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Spannung - der Unterleib der LiteraturOverlay E-Book Reader

Spannung - der Unterleib der Literatur

Schreibratgeber

von Hans P. Roentgen

E-Book (EPUB mit drm)
232 Seiten
Sprache Deutsch
2. Aufl.
2014 Books on Demand
ISBN 978-3-7386-6896-4
 

Kurztext / Annotation

Spannend möchten alle Autoren schreiben. Die Leser sollen im Buch versinken und erst wieder auftauchen, wenn das Wort ENDE erreicht ist. Doch wie schreibt man spannend? In diesem Buch finden Sie: - welche Spannungstechniken Erfolgsautoren wie Zoé Beck, Rebecca Gablé oder Nika Lubitsch verwenden - wie Sie die Spannung steigern können - Checklisten, um Ihre Texte auf Spannung zu prüfen - Interviews mit Bestsellerautoren wie Andreas Eschbach - ein Lexikon mit Fachbegriffen, die Autoren kennen sollten - Techniken, die die Spannung erhöhen - welche Fallen Sie im Text vermeiden sollten

Hans Peter Roentgen hat mit »Vier Seiten für ein Halleluja« und »Drei Seiten für ein Exposé« Standardwerke über das Schreiben veröffentlicht, coacht seit vielen Jahren Autorinnen und Autoren und ist Koordinator der AG Selfpublishing im Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL).


Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet


Textauszug

II. Beispiele
In diesem Kapitel stelle ich Ihnen Beispielszenen vor, kommentiere sie und schlage Verbesserungen vor.

Dazwischen finden Sie theoretische Überlegungen zu Spannung und Techniken der Spannungssteigerung. Damit möchte ich sicherstellen, dass meine Techniken immer mit Beispielen untermauert werden, und Sie nicht mit abstrakten Theorien langweilen.

Die meisten Texte sind nicht veröffentlicht. Ihre Autoren haben sie mir zugemailt, weil sie unsicher waren, ob ihre Szene spannend ist. Und weil sie nicht wussten, wie sie sie spannender gestalten konnten. Dafür möchte ich mich bei allen Verfassern bedanken.

Sehen wir uns einmal ein Beispiel an.

 

Beispiel: Spuckattacke
Es war kurz vor acht, die zweite Woche nach dem Ende der Sommerferien, und ich war auf dem Weg in die Schule. Das Petersbergsken hatte ich schon hinter mir, ein kurzes Stück steile Straße entlang einer Mauer mit bröckeligem Putz, daran eine runde Stange zum Festhalten für die alten Leute, direkt hinter dem Mietshaus, in dem ich bei meinen Eltern wohnte. Hier, aber vor allem auf dem kleinen unbefestigten Platz oben am Ende der Straße, spielten wir immer nach der Schule, meine Freunde und ich: Fußball, Cowboy und Indianer, Rollerrennen fahren. Mädchen waren keine dabei.

Wenn alles langweilig war, erfanden wir Spiele. Zum Beispiel trocken unter Frehsmanns Wohnzimmerfenster, das ebenerdig am oberen Ende vom Petersbergsken lag, durchkommen, während Heinz auf dem Fenstersims hockte und seine Spucke von da oben ziemlich zielsicher verschoss. Unter allgemein kreischendem Gelächter, wenn wieder jemand es nicht geschafft hatte.

Oder einfach die Zeit vergehen lassen, während wir auf behauenen Steinen in irgendwelchen Hauseingängen saßen oder auf einem der vielen Mäuerchen hier in der Gegend.

Der Krieg war noch so nah, dass die Erwachsenen fast jeden Tag davon sprachen. Ich war noch nicht zehn.

»Hör auf zu spucken«, fuhr meine Mutter mich immer an, wenn ich mit ihr zum Einkaufen ging, um beim Tragen zu helfen; die billigen Preise im Diskontladen zogen schwere Taschen nach sich, da musste ich mit ran. Wenn sie wütend war, kriegte sie immer so große Augen, damit ich mich fürchtete, und das tat ich auch. Spucken war nicht beliebt, nicht bei meiner Mutter und nicht bei meinem Vater, überhaupt bei Erwachsenen nicht, aber wir Jungs untereinander waren uns ohne viele Worte einig, dass Erwachsene in dem Punkt völlig ahnungslos waren. Am Spucken zeigte sich nämlich, dass wir schon viel größer waren, als sie wahrhaben wollten. Ich auch, ich gehörte dazu.

Morgens, je nachdem, wie es sich ergab, trabten wir zusammen Richtung Schule: ich mit Klaus Heydermann, ich mit Bruno Hoff, ich mit Christian Hahn. Heinz Frehsmann wohnte zwar im selben Haus wie ich, ging aber in eine andere Schule, eine schlechtere, behauptete meine Mutter.

Heute nieselte es warm, und ich ging allein.

Ich hatte es nicht mehr weit bis zur Eisenbahnunterführung, als ich nach links Richtung Straße spuckte, ohne hinzugucken. Das war ein ganz schlechter Augenblick, der schlechteste Augenblick, seit ich denken konnte, wie sich schon einen Schritt später zeigen sollte. Denn genau in diesem Moment fuhr ein Auto vorbei. Nicht so wichtig, was für eine Marke, für die interessierte ich mich nicht, Hauptsache, ein Auto. Eines dieser ganz wenigen motorisierten Gefährte in dieser Zeit, eine der mächtigen Kutschen aus wuchtig rundlich geformtem Eisenblech, reserviert für die Männer und Frauen aus den unerreichbar hohen Sphären, vor denen ich in den seltenen Augenblicken, als ich mal einem von ihnen Auge in Auge gegenübergestanden hatte, einen besonders ordentlichen Diener machen musste. Und der Fahrer war ebenfalls einer von denen, die nicht mochten, wenn man spuckte.

Der Wagen stand sofort, anscheinend war der Fahrer voll auf die Bremse gestiegen, die Tür flog auf, ei


Biografische Anmerkung zu den Verfassern

Hans Peter Roentgen ist Autor, hält Schreibkurse und lektoriert. Er lebt bei Freiburg.


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