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Operation Romulus. Das Geheimnis der verschwundenen Nazi-Elite

Operation Romulus. Das Geheimnis der verschwundenen Nazi-Elite

Thriller

von Carsten Zehm

Taschenbuch
488 Seiten; 21 cm x 13.3 cm
Sprache Deutsch
1. Auflage
2017 Acabus Verlag
ISBN 978-3-86282-497-7
 

Hauptbeschreibung

„In unserer Zeit, Junge“, hatte der alte Mann gesagt, „ist es wichtig – überlebenswichtig – niemandem zu trauen.“

Der Deutsch-Norweger Johann Göbbs tut gut daran, sich an die Maxime seines Großvaters zu halten: Traue niemandem! Als Spion der Alliierten während der Wirren des zu Ende gehenden 2. Weltkrieges dient er als Angehöriger der Luftwaffe im Reichsluftfahrtministerium – ständig in Gefahr, entlarvt zu werden. Sein Auftrag: Informationen über ein geheimes Projekt der Nazis zu sammeln. Dafür muss er tief in deren verhasste Strukturen vordringen. Das Geheimprojekt nördlich von Berlin – ein neuer Flugzeugtyp – entpuppt sich aber nur als Anfang von etwas noch Größerem, etwas, das die sich andeutende Nachkriegsordnung grundsätzlich in Frage stellen könnte.
Wohin verschwinden die Flugzeuge? In die legendäre Alpenfestung? Haben sie etwas mit dem rätselhaften Verschwinden hochrangiger Mitglieder der Nazi-Elite zu tun?
Bald schon verschwimmen die Grenzen zwischen Freund und Feind. Kann Johann seine Überzeugung für das größere Wohl opfern?

In seinem neuesten Roman vermischt Carsten Zehm gekonnt Vergangenheit mit Fiktion, Agentengeschichte mit Romanze und schafft so einen fesselnden Geheimagententhriller.


Biografische Anmerkung zu den Verfassern

Carsten Zehm, geboren 1962 in Erfurt, studierte Lehramt in Halle und arbeitet als Berufsschullehrer in Oranienburg. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der Schwerpunkt seines Schreibens galt immer wieder der Fantasy, auch wenn ihn Ausflüge in den Bereich der Märchen, des Krimis und der Horrorgeschichten führten. Seit 2004 erfolgte die Veröffentlichung vieler Kurzgeschichten in Anthologien und der Tagespresse. 2009 erschien sein erstes Kinderbuch „Die Zauberblumenwiesen“. „Die Chroniken der Reisenden. Staub-Kristal“l (2010) ist der erste Fantasy-Roman des Autors. Danach folgte die „Bandath, der Zwergling-Trilogie“.
„Operation Romulus“ ist der erste Thriller des Autors. Die Inspiration dazu stammt teilweise von den Heinkel-Flugzeugwerken seiner Heimatstadt Oranienburg bei Berlin.


Textauszug

01

02. Februar 1945, Heinkel-Werke, Oranienburg bei Berlin

[…] Er hörte kaum den Worten Nadlers zu, hatte er sich doch schon im Vorfeld mit den Unterlagen zu den Heinkel-Werken vertraut gemacht. Seine Augen hingen am Oberwerk. Etwas zu lesen oder aber den vollständigen Komplex vor sich zu sehen, waren zwei grundverschiedene Dinge. Er hatte sich die Flugzeugwerke nicht so groß vorgestellt. Es gelang ihm nicht, sich im Vorbeifahren einen Überblick zu verschaffen. Der Wagen bog nach links von der Straße ab, beschrieb eine Kurve und hielt vor dem Tor. Ein Wachposten trat heran, salutierte, kontrollierte die Papiere und winkte das Fahrzeug durch. Göbbs konnte bei der Einfahrt erkennen, dass ein großer Teil des Werkes innerhalb des Geländes noch einmal von Stacheldrahtzaun und Wachtürmen umgeben war. Das KZ-Werk, hier mussten die Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen arbeiten.
Der Wagen hielt hinter der Werkseinfahrt links vor einem Gebäude, dessen Grundriss doppelt T-förmig war. Das Haus des Werkschutzes hinter ihnen nahm Göbbs die Sicht auf den mit Stacheldraht umsäumten Teil des Werkes.
»Die Werksleitung«, kommentierte Nadler. Direkt vor ihnen ragten sechs kantige Säulen zwei Etagen hoch, um auf dem Vordach von einem Adler mit ausgebreiteten Schwingen gekrönt zu werden. Sie traten zwischen die Säulen und wurden durch das Vordach vor dem gerade aufkommenden Eisregen geschützt. Eine vom Erdboden bis zum Dach reichende Fensterfront gewährte Einblick in das Innere. Rechts und links des Säulenvordaches erstreckte sich das Gebäude, geklinkert und zweigeschossig mit großen Fenstern.
Ein Major trat durch den Ausgang, riss den Arm hoch und grüßte mit ausgestrecktem Arm. »Heil Hitler!«
»Heil Hitler!«, erwiderte Nadler eher nachlässig. Göbbs hob den Arm, schwieg aber.
»Major Schneidereit«, tönte Nadler. »Alles vorbereitet für den Testflug heute?«
Schneidereit lachte. »Selbstverständlich, Herr Generalmajor. Wir brauchen noch etwa eine Stunde und etwas besseres Wetter. Aber«, sein Blick wanderte zum Himmel, »zur Not verschieben wir den Testflug um eine Stunde. Mein Wetterfrosch hat Besserung gelobt.« Sein Blick kehrte zu Generalmajor Nadler zurück. »Die Horten-Brüder werden heute nicht da sein, haben aber ihren Oberingenieur Steinbauer geschickt. Wenn Sie uns die Ehre auf eine Tasse Kaffee geben würden. Herr Eichler und Oberst Voigt warten bereits auf Sie.«
»Gut, gut. Wer wird fliegen? Hauptmann Uhse oder eine andere Ihrer hübschen Fliegerinnen? Oder verstecken Sie die charmanten Damen wieder vor uns und haben Sie sie mit der Überführung von Flugzeugen an die Front betraut?«
»Leutnant Ziller fliegt, wie mit dem Ministerium abgesprochen. Er hat sich schon lange vorbereitet und ist auch die Segelvariante geflogen. Ziller hat Ende Dezember, Anfang Januar in Lärz auf einer Messerschmitt 262 trainiert, um sich an die Strahltriebwerke zu gewöhnen, da er bisher nur Erfahrungen mit Propellermaschinen und Lastenseglern hatte. Er ist einer unserer besten Männer.«
»Schon gut, Schneidereit, schon gut!« Erneut leutselig wirkend, winkte Nadler mit der Hand ab. Die Einzelheiten schienen ihn nicht zu interessieren. »Ich hatte nur auf ein wenig Weiblichkeit in dieser harten Zeit gehofft. Gut, dann eben Kaffee, wenn Sie welchen haben. Warum nicht. Hier draußen ist es lausig kalt, wie in Sibirien. Kein Wunder, dass der Russe so nah ist.« Er lachte wieder als einziger über seinen Witz.
»Göbbs, Sie verschaffen sich einen kleinen Überblick. Ich denke, Sie werden von …« Er sah hilfesuchend zu Major Schneidereit.
»… Hauptmann Langner …«, assistierte dieser.
»… von Hauptmann Langner begleitet. Er wird Ihnen alles Wichtige zeigen und sagen. Seien Sie in einer halben Stunde …?« Erneut wandte er sich fragend zu Schneidereit. Der nickte und Nadler fuhr fort: »… in einer halben Stunde auf der Startbahn am Unterwerk.«
»Langner ist in einer Minute da«, bemerkte Schneidereit noch. Damit ließen sie Göbbs vor dem Eingang stehen und verschwanden hinter der gläsernen Tür.
Nur kurz darauf öffnete sich diese wieder, um einen Hauptmann auszuspucken.
›Oh, Hauptmann Langner. Da stimmt das alte lateinische Sprichwort Nomen est omen aber nicht!‹ Die Großvater-Stimme klang deutlich amüsiert und Göbbs verkniff sich ein Grinsen. Der Körper­umfang dieses Mannes machte seinem Namen wirklich keine Ehre. Er schien, was seine Ausdehnungen in Länge, Breite und Höhe angingen, in alle Richtungen dasselbe Maß zu haben. Rote Äderchen an den feisten Wangen und eine fast schon blaurot verfärbte Nase zeigten deutlich, wo seine Vorlieben lagen.
»Sie sind also der Neue, der mich hier ablösen wird?« Langner gab Göbbs die Hand und musterte ihn von oben bis unten. Dabei schnaufte er, als habe er die Etagen des hinter ihm liegenden Gebäudes im Laufschritt absolvieren müssen. Göbbs trat unwillkürlich einen halben Schritt zurück, um sich vor dem Mundgeruch des Hauptmanns zu schützen. Langner war ihm auf Anhieb unsympathisch.
»Wir haben drei Tage, um Sie einzuarbeiten, dann bekomme ich meinen Marschbefehl. Hat man mir versprochen.« Bei dem »man« verdrehte er die Augen nach oben, als wolle er auf imaginäre Vorgesetzte verweisen, die irgendwo über ihm saßen.
»Marschbefehl?« Göbbs sah sein Gegenüber an.
»Ja klar. Heutzutage wird jeder Etappenhengst an die Front geschickt, solange er zwei gesunde Arme, Beine und Augen hat. Ich hatte nicht das Glück einer Verletzung.«
»Das Glück einer Verletzung?« Göbbs riss sich erneut den Handschuh herunter und hielt dem Hauptmann seine verstümmelte Hand vor die Nase. »Wollen wir tauschen? Dann darf ich wenigstens wieder fliegen.«
Langner taumelte einen Schritt zurück und starrte auf die drei Finger, die Göbbs von seiner Hand geblieben waren. Er hüstelte, strich sich über den stramm sitzenden Uniformmantel, sah sich um, als suche er etwas und blickte danach wieder Göbbs an. Dieser registrierte, dass Langner ihm nicht in die Augen sah. Sein Blick schien auf einen Punkt leicht rechts von Göbbs’ Nase gerichtet zu sein, als hätte dieser dort eine Warze.
›Arschloch!‹, sagte die Großvater-Stimme.
Göbbs hatte dieser Bemerkung nichts hinzuzufügen. Aber er ärgerte sich über sich selbst. Warum nur rutschte er nach dem Unfall immer wieder in diese aggressive Stimmung ab? Er musste sich unter Kontrolle bekommen. Betont langsam zog er sich den Handschuh wieder über. »Schon gut. Es hat nicht jeder das Glück eines wachen Verstandes.« Er zwinkerte Langner zu, um der Bemerkung scheinbar etwas von seiner Schärfe zu nehmen. »Wissen Sie, wo es hingeht?«
»Wohin schon. Alles, was laufen kann, wird dem Russen entgegengeworfen. Würde mich nicht wundern, wenn sogar Sie in ein paar Wochen ihren Marschbefehl bekämen.«
Er atmete noch einige Male tief durch, bevor er die nächste Frage stellte: »Sie kennen Ihre Aufgabe, Hauptmann …«
»Göbbs. Und ja, ich kenne meine Aufgabe. Als Verbindungsoffizier zwischen dem Reichsluftfahrtministerium und den Heinkel-Werken werde ich als eine Art Wachhund fungieren. Ich habe über die Einhaltung der Richtlinien des RLM zu wachen und dem RLM alles mitzuteilen, was hier im Werk vor sich geht. Dazu bin ich berechtigt, in Vorgänge bis zur Geheimhaltungsstufe ›Geheime Kommandosache‹ eingewiesen zu werden.«
»Oh« Langners Augen öffneten sich weit zwischen den Fettwülsten. »Ich habe nur die Freigabe bis ›Geheim‹, mit einer Ausnahme. Und die zeige ich Ihnen nachher.«
›Wahrscheinlich muss er deshalb an die Ostfront.‹ Die Großvater-Stimme klang trocken.
Langner drehte sich zum Werk. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihre neue Wirkungsstätte. Als Verbindungsoffizier zum RLM werden Sie es nicht leicht haben, das sage ich Ihnen schon vorweg. Der Betriebsleiter Hans Eichler bekommt die Anweisungen von Heinkel persönlich. Natürlich sind die mit dem RLM abgesprochen. Deshalb wundere ich mich, dass es uns als Verbindungsoffiziere überhaupt gibt. Andererseits bekommen wir Weisungen und Informationen vom RLM, die die hier im Werk gar nicht umsetzen können. Gleichzeitig sollen wir natürlich alles, was hier geschieht, ans Ministerium melden, wie Sie schon sagten. Die freuen sich hier total über uns.« Jetzt klang Langner sarkastisch. »Haben ja noch nicht genug Aufpasser, seit die KZler aus Sachsenhausen hier arbeiten und die SS eine Produktionshalle nach der anderen hinter Stacheldraht verschwinden lässt.« Langner kratzte sich an der Stirn und schob dabei seine Uniformmütze nach hinten. Langsam, als wolle er dem Satz besondere Bedeutung beimessen, sagte er: »So wie die deutschen Arbeiter an die Front verschwunden waren, wurden sie durch Frauen, Fremdarbeiter und später durch KZler ersetzt.«
Göbbs nickte, den Satz hatte er vor wenigen Minuten schon fast wortgleich von Nadler gehört.
Langner griff nach dem Oberarm von Göbbs und ließ ihn in der folgenden halben Stunde kaum los. Göbbs wurde durch das Oberwerk geführt und Langner zeigte ihm Hallen, Werksstraßen, Stacheldrahtzäune und sogar ein Schwimmbecken, bevor sie vor einem PKW stehen blieben. Der kleine, dicke Hauptmann betrachtete den Himmel. Schon vor einer ganzen Weile hatte der Eisregen aufgehört und der Himmel begann aufzuklären. Ein leichter Wind schob die Wolkenfetzen gemächlich vom Himmel. »Hatte doch der Wetterfrosch von Major Schneidereit tatsächlich Recht. Wir werden fliegen können. Kommen Sie. Lassen Sie uns runterfahren zu Werk Zwei. Ich will Ihnen unser Baby zeigen.«

Ungläubig legte Hauptmann Göbbs seine Hand auf die Tragfläche. Dann sah er Langner an. Der nickte. »Es besteht zum größten Teil aus Holz.«
»Aus Holz?«
»Ja, mit einer Schicht aus Leim und Kohlenstaub. Dadurch wird es auf den Radarschirmen unserer Feinde nahezu unsichtbar. Nur die Lufteinlässe der Düsentriebwerke sind aus geschweißtem Stahl, die Tanks in den Tragflächen aus Aluminium. Und das Cockpitdach natürlich aus Plexiglas.«
»Und es fliegt?«
»Besser als die Messerschmitt 262.« Er blickte die ungewöhnliche Konstruktion fast schon liebevoll an. »Unser Projekt Dreitausend.«
Göbbs verstand nicht, was man auch seinem Gesicht ansah.
»Tausend Kilometer Reichweite«, erklärte Langner. »Tausend Kilometer pro Stunde schnell und das alles mit einer Eintausend-Kilogramm-Bombenlast an Bord. Damit werden wir die Lufthoheit zurückerlangen. Das gibt dem Krieg die Wende, auf die wir alle warten.«


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