira kreuzen werden – und in welcher Masse. Aber die Geschichte spielt auch nicht in einer postapokalyptischen Welt, in der es gefühlt nicht mehr als eine Handvoll Menschen gibt, sondern in den Weiten des Universums. Daher hat mich das nicht wirklich gestört und sogar viel zur Atmosphäre beigetragen.
    Natürlich bleibt auch der Vergleich mit der Eragon Reihe nicht aus. Die habe ich eigentlich eher als Jugendbuch in Erinnerung, in der nicht wirklich brutale und blutige Passagen vorkommen. Kiras erste Begegnung mit einer außerirdischen Lebensform hat mich dann aber doch schlucken lassen und erinnert stark an den Film „Life“. Das stand für mich etwas im Widerspruch zum Cover, das mich eher an Jugendfantasy erinnert. Ganz so brutal und heftig wird die Geschichte aber im Endeffekt auch nicht.
    Löblich finde ich außerdem, dass es meiner Ansicht nach relativ kurze Kapitel sind. Ein Teil davon natürlich mit Cliffhangern, damit man direkt weiterliest, aber die kurze Kapitelstruktur bietet einem auch die Chance, an einer sinnvollen Stelle mit dem Lesen aufzuhören.

    Fazit
    Eine gelungene, typische Science Fiction Geschichte, gefüllt mit reichlich Charakteren und einer sehr tiefgehenden Weltenbildung, die sich durch einzelne Fantasy ähnliche Elemente auch für Einsteiger des Genres eignet. Wer allerdings kein Fan von mehr als einer Handvoll Charakteren und einem weitverzweigten Weltenkonstrukt ist, sollte das Buch eher mit Vorsicht genießen.

  • Da ich die bisherigen Bücher von Camilla Läckberg immer als familiäre Liebesdramen eingeschätzt habe (und das gar nicht mein Genre ist) und meine Mutter und Schwester ihre Bücher aber immens schätzen, dachte ich, mit einem Thriller könnte auch ich endlich mit ihr warm werden – aber leider weit gefehlt.

    Ich habe den ersten Teil quergelesen und Faye eigentlich als relativ sympathische Kämpfernatur in Erinnerung. Eine Kämpfernatur ist sie zwar immer noch, aber sympathisch? Das ist ihr fast komplett abhandengekommen. Die Passagen, in welchen ich sie mochte, könnte ich wohl an maximal zwei Händen abzählen.
    Sie wirkt zwar nicht vollkommen wie die typische Neureiche, dennoch lässt sich die Auswirkung des Geldes auf ihr Wesen leider nicht leugnen. Die ständige Erwähnung von Markennamen ging mir sehr schnell auf die Nerven und Luxus scheint fast alles zu sein, auf das Faye noch wert legt. Abgesehen von ihrem Unternehmen, Sex und erfrischenderweise ihre Tochter und ihre Geschäftspartnerin.

    Die einzigen, wirklich spannenden Abschnitte waren einige Rückblicke in die Vergangenheit – und auch das einzige, was etwas mit dem Thriller zu tun hatte, den ich mir vorgestellt habe. Der Rest liest sich eher wie eine ZDF-Nachmittags-Telenovela, in der zwei Protagonisten gegeneinander intrigieren und versuchen, einander in den finanziellen Ruin zu treiben.

    Die nicht wirklich vorhandene Kapitelunterteilung hat mich auch extrem gestört. Man verliert schnell das Gefühl für die Zeit, welche passend dazu teilweise auch noch enorme Sprünge hinlegt. Das hat mich leider mehr als einmal etwas verwirrt zurückgelassen.

    Fazit
    Ich hatte mir eine richtig schöne, böse Rachegeschichte gewünscht. Gekriegt habe ich aber die Erzählung um eine Frau mittleren Alters, die um ihr Geld fürchtet, damit sie mehr Prada tragen kann, während sie eigentlich Angst um ihr Leben haben sollte. Mich hat das Buch demnach leider überhaupt nicht abgeholt.
    Da ich sonst auch keine Camilla Läckberg Bücher lese, kann ich aber auch nicht sagen, ob das Buch zu ihrem typischen Schreibstil passt.