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  • Höher steigen, weiter blicken von Bernd Ritschel

    Vorwort:
    Bernd Ritschel geht seit mehr als 40 Jahren als Fotograf und Bergbuchautor seiner Leidenschaft für die Berge nach. Davon zeugen über 30 veröffentlichte Bildbände, zahlreiche Kalender und ein Foto-Lehrbuch. Daneben hält er Vorträge und Foto-Workshops.

    Zum Inhalt:
    Ich halte ein kleines Büchlein ungefähr in der Größe DIN-A5 in der Hand. Das Titelbild auf dem Umschlag entführt in luftige Höhen und lässt den Blick über grüne und felsig schrofe Gipfel gleiten. Das Tal liegt unter einer weißen Wolkendecke verborgen. Es vermittelt mir trotz seiner geringen Größe ein leichtes und befreiendes "Über den Wolken"-Gefühl. Beim Öffnen des Buches hält uns ein ganzseitiges Bergpanoramabild mit einer herrlichen Stimmung weiter in der Luft und bereitet den Leser auf die kommenden Inhalte vor.

    Auf jeder der kommenden 19 Doppelseiten finden sich jeweils ein zum Nachdenken anregendes Zitat und eine passende Aufnahme aus den Bergen. Damit wird für alle Leserinnen und Leser eine inspirirende Gedankenreise in die Berge ermöglicht, ganz egal ob man dazu physisch in der Lage ist. Die Berge sind seit jeher ein Sehnsuchtsort, früher mehr wegen dem mystischen, geheimnisvollen Unbekannten - heute mehr um Abstand vom Alltag zu finden und frische Energie zu tanken oder um seine Grenzen auszutesten. Die anregenden Texte spiegeln dieses Erlebnis des Bergwanderns und Bergsteigens wider. Die Texte stammen dabei von unterschiedlichsten unser Leben beeinflussender Menschen. Komponisten, Politiker, Bergsteiger, Lebenskünstler, Fotografen...um nur einige zu nennen. Die Quellennachweise finden sich am Ende des Büchleins auf den Seiten 40 und 41.

    Als Beispiel aus dem Inhalt möchte ich ein Zitat von dem Weltenwanderer Gregor Sieböck anführen:

    "Die große Herausforderung besteht darin,
    überhaupt aufzubrechen,
    vermeintliche Sicherheiten hinter sich zu lassen
    und stattdessen der Ungewissheit des Weges zu begegnen.
    Der Weg entsteht dann wie von selbst."

    Zum Klappentext:
    Von Zeit zu Zeit braucht man einen neuen Standpunkt, damit man die Welt wieder mit anderen Augen sieht. Vielen Menschen gelingt dies am besten in den Bergen. Mit stimmungsvollen Fotos und inspirierenden Texten spiegelt dieses Geschenkbuch das wohltuende Erlebnis des Bergwanderns und Bergsteigens wider.

    Fazit:
    Das schöne Buch von Bernd Ritschel ist nicht nur ein stimmungsvoller Bildband mit anregenden "Berg-Botschaften" zum Verschenken. Wenn die Gedanken einmal schwer werden oder man Motivation und Anregung benötigt, greift man kurz zum Büchlein und erfreut sich an einem der vielen sinnstiftenden Texte. Ich werde mein Büchlein nicht so weit weglegen.

  • Thomas Mariacher, Skitouren in Osttirol und Oberkärnten
    Hohe Tauern, Villgrater Berge, Lienzer Dolomiten, Karnische Alpen, Tyrolia-Verlag, Innsbruck 2020, 37,95 €

    „Ziele für mehr als ein halbes Leben.“ Dieses Zitat von der Rückseite des Buches trifft ziemlich gut, was einen dort erwartet: 200 Skitouren auf 510 Seiten. Natürlich kann man sich fragen, ob das wirklich nötig ist, denn jemand, der nicht vor Ort wohnt, wird allenfalls einen Bruchteil der beschriebenen Touren angehen können. Andererseits bietet ein solches Werk den Vorteil eines (ziemlich) umfassenden Nachschlagewerks. So ist es nicht nur für die Osttiroler und Oberkärntner selbst ein nützliches Werk, sondern auch für Skitouristen, die ein wenig mehr an Auswahlmöglichkeiten haben wollen, wenn sie in den beschriebenen Gebieten eine Tourenwoche verbringen.

    Das Buch selbst ist sehr schön aufgemacht, enthält zahlreiche Fotos, von denen in manche der Tourenverlauf eingezeichnet ist und somit eine erste, gute Übersicht vermitteln. Dem gleichen Zweck dienen topographische Übersichtskarten im Maßstab 1:50.000, aus denen sich ebenfalls die beschriebenen Skirouten ersehen lassen. Der Autor weist zurecht darauf hin, dass eine exakte Tourenplanung bei diesem Maßstab noch nicht sinnvoll möglich ist. Die Gliederung des Tourenführers folgt den Tälern. Hier hätte sich die Gliederung deutlicher herausarbeiten lassen, wenn die einzelnen Tourengebiete verschiedene Farben zugewiesen bekommen hätten, anstelle eines einheitlichen Lilafarbtones. Im letzten Kapitel werden schließlich noch die sechs Etappen und eine Variante der Ski-Route Hochtirol beschrieben.

    Nach einer kurzen, aber ausreichenden Einführung folgt der Beschreibungsteil. Dieser enthält immer zuerst einige allgemeine Ausführungen zu den Zielen. Hier wäre weniger mehr gewesen. Danach werden Ausgangspunkt und Anfahrt beschrieben, sodann die Aufstiegsroute, die Abfahrt sowie gegebenenfalls Varianten. Etwas klein geraten und dadurch nicht gerade übersichtlich sind die durch Symbole charakterisierten Hinweise zur Schwierigkeit, zu besonderen Gefahren, zur Steilheit, Exposition, Höhenmetern und Tourdauer. Diesen, nur etwa 1 cm breiten Streifen, hätte man besser größer gestaltet und die Hinweise zu Ausgangspunkt und Anfahrt gleich dort mit aufgenommen. Die eigentlichen Tourenbeschreibungen sind recht exakt gehalten, was ich anhand des knappen Dutzend von mir in den letzten Jahren bereits durchgeführten Touren überprüfen konnte.

    Was mir wirklich fehlt, ist sind bei einem so umfangreichen Führer Tabellen der Touren, die diese einmal nach Höhenmetern und ein weiteres Mal nach Schwierigkeiten gliedern. Solche Aufstellungen könnten auch nur für die einzelnen Gebiete erfolgen, damit die Entscheidung für ein bestimmtes Tal als Urlaubsort nicht von klangvollen Gipfelnamen, sondern anhand der zu erwartenden Anforderungen getroffen werden kann.

    Insgesamt aber eine durchaus beachtliche Sammlung interessanter Skitouren von leicht bis wirklich herausfordernd. Den Preis von knapp 38 € ist das Buch sicher wert. Ob man ihn investieren will, hängt allerdings von einer Prognose ab, wie oft man in Osttirol unterwegs sein wird.
    Buchbesprechung vom 22.02.2021 von Gipfelsammler (Alpines Forum Alpic.net)

  • Nur der Berg ist mein Boss von Christoph Hainz

    Christoph Hainz? Nie gehört! Wie gibt es das, obwohl Christoph Kammerlander im Nachwort über ihn sagt "An Dir hat mir stets Deine Vielseitigkeit und die Professionalität imponiert, mit der Du in jedem Gelände unterwegs warst." Und einen Kammerlander zu beeindrucken, dazu gehört ja wohl schon einiges.
    Und das nächste Bemerkenswerte ist das Vorwort. Es stammt immerhin von keinem Geringeren als Frank-Walter Steinmeyer, seines Zeichens Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland und seit Jahren Kunde des Bergführers Christoph Hainz.

    Das macht neugierig auf den Menschen, der sich hinter dem Namen verbirgt. Und das ist etwas, das gut gelungen ist, den Menschen zu beschreiben, dessen Lebensweg im Mittelpunkt des Buches steht. So werden in den ersten Kapiteln die Ursprünge des Bergbauernkindes aus einem Seitental des Tauferer Ahrntals beschrieben und das Entstehen seiner Leidenschaft zu den Bergen.

    Man versteht, warum so ein Mensch kein Lawinen-3x3 braucht. Allein durch die Beobachtung der gegenüber liegenden Berge sammelt sich im Laufe der Jahre so viel an Erfahrung an, dass das Erkennen der Gefahr in Fleisch und Blut überzugehen scheint - faszinierend.

    Heimatverbunden und bodenständig, so präsentiert sich Christoph Hainz zunächst, bis ihn Sturm und Drang aus der Südtiroler Heimat hinausführen. Wirklich packend liest sich die Beschreibung seiner Erlebnisse in der Eigernordwand. Und nicht zu vergessen: die dazu gehörenden Bilder. "Magic Mushroom" nennt er seine Route; warum, das erschließt sich angesichts wirklich großartiger Aufnahmen von selbst.

    Eher wesensfremd scheint dann seine Besteigung des Shivling-Nordpfeilers mit Hans Kammerlander. Wer hier meint, nach den dortigen Abenteuern sei das Thema außereuropäisches Bergsteigen erledigt, sieht sich aber getäuscht. Zwar ist es nicht mehr der Himalaja. Aber eine mehr oder weniger ungeplante Free-Solo-Besteigung des Fitz Roy zeigen die Suche nach der Herausforderung. Touren im Yosemite, Routen am Polarkreis, in Südafrika und in Jordanien folgen, bevor die Heimat den Menschen Christoph Hainz wieder vereinnahmt. Dass sich Hainz aber inmitten der Jordanischen Einsamkeit wundert, dass er beim Abseilen über 400m jede der Abseilstellen selbst einrichten muss, erstaunt doch ein wenig.

    Das letzte Kapitel über waghalsige Eisklettereien in Südtirol beeindruckt mich dann nur noch von den Fotos her. Eine der Bildunterschriften bringt es dann doch ganz gut auf den Punkt : "Ice is nice oder doch ein paar Schrauben locker? Das ist die Frage ...."

    Am amüsantesten zum Lesen finde ich eines der eingestreuten Interviews und zwar das mit seiner Lebensgefährtin. Und die macht eines deutlich: Nicht der Berg ist der Boss, sondern Christoph Hainz' Leidenschaft, die ihn immer wieder und immer noch zu wirklich beeindruckenden Höchstleistungen anspornt. Ein Mensch und Bergführer mit dem man gerne einmal unterwegs sein möchte, am liebsten in den Drei Zinnen.

    Eine wirklich empfehlenswerte Urlaubslektüre mit teils Wahnsinnsbildern.

    Buchbesprechung im alpinen Forum von Alpic.net von Gipfelsammler Claus

  • Er ging voraus nach Lhasa von Nicholas Mailänder

    „Die wahre Geschichte hinter dem Mythos“, so beschreibt der Klappentext kurz und prägnant die Biographie über Peter Aufschneiter. Aber was heißt schon „Mythos? Nun gemeint ist das hier in dem Sinne, dass mit falschen Vorstellungen aufgeräumt wird. Denn ungleich stärker im Bewusstsein der Bergsteiger verankert ist ja nicht Peter Aufschneiter, sondern Heinrich Harrer, dem mit „Sieben Jahre in Tibet“ unbestreitbar ein Bestseller gelungen ist. Die wahrhaft treibende Kraft der beiden zu Beginn des zweiten Weltkriegs nach Tibet geflüchteten Männer war aber der weitgehend unbekannte Peter Aufschneiter.

    Nicholas Mailänder geht unter Mithilfe von Otto Kompatscher einen interessanten Mittelweg zwischen Biographie und Autobiographie, lässt er doch Aufschneiter durch Einstreuung farbig hervorgehobener Originalzitate selbst zu Wort kommen. So bekommt der Leser einen unmittelbaren und naturgemäß authentischen Eindruck des Erlebten. Und nicht nur das. Auch Fotos und vor allem die Zeichnungen Aufschneiters illustrieren eindrucksvoll den Weg einer wirklichen Dokumentation des wechselvollen Lebenswegs von Peter Aufschneiter.

    Dabei wird zunächst dem gesamten Umfeld, in dem sich der Student der Agrarwissenschaften seinerzeit befand mit all seinen historischen und persönlichen Bezügen geschildert. Gerade sein ursprüngliches Verhältnis zum Nationalsozialismus gibt doch zu denken, erleichtert aber durchaus auch eine Annäherung an den Menschen Peter Aufschneiter. In der Folge wird sehr detailreich die wechselvolle Geschichte der Flucht nach Lhasa, später aus Lhasa geschildert. Hier hätte durchaus manches gestrafft werden können. Wahrscheinlich war die Materialfülle die Ursache, dass eine Auswahl schwer erschien und so lieber zu viel des Guten in das Werk aufgenommen worden. Das wird auch deutlich am sehr umfangreichen Anmerkungsapparat. Hier findet sich Etliches, was über eine Quellenangabe weit hinausgeht. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus mag das schön sein; dem Unterhaltung suchenden Leser erschwert es die Lesbarkeit. Hilfreich ist es in jedem Fall, die Routen, die Aufschneiter zurücklegte, parallel im aufgeschlagenen Atlas anzusehen. Hinterher hat man jedenfalls eine recht exakte Vorstellung, wie weitläufig Tibet ist. Schön zu lesen ist, wie es Aufschneiter gelingt, nach der Besetzung Tibets durch die Chinesen in Nepal Fuß zu fassen. Dafür verzichtet er sogar zeitweise auf seine österreichische Staatsangehörigkeit, die er später auf sehr umständliche Art und Weise wieder erlangt. Sein von zwiespältiges Verhältnis zu Heinrich Harrer bleibt immer auch Thema. Ob es am Schluss schlichtweg Neid auf dessen Veröffentlichungerfolge ist, der eine Versöhnung verhindert oder ob dies schlichtweg dem Gesundheitszustand Aufschneiters zuzuschreiben ist?

    Schön an dem Zeit und Muße zum Schmökern fordernden Buch ist jedenfalls, dass im Anhang u.a. kurze Abrisse über den Staat Tibet und den Buddhismus enthalten sind. Das erleichtert das Verständnis und die Lektüre an der einen oder anderen Stelle durchaus.
    Insgesamt eine sehr umfangreiche Aufarbeitung des Lebensweges einer bemerkenswerten Person. Zeit zum Lesen sollte man freilich angesichts des Umfangs schon einplanen.

    Buchbesprechung im alpinen Forum von Alpic.net von Gipfelsammler Claus

  • lawine. Das Praxis-Handbuch von Rudi Mair; Patrick Nairz

    Vor knapp sieben Jahren habe ich bereits eine Rezession zu diesem Buch veröffentlicht.

    Inzwischen liegt die völlig neue überarbeitete Auflage vor. Meine Empfehlung zur ersten Auflage bleibt voll und ganz bestehen. Meine Betrachtungen beschäftigen sich bevorzugt mit den Unterschieden zur vorherigen Auflage, nicht zu dem, was bereits vor sieben Jahren gesagt wurde...


    Zitat: "Wir können also gespannt sein, ob sich die Gefahrenmuster international so durchsetzen, wie die 5 Gefahrenstufen oder die bayerische Matrix."


    Die zehn Gefahrenmuster haben sich nicht international durchgesetzt , so die die Bayerische Matrix, die nun in modifizierter Form unter dem Namen EAWS-Matrix bekannt ist und über all in Europa zur Anwendung kommt.

    Dafür wurden in Europa die 5 Probleme einheitlich eingeführt und kommen in den Lageberichten auch mit entsprechenden Piktogrammen vor.

    Die zehn Gefahrenmuster haben sich sich zu der Vorauflage leicht geändert. Sie lauten nun:

    gm 1 bodennahe Schwachschicht
    gm 2 Gleitschnee
    gm 3 Regen
    gm 4 kalt auf warm/warm auf kalt
    gm 5 Schnee nach langer Kälteperiode
    gm 6 lockerer Schnee und Wind
    gm 7 schneearm neben schneereich
    gm 8 eingeschneiter Oberflächenreif
    gm 9 eingeschneiter Graupel
    gm 10 Frühjahrssituation


    Ausführlich wird auf die zeitliche und räumliche Verteilung der Gefahrenmuster eingegangen. Eingrenzend möchte ich dazu anmerken, dass das so natürlich nur in den Alpen, insbesondere den Ostalpen gilt, sich aber etwas abgewandelt auf andere Gebirge übertragen lässt.

    Gut auch, dass auf die Unterscheidung zwischen Gefahrenmustern und Lawinenproblemen eingegangen wird (Seiten 19f, 41)

    Es folgen ausführlich analysierte Beispiele zu jedem Gefahrenmuster. Andere, und meiner Ansicht nach besser aufbereitet als in der ersten Auflage.

    Fazit:
    Wer die erste Auflage besitzt, der muss das neue Buch nicht unbedingt kaufen. Er findet die geänderten Informationen vielfach auch auf der neue gestalteten Seite des tiroler Lageberichts. Wer noch kein entsprechendes Buch in seinem Regal stehen hat und im winterlichen Gebirge unterweg ist, für den ist das aktuelle Werk eine Pflichtlektüre.

    (Buchbesprechung von Kristian im Forum von Alpic.net vom 09.12.2018)

  • Die meisten Wanderer sind im Sommer in den Tiroler Bergen unterwegs, wenn die Almen und Hütten geöffnet haben, die meisten Gipfel frei von Schnee und Eis sind und auf den Bergwiesen unzählige bunte Blumen wachsen. Dabei bietet Tirol dem Wanderer in allen vier Jahreszeiten lohnende Wanderziele, die meisten wissen es nur nicht. Hubert Gogl behebt diese Wissenslücke und stellt in seinem „Tiroler vier Jahreszeiten Wanderbuch“ 102 Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Wintertouren vor. Gogl, Jahrgang 1966, kommt aus St. Jodok am Brenner und ist Berg- und Skiführer. Für Radio Tirol sendet er Berg-Freizeittipps.

    Die 102 in diesem Buch vorgestellten Wanderungen (27 Frühlings-, 26 Sommer-, 27 Herbst- und 22 Winterwanderungen) liegen alle in Nordtirol. Ziele sind neben Gipfeln und Hütten auch Bergseen, Klammen und Burgen. Die Gehzeiten der Wanderungen bewegen sich zwischen 1 Std. 10 Min. und 6 ¾ Std., die maximale Steighöhe liegt bei 1475 Höhenmetern. Bei einigen Routen erfolgt die Auffahrt mit einer Bergbahn. Jede Tourenbeschreibung startet mit einer – leider nicht maßstabsgetreuen – Leiste, welche die wichtigsten Wegpunkte und deren Entfernung in Kilometern und Zeit angibt. Es folgt ein Steckbrief u. a. mit Angaben zu Ausgangspunkt, Gehzeit, Schwierigkeitsgrad und Einkehrmöglichkeiten. Großen Wert legt der Autor darauf, dass alle Ausgangspunkte mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind. Daher ist auch jeweils die „Anfahrt mit Öffis“ erklärt. Nach einer kurzen Einleitung und Motivation zur Begehung der Tour folgt die eigentliche Wegbeschreibung, die sehr gut nachvollziehbar verfasst ist. Bei den meisten Routen erläutert Gogl zusätzlich Alternativen. Abgerundet wird jede Tourenbeschreibung durch ein Wanderkärtchen, auf dem der Wegverlauf gut erkennbar eingezeichnet ist, und ein Foto.

    Fazit: „Das Tiroler vier Jahreszeiten Wanderbuch“ bietet ein sehr breit gefächertes Tourenrepertoire in den Tiroler Bergen und Tälern. Einziges Manko des Buches ist meiner Meinung nach der große Radius: Der Wanderer, der im Außerfern wohnt, wird wohl kaum eine Tour im Raum Kitzbühel unternehmen. Ansonsten ist das Buch allen Wanderfreunden, die gerne ganzjährig in Nordtirol unterwegs sind, absolut zu empfehlen. Die informativen Tourenbeschreibungen und die zugehörigen Fotos machen richtig Lust, nicht nur im Sommer, sondern auch im Frühling, Herbst und Winter die Tiroler Berge zu erkunden. Auch die Auswahl der Touren wird jedem Bergfreund gerecht, so dass in diesem Buch jeder auf seine Kosten kommt – egal, ob Gipfelstürmer oder Hüttenwanderer.

    Klappentext: Wandern hat zu allen Jahreszeiten seine Reize. Aber gerade in den Übergangszeiten stellt sich oft die Frage, welche Ziele jetzt geeignet wären. Welche Wege führen durch mittlere Höhenlagen, fangen die Sonne ein und sind vielleicht schon zeitig oder noch spät im Jahr schneefrei? Wo grünt und blüht es im Frühling zuerst? Welche Routen versprechen im Hochsommer mit Bächen, Bergseen oder Gletscherluft Abkühlung und Frische? Auf welche Aussichtspunkte kann man noch steigen, wenn die Tage schon kürzer sind? Und wo lässt sich der Winter auch ohne Ski am schönsten erleben? Mit seiner handverlesenen Tourenauswahl bietet das vorliegende Wanderbuch 102 Möglichkeiten, die landschaftliche Vielfalt Tirols zu allen Jahreszeiten wandernd zu erleben und dabei so manchen schönen Winkel zu entdecken.
    (Buchbesprechung von Chris vom 30.04.2018 im alpinen Forum Alpic.net)

  • Nepal von Dieter Höss

    Zum Inhalt:
    Menschen und Landschaften am Great Himalaya Trail – schon der Untertitel verrät es: Nepal und somit auch dieses Buch sind so viel mehr als nur der Mount Everest, der höchste Berg der Welt. Zwar widmen sich zwei Kapitel der mittlerweile sehr gut erschlossenen Khumbu-Region am Everest sowie dem unter Trekkern nicht weniger bekannten Annapurna Circuit. Dennoch: Der Reiz dieses gewaltigen Bildbandes liegt mehr in den einsamen und durch Touristen bislang kaum betretenen Bergtälern der anderen Regionen Nepals. Selbst vermeintliche Nepalkenner lehrt das Buch eines Besseren und man wird regelrecht zum Entdecker einer scheinbar unbekannten Welt: Dolpo, Mugu oder doch Humla? Nie gehört? Das ist kaum verwunderlich, denn diese abgeschiedenen Fleckchen Erde liegen im Nordwesten des Landes, etwas abseits der großen Achttausender. Durch die bis vor wenigen Jahren andauernden Spannungen zwischen China und Tibet und teilweise auch politischen Interessen der USA, konnte sich der Tourismus dort und auch in anderen Ecken Nepals nicht entwickeln. Um der damit einhergehenden Verarmung der Bevölkerung und dem Wegzug in die pulsierende Metropole Kathmandu zu begegnen, wurde der Great Himalaya Trail ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich nicht um einen klassischen Höhenweg wie man ihn aus den Alpen kennt, sondern vielmehr um eine Sammlung von Routenvorschlägen, die das ganze Land von Ost nach West durchziehen. Ziel ist dabei, auch den abgelegeneren Regionen Nepals etwas vom touristischen Kuchen zugutekommen zu lassen.

    Das Buch von Dieter Höss folgt in einer sehr klaren und strukturierten Weise dem Great Himalaya Trail von Ost nach West. Es ist in erster Linie ein hochwertiger Bildband, der jedoch durch zahlreiche interessante Textbeiträge zu den einzelnen Regionen punkten kann. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf den Landschaften, sondern zu großen Teilen auch auf der einheimischen Bevölkerung und deren Jahrtausende alter Kultur. Für mich ist das Buch deshalb eine Art Reiseführer im Bildbandformat. Zwei Eigenschaften, die man an sich nicht kombinieren kann. Dieter Höss gelingt dieser Spagat jedoch perfekt, ohne dass entweder die Bildqualität, noch der Informationsgehalt darunter leidet. Für alle Nepalliebhaber und solche die es werden wollen ist das Werk deshalb eine absolute Pflichtlektüre. Sie ist kein Abklatsch der ohnehin bekannten Achttausender, sondern bettet diese nur teilweise mit in den Bildband ein. Allein daran merkt man, dass Nepal so viel mehr ist, als nur die Khumbu-Region mit dem höchsten Berg unseres Planeten.

    Zum Autor:
    Dieter Höss, Facharzt für Innere Medizin in Thiersee/Tirol, bereist Nepal seit mehr als 45 Jahren: dementsprechend groß und reich sind sein Schatz an Erfahrungswissen und sein Bildarchiv, denn die Kamera war von Anfang an immer dabei. Alle im Buch vorgestellten Regionen kennt er aus eigener Anschauung. Seine Verbundenheit mit Land und Leuten spiegelt sich auch in seinem Engagement für das Bildungsnetzwerk „Childaid – Kinder von Bhandar“ wider, dass er mit Schulbauten und der Finanzierung von Unterricht (u.a. mit dem Honorar aus diesem Buch) unterstützt.

    Klappentext:
    Das Projekt Great Himalaya Trail (GHT) wurde vor etwa 15 Jahren ins Leben gerufen, um die bekannten Hauptwanderrouten Nepals miteinander zu verbinden und so auch entlegenere, bisher wenig besuchte Regionen an einer bescheidenen wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben zu lassen. Insgesamt ist dieses Wegenetz etwa 1600 Kilometer lang und führt entlang der höchsten Berge des Himalaya. Dabei gibt es jedoch keinen festgeschriebenen Wegverlauf, sondern vielerlei Möglichkeiten, bestehende Routen und Übergänge individuell zu kombinieren. Fest steht, dass der Great Himalaya Trail die großartigste Möglichkeit ist, Nepal in seiner ganzen Schönheit und Vielfalt zu erleben.
    Fest steht auch, dass es außer einem sehr persönlich gehaltenen Reisebericht im Eigenverlag und englischsprachigen Guidebooks derzeit keine deutschsprachige Publikation gibt, die sich dem GHT widmet.
    Diese Lücke schließt der vorliegende Bildband. Er gliedert sich – entsprechend den Regionen, die der Weg durchwandert – in zwölf große Kapitel, in denen die unterschiedlichen Natur- und Kulturräume Nepals vorgestellt werden. Ein Infoblock mit Original-Kartenausschnitten zum GHT rundet jedes Kapitel ab und bietet dem Leser Basis-Infos zur individuellen Reiseplanung.
    Im Mittelpunkt aber steht im wahrsten Wortsinn die Betrachtung dieses faszinierenden Landes und seiner ungewöhnlichen landschaftlichen und ethnischen Vielfalt: großformatige Landschaftsbilder, ausdrucksstarke Porträts, Momentaufnahmen von religiösen Zeremonien und Alltagsszenen aus einer Welt, die in ihrer archaischen Schönheit wie aus der Zeit gefallen scheint.

    Fazit:
    Absolute Kaufempfehlung. Der Preis ist für einen Bildband in der hervorragenden Qualität fast schon günstig. Berücksichtigt man dazu noch den hohen Informationsgehalt, ist das Buch jeden Cent wert.

  • Treffender als der offizielle Titel scheint mir der Untertitel ?Die Berge, das Wetter, mein Leben? mit dem fast schon alles gesagt ist, womit sich Karl Gabl, Wetterprophet und ?Sturmguru? aus seinem bisherigen Leben berichtet. 70 Jahre ist er alt ? wie viele Höhenbergsteiger haben sich über Jahrzehnte auf seine Prognosen verlassen können. Ebenso wie Zehntausende von Normalbergsteigern, die sich wie ich, gerne auf die meist sehr zuverlässigen Vorhersagen der Wetterdienststelle Innsbruck verlassen. Was hat uns dieser Mensch, der nebenbei auch geprüfter Berg- und Skiführer ist, zu erzählen? Dass es nur eine kleine Auswahl aus der Fülle des Lebens sein kann, versteht sich dabei von selbst.

    Über 20 eigene Geschichten sind es geworden, die Professor Karl Gabl zu Papier gebracht hat. Den Anfang bilden Kindheitserinnerungen aus der Nachkriegszeit. Amüsant zu lesen ist der Bericht über das Entstehen der Bergleidenschaft; kaum zu glauben wie der Zehnjährige mit seinem Onkel und vier weiteren Kindern ohne Seil den Patteriol ersteigt. Ebenso staunenswert ? vor allem wenn man die Ausrüstung Anfang der 70er Jahre bedenkt ? ist die damals höchste Skiabfahrt vom 7492m hohen Noshaq, dem höchsten Berg Afghanistans. Eingeschoben sind kurze Berichte von Weggefährten wie Wolfgang Nairz, Thomas und Alexander Huber, Gerlinde Kaltenbrunner, Heinz Zak und vielen anderen, die bei ihren Unternehmungen weltweit von seinen Ratschlägen profitiert haben. Ralf Dujmovits bringt es auf den Punkt ?Ihm habe ich ein großes Stück weit alle vierzehn Achttausender zu verdanken. Sowie alle meine Finger und Zehen.?

    Die Geschichten wirken durchweg authentisch. Sehr eindrucksvoll berichtet Karl Gabl etwa von den 143 Lawinentoten im Winter 1954, von der vergeblichen Suche nach seiner Cousine Gertrud in einer Lawine am Rendl im Jahre 1976 und vom unbeschreiblichen Glück, von einer Lawine verschont zu bleiben, die über das eigene Haus hinwegfegt. Die dazu gehörigen Fotos aus dem Jahre 1988 lassen die Gewalt der Natur sichtbar werden. Besteigungen, Expeditionen und natürlich auch immer wieder das Wetter, von dem so oft der Erfolg eines Vorhabens und manchmal auch das eigene Leben abhängen.

    Was bleibt zum Schluss? Der Stolz ?mit fast 66 Jahren noch einmal auf einem Siebentausender zu stehen?? Nein es bleibt viel mehr, als es Karl Gabl in seiner Bescheidenheit selbst ausdrückt. Es bleibt der Eindruck eines imposanten, vielgestaltigen Lebenswerks.

    Prädikat: Unbedingt lesenswert.

    Buchbesprechung von Gipfelsammler Claus aus dem Forum Alpic.net vom 06.11.2016

  • Julius Payer von Berger, Frank

    In diesem umfassenden Werk über Julius Payer werden die verschiedensten Facetten dieses bedeutenden Alpinisten und Polarforschers ausführlich beleuchtet.

    Wer Payer nur auf seine Rolle als Erstbesteiger von fast 60 Gipfeln im Adamello- und Presanellagebiet und in der Ortlergruppe reduziert, wird ihm sicherlich nicht gerecht. Für die Geschichte der Entdeckungen und Eroberungen wesentlich bedeutender sind seine Leistungen als Polarforscher und als Autor geografischer Werke. Daneben können sich auch seine Zeichnungen und Gemälde sehen lassen. Zahlreiche Abbildungen des Buches belegen diesen Eindruck.
    Frank Berger gelingt es, einen allumfassenden Einblick in Leben und Tun Payers zu gewähren.
    Der Leser erfährt nahezu alles über die Familiengeschichte Payers, die Entstehung seines Endeckerdranges, seine Militärlaufbahn und den über den detaillierten Ablauf seiner Bergfahrten und Expeditionen nach Grönland und in die Regionen des Nordpolarmeers. Nebenbei erfährt man auch einiges Anekdotenhafte etwa über die Namensgebung des Franz-Josef-Landes. Freilich: Der Autor ist Historiker. Einer, der sich viel mit der Thematik Polarkunde auseinandergesetzt hat. Kenntnisreich und belesen. Man darf sich vor diesem Hintergrund allerdings keinen spannend geschriebenen Roman erwarten. Aber wer sich etwa in die Situation Payers während des Winters in Grönland hineinversetzen möchte, wer Tag für Tag über das mühevolle Vorwärtskommen berichtet haben will, der kann große Teile des Lebens Payers miterleben, so groß ist die Vielzahl an akribisch zusammengetragenen Einzelheiten. Ob es aber wirklich notwendig ist, jeden einzelnen Regentag während der Erkundungen des Ortlergebietes zu schildern, mag jeder für sich beurteilen. Mir persönlich wird's da manchmal mal des Guten etwas zu viel.
    Interessant ist aber jedenfalls auch der weitere Lebensweg Payers; seine Karriere als Künstler und sein Schicksal, dass ihn die Sprache verlieren ließ.
    Alles in allem ist das anlässlich des 100. Todestages Julius Payers erschienene Werk so vielfältig angelegt, dass es, dem Schaffen dieses bedeutenden Mannes sicherlich mehr als nur gerecht wird. Es wäre ja auch schade, wenn er nur als Namensgeber einer bekannten Hütte an Südtirols höchstem Berg in Erinnerung bliebe.

    Buchbesprechung von Gipfelsammler im Forum von Alpic.net

  • Julius Payer von Berger, Frank

    Beim Namen "Stubai" denken die meisten entweder an bekannte Gipfel wie Serles, Habicht, Zuckerhütl und Kalkkögel oder an die Skigebiete "Schlick 2000" und "Stubaier Gletscher". Dass das Stubaital, jenes 35 Kilometer lange Seitental des Wipptales südwestlich von Innsbruck, mehr zu bieten hat als Modegipfel und Skitourismus, beweist Heinz Zak in seinem Buch "Stubai ? Die Berge und das Tal". Der frühere Hauptschullehrer Heinz Zak, Jahrgang 1958, wohnt in Scharnitz und ist als Extremkletterer mit den Stubaier Alpen sehr vertraut.

    "Stubai ? Die Berge und das Tal" ist in erster Linie ein Bildband. Das Buch zeigt überwiegend große, teilweise auch doppelseitige Landschaftsaufnahmen aus den Bergen rund ums Stubaital. Alle Aufnahmen werden ausführlich beschrieben. Ergänzt werden die Fotos jedoch von rund zwei Dutzend kurzen Texten. Darin beschreibt der Autor unter anderem den Stubaier Höhenweg sowie von ihm unternommene Kletter- und Skitouren. Je weiter man in dem Buch beim Lesen voranschreitet, desto eindrucksvoller, aber auch waghalsiger werden die Unternehmungen, die Heinz Zak beschreibt. So erzählt er davon, wie er eine Vollmondnacht im November auf dem Gipfel des Wilden Pfaffs in 3456 Metern Höhe verbracht hat, dann berichtet er von seinen Erstbegehungen in den Kalkkögeln und schließlich vom Slacklining zwischen dem 150 Meter hohen Ilmturm und der Westwand der Ilmspitze. Selbstverständlich werden all diese Aktionen mit Bildern untermalt.

    Fazit: Nicht nur für Freunde des Stubaitals, sondern für alle anderen Bergbegeisterten ist das Buch "Stubai ? Die Berge und das Tal" absolut empfehlenswert. Die Landschaftsaufnahmen sind äußerst eindrucksvoll und machen richtig Lust, die Stubaier Berge auf eigenen Sohlen kennen zu lernen. Die als Text verfassten Bergerlebnisse des Autors, die überwiegend in der Ich-Perspektive geschrieben sind, wirken sehr lebendig und erwecken beim Leser den Eindruck, selbst bei der Tour dabei gewesen zu sein. Die Anordnung der Texte hat Heinz Zak sehr klug gewählt, da die Spannung beim Lesen immer mehr zunimmt, weshalb man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Ein wirklich rundum gelungener Bildband!

    Klappentext: Von der weiten hochalpinen Gletscherwelt um Zuckerhütl und Wilden Freiger oder den dolomitenartigen Felszinnen der Kalkkögel über die erlebbare Urkraft des Wassers an den zahlreichen Seen, Wildbächen und Wasserfällen bis hin zu einzigartigen talnahen Kraftplätzen in der Natur: Das Stubaital und seine Berge sind zu allen Jahreszeiten ein Paradies für Wanderer und Bergsteiger. Heinz Zak zeigt in atemberaubenden Perspektiven und einzigartigen Bildern die ganze Größe und Schönheit dieser Bergwelt und stellt die schönsten Wander- und Tourenziele vor: eine Hymne an die Freude, selbst in den Bergen unterwegs zu sein, und ein Fest für die Sinne.

    Buchbesprechung vom 17.04.16 © Chris vom Alpic.net/forum

  • Schafe in Tirol von Susanne Schaber

    "Schafe in Tirol"
    ein fotografisches Portrait von Thomas Stoffaneller. Mit einem Essay von Susanne Schaber
    Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 2016, ISBN 978-3-7022-3493-5 , 39.95 EUR

    Thomas Schaber ist Fotograf aus Innsbruck . Für die Bilder dieses Buches nahm er sich 3 ½ Jahre Zeit. Sie entstanden analog in Schwarz-Weiß-Technik. Ihm erschien diese Technik angemessen zur Thematik des Buches, die traditionelle und fast archaische Schafzucht in Tirol zu dokumentieren.

    So handwerklich und individuell wie der Umgang mit den Tieren stellte sich für ihn der Umgang mit der Kamera dar, ?...die Haptik, den Geruch, das Gefühl, den fertigen Abzug in den Händen zu halten...? im Gegensatz zur eher unemotionalen Computertechnik.
    Die Einfachheit der Reduktion auf Licht und den Moment drückt somit das archaische Leben der Schafe wie auch der Menschen auf den gebirgigen Hochweiden in Tirol aus.

    Den Fotografien voran geht ein Essay der Innsbruckerin Susanne Schaber.
    Sie schildert die Bedeutsamkeit der Schafherden für die Besiedelung des alpinen Raumes, die Inanspruchnahme des Grundes, der durch das Beweiden entdeckt und erschlossen wurde. Die ersten Siedler wanderten mit den Tieren und errichteten jahreszeitliche Aufenthaltsorte.
    Die Schafe und ihre Besitzer wechselten selbstverständlich über Grenzen, die für sie nur theoretisch existieren. In heute noch gültigen Weiderechten von 1415 wurde das immerwährende Weiderecht Südtiroler Schafe auf Tirols Weiden festgelegt. Alljährlich wechseln die Tiere mit ihren Schäfern Anfang Juni vom Schnalstal über Niederjoch und Hochjoch in die Venter Weidegebiete und im September wieder zurück. Über 40 km legen sie dabei zurück und überwinden Schneefelder und felsiges Gelände bis zur 3000m-Grenze. Seit vielen hundert Jahren hat sich diese Art der Reise nicht verändert, Zeugnis einer lebendigen Tradition.

    Mehrere Rassen sind schon ausgestorben, das weiße Bergschaf ist das häufigste, die Zucht des robusten, eigenwilligen vor dem Aussterben bedrohen Tiroler Steinschafes wird in letzter Zeit wieder gefördert. Das Schaf als Lieferant eines wieder geschätzten Produktes wird wertgeschätzt. Nicht für die Masse, eher für den Liebhaber des Besonderen. Gutes Lammfleisch, würziger Käse und Molkereiprodukte und auch die ökologisch wertvolle Wolle begeistern Einheimische und Touristen. Nachhaltigkeit ist hier kein Schlagwort, sondern Realität. Es steckt viel Arbeit in der Aufzucht der Tiere und der Herstellung der Endprodukte, doch ist dies auch ein Weg für die Gebirgsanwohner, Leben und Lebensunterhalt sinnvoll miteinander zu verbinden und in der Heimat bleiben zu können.

    Essayistin und Fotograf schildern diese Inhalte in eindringlichen, sensiblen Worten und Bildern.
    Auf den Fotos von Thomas Stoffaneller wird die einzigartige archaische Atmosphäre durch die Schwarzweißtechnik sichtbar. Knappe kurze Sätze beschreiben Inhalt der Bilder für jeweils mehrere Seiten. Man erlebt die schöne Verbindung von Mensch und Tier, die soziale Gemeinschaft der Schafe untereinander, die Tiere als Teil der Landschaft. Mit einem Blick für die Feinheiten und das Wesentliche gelingt es dem Fotografen, die Einfachheit, aber auch das raue, beschwerliche Element abzubilden.
    Der Bildband ist sehr grafisch gestaltet, eine klare Schrift unterstützt das schlichte Layout. Der Einband vermittelt sehr haptisch das Thema durch einen weißwollenen Umschlag.

    Eine gelungene Publikation für kulturell Interessierte des alpinen Raumes speziell in Tirol.

    Buchbesprechung vom 11.02.16 © Alpineblau vom Alpic.net/forum

  • Schafe in Tirol von Susanne Schaber

    Wanderer betrachten Almen oft nur als Einkehrmöglichkeit bei einer Bergtour oder als schönen Vordergrund für Bergfotos mit felsigen Gipfeln als Kulisse dahinter. Dabei gelten Almen seit Menschengedenken als alpine Kulturlandschaft, als Naturraum, als Wirtschaftsbetrieb und nicht zuletzt als Lebensraum sowohl für das Vieh als auch für Menschen. Heutzutage gibt es in Österreich rund 8.700 Almen, die je nach Region auch Alpe, Schwaig, Kaser, Aste oder Vorsäß heißen. Susanne Schaber und Herbert Raffalt thematisieren in ihrem Buch ?Almen in Österreich? das Leben auf der Alm ?von Menschen und Tieren, vom Gestern und Heute?. Die Literaturkritikerin Susanne Schaber, Jahrgang 1961, stammt aus Innsbruck und lebt heute in Wien. Herbert Raffalt, Jahrgang 1964, ist staatlich geprüfter Bergführer und Fotograf. Er leitet die Alpinschule in Schladming.

    Das Buch ?Almen in Österreich? ist in zwei Teile gegliedert. Zum ersten Abschnitt passt bestens der Buchuntertitel ?Von Menschen und Tieren, vom Gestern und heute?, denn hier werden Almen in ganz Österreich und die zu ihnen gehörenden Menschen präsentiert. So lernt der Leser beispielweise Susanne Türtscher kennen, die als ?Kräuterhexe? auf der Alpe Klesenza in Vorarlberg in Seminaren ihr Wissen über Heilpflanzen an Interessierte weitergibt. Oder Hans-Jörg Aschbacher, der im Kärtner Karlbad, einem alten Bauernbad, Kurgäste auf der Alm empfängt. Insgesamt werden in diesem Teil auf über 100 Seiten sieben Almen und ?ihre Menschen? vorgestellt. Abgerundet werden die einzelnen Kapitel mit teilweise doppelseitigen Fotos. Der zweite Teil ?Hundert Almtipps, oder: Die Qual der Wahl? stellt Kurzinformationen über Almen in den einzelnen österreichischen Bundesländern dar. Knapp werden Besonderheiten der jeweiligen Almen, deren Lage und Erreichbarkeit beschrieben. Einige Alminformationen sind ausführlicher auf Doppelseiten dargestellt, wobei die Texte mit Bildern bereichert werden.

    Fazit:
    Das Buch ?Almen in Österreich? stellt eindrucksvoll das Leben auf Almen dar. Es handelt sich dabei um kein Wanderbuch. Vielmehr stehen die Almen, ihre Menschen, deren Zusammenleben mit der Natur sowie die dazugehörigen Geschichten im Vordergrund. Da die Texte äußerst lebendig geschrieben sind, kann man sich als Leser sehr gut in die Almbewohner, ihre Lebensweise und ihre Traditionen hineinversetzen. Einen großen Beitrag dazu leisten auch die äußerst gelungenen Fotos, welche die Kapitel hervorragend ergänzen. Dabei dreht es sich nicht nur um die Alm als Landschaft, sondern der Fotograph thematisiert genauso wie die Texte häufig die Menschen auf den Almen.

    Klappentext:
    Prall grüne Bergwiesen voller saftiger Kräuter, das Bimmeln der Kuhglocken, die mit Holzschindeln gedeckte Hütte: Almen sind Sehnsuchtsorte. Die Unbeschwertheit unter freiem Himmel, das einmütige Zusammenleben mit den Tieren, die selbstproduzierten Nahrungsmittel und das langsamere Dahinziehen der Zeit ? all das gehört zu den Wunschträumen unserer Tage. Herbert Raffalt und Susanne Schaber haben sich auf die Suche gemacht nach dem wirklichen Leben auf der Alm, haben dabei Hirten, Almbauern und Volkskundler getroffen und das Wesen des Almlebens von heute erkundet. Ihre Bilder und Texte spiegeln die Vielfalt der Regionen und Kulturen und erzählen vom Reichtum der Traditionen und von einem historischen Erbe, das es zu bewahren gilt.

    Buchbesprechung vom 11.01.16 © Chris vom Alpic.net/forum