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  • Willkommen in Österreich von Maier, Ferry; Ortner, Julia

    2015 bewegte sich - scheinbar überraschend - ein gewaltiger Flüchtlingsstrom auf unser Land in großer Geschwindigkeit zu und zwang die Bevölkerung, die Behörden und die Regierung zum Reagieren. Ob und wie diese Reaktionen aussahen, schildert Ferry Maier sehr eindrucksvoll in seinem Buch "Willkommen in Österreich". Dabei berichtet der Autor, neben Christian Konrad Flüchtlingsbeauftragter der Bundesregierung sowie von 2015 bis 2016 Generalsekretär des Vereins "Österreich Hilfsbereit", zunächst von den Hintergründen und Erfahrungen jenes Jahres: Von berührenden und motivierenden Momenten, aber auch von Blockaden, die ihm und seinem Team insbesondere im Bereich der Verwaltung und der Politik bereitet wurden. So etwa ist es erschütternd zu lesen, welches "Unwohlsein" drei rasch organisierte und dringend benötigte Sanitärcontainer bei zuständigen Beamten auslösten.
    In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Flüchtlingskoordinator Christian Konrad, wenn er etwa berichtet, auf welche behördlichen und politischen Hindernisse sie bei der Quartierssuche gestoßen sind udn welche Ängste der Vorschlag, Kasernen zu nutzen, bei Regierungsmitgliedern auslöste.

    "Wir fürchten, was wir nicht kennen und die Politik bedient leider Gottes diese Ängste", auch heute noch, ist eines der Resumees, die Ferry Maier zieht. Von solch einer populistischer Manier, nur die negativen Momente der Fluchtbewegung aufzuzeigen, setzt sich dieses Buch wohltuend ab. So finden hier Menschen Erwähnung, die sich 2015 engagiert, couragiert und erfolgreich für Flüchtlinge einsetzten, wie etwa der Bürgermeister von Neudörfl, Dieter Posch oder die Flüchtlingshelferin Doraja Eberle.

    Schließlich kommen in diesem Buch auch Flüchtlinge selbst zu Wort, die darüber berichten, was es für sie bedeutet, fremd zu sein, von der alten Heimat schmerzhaft entfernt, in der neuen noch nicht angekommen zu sein. Es ist "die Geschichte einer Schwalbe, die nicht wandert, sondern zum Zug gezwungen wird", drückt es Mohammad Ibrahim Rahimi in seinem Gedicht "Unvaterland" aus.

    Zuguterletzt kommen noch Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, sowie Entwicklungshilfe-Experte Kilian Kleinschmidt zu Wort, die eine Zwischenbilanz ziehen und aufzeigen, was unser Land aus dieser Fluchtbewegung 2015 gelernt hat, aber auch, wo wir versagt oder noch Nachholbedarf haben.

    Insgesamt ein sehr sachlich gehaltenes, lehrreiches Buch über ein Jahr, das uns bewegte und dessen Folgen uns noch über viele Jahre hinweg beschäftigen werden. Um mit den Worten Kilian Kleinschmidts zu schließen: "Niemand kann behaupten, dass Integration einfach ist. [...] Wir schaffen das, weil wir müssen. Leute, es wird hart, aber sehen wir es auch als Chance für eine moderne, vernetzte Welt".