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Die Kapuzinergruft

Besprechung

Österreich-Ungarn: prunkvoll, reich und angesehen, wie Franz-Ferdinand Trotta selbst. Der junge Mann führt ein sorgloses Leben, verbringt die Nächte im Kaffeehaus, verschläft die Tage und verjubelt das Geld seiner Familie. Dann bittet ihn sein Vetter Joseph Branco, Maronibrater aus Slowenien, um einen Gefallen: Er soll den Kutscher Manes Reisiger empfangen und ihm dabei helfen, dass sein hochbegabter Sohn als Violinist ans Konservatorium kommt. Die drei Männer, so unterschiedlich sie sind, freunden sich schnell an. Dann die Schicksalsstunde, die die Welt in Atem hält: Der Erste Weltkrieg bricht aus. Die drei Männer lassen sich für dasselbe Regiment verpflichten und geraten alsbald in Gefangenschaft. Diese verändert die drei nachhaltig – so wie das Kaiserreich Österreich nachhaltig verändert wird. Heimgekehrt aus Krieg und Gefangenschaft, hat der Protagonist Schwierigkeiten sich anzupassen. Er ist kein junger Mann mehr, das Geld ist weg, die Mutter alt und schwerhörig, seine Frau Elisabeth will von ihrem Gatten nicht viel wissen, die Freunde sind verarmt und desillusioniert.

Hauptbeschreibung

Joseph Roths großer Roman „Die Kapuzinergruft“ ist der gelungenste literarische Abgesang auf die große Zeit des Vielvölkerstaats. Ein Kakanien, das nie so gut war wie erinnert, und das in dieser bunten Fülle nie wieder sein wird. Die Erstausgabe von 1938 jetzt liebevoll ausgestattet wieder erhältlich.


Biografische Anmerkung zu den Verfassern

Moses Joseph Roth wurde am 2. September 1894 in Brody bei Lemberg geboren und starb am 27. Mai 1939 in Paris. Er war ein österreichischer Schriftsteller und Journalist. 1901–1905 Besuch der jüdischen Gemeindeschule und 1905–1913 des Kronprinz-Rudolf-Gymnasiums in Brody. Germanistik- und Philosophiestudium im damals österreichischen Lemberg und in Wien. Einjährig-Freiwilliger im Ersten Weltkrieg. Ab 1918 Journalist in Wien, dann in Berlin. 1923–1932 Korrespondent der Frankfurter Zeitung, zahlreiche Beiträge und Artikelserien auch in anderen Blättern. Als Romancier setzt sich Roth zunächst mit den traumatischen Erfahrungen ehemaliger Frontoffiziere auseinander („Flucht ohne Ende“, 1927); später dann erfolgreich u.a. mit der mythisierenden Beschreibung der Habsburgermonarchie vor ihrem Untergang („Radetzkymarsch“, 1932). Ab 1933 im Pariser Exil. Beginn der Mitarbeit an Exilzeitungen und -zeitschriften. Gezeichnet durch Schicksalsschläge, enttäuscht über die politischen Zustände und alkoholkrank starb Roth in einem Pariser Armenhospital. „Die Kapuzinergruft“ wurde erstmals 1938 in einer Auflage von 3.000 Exemplaren gedruckt. Etwa die Hälfte dieser Auflage wurde im Mai 1940, vor der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen, vergraben und nach dem Ende des Kriegs weiter verkauft.


Textauszug

„So heiter war damals die Zeit! Der Tod kreuzte schon seine knochigen Hände über den Kelchen, aus denen wir tranken. Wir sahen ihn nicht, wir sahen nicht seine Hände. Wir sprachen von Zlotogrod dringlich so lange und so intensiv, daß ich von der Furcht erfaßt wurde, es könnte eines Tages plötzlich verschwinden oder meine Freunde könnten zu glauben anfangen, jenes Zlotogrod sei unwirklich geworden und es existierte gar nicht und ich hätte ihnen nur davon erzählt. Plötzlich erfaßte mich die Ungeduld und sogar die Sehnsucht nach diesem Zlotogrod und nach dem Fiaker names Reisiger.“


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