Die Wut, die bleibt

Taschenbuch
384 Seiten; 19 cm x 12.5 cm
Sprache Deutsch
5. Auflage
2023 ROWOHLT Taschenbuch
ISBN 978-3-499-00912-9

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Zitat aus einer Besprechung

Eine Offenbarung! Wie schwer es manchmal ist, eine Frau zu sein: Dieses Buch hat es mir nochmal mit ungeheuer Wucht klargemacht… Es ist eine Wut, die bleibt.

Werbliche Überschrift

«Fantastisches Buch über die Wut»
(Süddeutsche Zeitung)

Hauptbeschreibung

Mareike Fallwickl skizziert diesem feministischen Roman auf drastische Weise, was geschieht, wenn eine erschöpfte Mutter aufgibt, beschreibt die Lücken, die sie hinterlässt und die weibliche Wut, die bleibt. Sie seziert Tabuthemen, veraltete Rollenbilder und legt den Finger in die klaffenden Wunden unserer Gesellschaft.

Helene, Mutter von drei Kindern, steht beim Abendessen auf, geht zum Balkon und stürzt sich ohne ein Wort in den Tod. Die Familie ist im Schockzustand. Plötzlich fehlt ihnen alles, was sie bisher zusammengehalten hat: Liebe, Fürsorge, Sicherheit.

Helenes beste Freundin Sarah, die Helene ihrer Familie wegen zugleich beneidet und bemitleidet hat, wird in den Strudel der Trauer und des Chaos gezogen. Lola, die älteste Tochter von Helene, sucht nach einer Möglichkeit, mit ihren Emotionen fertigzuwerden, und konzentriert sich auf das Gefühl, das am stärksten ist: Wut.

Biografische Anmerkung zu den Verfassern

Mareike Fallwickl
, 1983 in Hallein bei Salzburg geboren, lebt mit ihrer Familie im Salzburger Land. 2018 erschien
Dunkelgrün fast schwarz
. 2019 folgte
Das Licht ist hier viel heller
. Ihr Bestseller
Die Wut, die bleibt
war ein großer Erfolg bei Presse und Publikum. Die Bühnenfassung hatte im Sommer 2023 Premiere bei den Salzburger Festspielen. Mareike Fallwickl setzt sich für Literaturvermittlung ein, mit Fokus auf weiblichen Erzählstimmen.

Mareike Fallwickl

Mareike Fallwickl, 1983 in Hallein bei Salzburg geboren, lebt mit ihrer Familie im Salzburger Land. 2018 erschien Dunkelgrün fast schwarz. 2019 folgte Das Licht ist hier viel heller. Ihr Bestseller Die Wut, die bleibt war ein großer Erfolg bei Presse und Publikum. Die Bühnenfassung hatte im Sommer 2023 Premiere bei den Salzburger Festspielen. Mareike Fallwickl setzt sich für Literaturvermittlung ein, mit Fokus auf weiblichen Erzählstimmen.

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Maxie Bantleon aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Die Wut, die bleibt

Mareike Fallwickl

Meiner Meinung nach hat Mareike Fallwickl mit „Die Wut, die bleibt“ ihren bisher besten Roman geschrieben. Während des Lesens möchte man fast jeden Satz anstreichen oder mit Ausrufezeichen oder „Ja! Ja! Ja!“ am Rand versehen, weil er so schön ist oder so wahr.

„Jede gute Geschichte fängt damit an, dass jemand etwas Unerwartetes tut, das sein Leben entscheidend verändert.“ (S. 29)

Zunächst mal ist es aber kein unerwarteter Satz, sondern ein unbedachter: „Haben wir kein Salz“, sagt der Ehemann und meint damit so viel anderes. DU hast das Salz vergessen, DU hast doch gekocht, stehst DU mal auf, um das Salz zu holen. DU bist doch die Mutter, DU bist zuständig – es sind diese „Dus“, die Helene die Kraft aus dem Körper geschlagen haben und dann tut sie das Unerwartete: Sie stürzt sich ohne ein Wort vom Balkon.
Übrig bleibt ihre Familie: Die fünfzehnjährige Lola, zwei kleine Halbbrüder und deren Vater Johannes. Übrig bleibt Sarah: seit dem Kindergarten Helenes beste Freundin, Ende Dreißig, kinderlos, im Gegensatz zu Helene eine „Karrierefrau“.
Aus Pflichtbewusstsein, aus einem Verantwortungsgefühl heraus, mit Schuldgefühlen übernimmt Sarah zuerst zögerlich, dann sehr intensiv die Betreuung der drei Kinder. Denn Johannes – man denkt und hofft immer, es ist ein Klischee, aber wahrscheinlich ist es oft die bittere Wahrheit – ist ja „nur“ der Vater, er ist der, der arbeiten muss und sich in (fast) keiner Weise zuständig fühlt; für ihn ändert sich – mal vom Tod seiner Frau abgesehen – eigentlich nichts.
„Die Kümmerpflicht gilt für die Mütter. Johannes hat diese Kinder auch bekommen, aber er muss irgendwie gar nichts.“ (S. 104)
Mareike Fallwickl hat wieder abgeliefert. Ihr Roman entstand in Zeiten der Pandemie, wo mit aller Deutlichkeit klar wurde, „dass die Mütter den Politiker:innen scheißegal waren. Die Mütter und die Kinder… Für die Wirtschaft gab es Geld ohne Ende, ‚koste es, was es wolle‘, hat der Bundeskanzler gesagt, Ersatzzahlungen und vom Staat ausgeglichene Kurzarbeit, für die Eltern gab es nichts.“ (S. 149)

Aber Fallwickl thematisiert nicht nur die Überforderung der Frauen während der Pandemie, sondern ihre Situation ganz allgemein bzw. den Wunsch nach, die Hoffnung auf Veränderung. Hier ist Helenes Tochter eine ganz starke Figur: Lola, die vor dem ersten Lockdown ein Mädchen war und seit dem ersten Lockdown Feministin ist. Die von ihrer Mutter zu hören bekam, dass die Sache mit dem Feminismus doch bereits Generationen von Frauen vor ihr erledigt haben, dass ihr doch die ganze Welt offenstehe.
„Ihr seid erbärmlich“, sagt Lola. „Ihr denkt, ihr habt die große Freiheit, dabei seid ihr umgeben von den Gitterstäben der Gesellschaft und checkt nicht mal, dass ihr im Käfig hockt.“ (S. 156)

In einer Gesellschaft, in der es normal ist, dass der erschöpfte Vater anerkannt wird und Verständnis bekommt, während Mütter an die Grenzen der Belastbarkeit und darüber hinaus gehen, nicht mehr können, es aber trotzdem irgendwie schaffen, schaffen müssen – in einer Gesellschaft, in der die Frauen die Last haben und die Männer die Macht, in einer Gesellschaft, in der der aktuelle Bundeskanzler gegen Frauen und Mütter, die nicht Vollzeit arbeiten, wettert – in einer solchen Gesellschaft wünscht man sich mehr Lolas. Damit sich vielleicht doch einmal etwas ändert.

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