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Bittersüßer Nachtschatten

von Ann-Kathrin Wasle

E-Book (EPUB)
CCXXVI Seiten
Sprache Deutsch
2022 BookRix
ISBN 978-3-7554-1666-1
 

Kurztext / Annotation

»Was würdest du vom Teufel verlangen, wenn er dir einen Wunsch gewährt?« In einer vergessenen Basilika unter der Prager Altstadt stellt sich Rita diese Frage. Und sie muss nicht lange über eine Antwort nachdenken: Wie einfach könnte doch ihr Leben sein, wäre sie nur ein wenig selbstsicherer, ein wenig durchsetzungsfähiger im Umgang mit den Männern. Keine dummen Anmachen mehr, keine aufdringlichen Kunden im Job, kein Gepfeife auf der Straße - es klingt beinahe zu schön, um wahr zu sein. Und so spricht Rita ihre Bitte aus. Was sollte so ein unschuldiger Wunsch denn schon für Folgen nach sich ziehen?


Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet


Textauszug

2

Rita ist nach drüben zur Treppe geflüchtet, fort aus dem Sichtbereich der Bar. Immer noch spürt sie die Blicke des Mannes auf sich, wie ein Jucken auf Armen und Wangen. Und gleichzeitig hat sie ein schlechtes Gewissen, weil sie das Getränk einfach stehenlassen hat - ob sie den Kerl nun mochte oder nicht, sie hasst es, unhöflich zu sein.

»Hey, ist alles in Ordnung?«

Michal - den hat sie fast vergessen. Sie bemüht sich, ein Lächeln aufzusetzen, und dreht sich zu dem jungen Mann um. »Natürlich, alles okay.«

Ihr Begleiter wirkt erleichtert. »Gut. Ich dachte schon ... Also, ich wusste nicht, ob ich ...« Er hebt die Hand, will sie ihr vielleicht tröstend auf die Schulter legen, aber ihre abweisende Haltung hält ihn davon ab. »Kann ich dir irgendwas Gutes tun?«

»Nein danke.« Rita lächelt knapp. Mit einem Mal will sie nur noch allein sein, weit weg von irgendwelchen Männern, die ihr an die Wäsche wollen. Das Date mit Michal war ein Fehler, sie hat es gleich gewusst.

»Wollen wir vielleicht hinausgehen?«, fragt er nun ungeschickt. Er bemüht sich um ein Lächeln. »Ich wollte dir ja noch die Fledermäuse zeigen, unten an der Moldau.«

Warum muss er es ihr so schwer machen? Seufzend schüttelt sie den Kopf. »Sei mir nicht böse, aber ich möchte jetzt lieber allein sein. Es war ein schöner Abend ...«

Seine Miene verzieht sich enttäuscht. »Oh ... Ich verstehe. Soll ich dich dann nach Hause fahren?« Er öffnet den Mund zu einem Grinsen. »Das erinnert mich an einen Witz: Zwei Flöhe kommen von einer Party und wollen nach Hause gehen. Draußen regnet es aber in Strömen. Da ...« Ein Blick auf Rita lässt ihn innehalten. Offenbar hat sie ihre Ungeduld allzu deutlich gezeigt. Lahm bringt Michal den Satz zu Ende: »Da fragt der eine den anderen: 'Hüpfen wir zu Fuß oder nehmen wir uns einen Hund?'«

Rita lächelt gequält. »Sehr lustig. Vielen Dank für das Angebot, aber ich werde noch etwas hierbleiben.« Bei seinem betroffenen Gesichtsausdruck ringt sie sich ein »Vielleicht ein andermal« ab.

»Ja, vielleicht.« Mit einem unglücklichen Lächeln rückt Michal sich die Brille zurecht. »Ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende.« Er nickt ihr auf seine seltsam förmliche Art zu, dann dreht er sich um und stapft die Treppe hinauf, nach oben ins Erdgeschoss.

Rita sieht ihm nach, bis er auf dem Treppenabsatz verschwunden ist. Dann lehnt sie sich an die Wand und lässt den Kopf gegen die kalten Steine sinken. Was für ein komischer Typ ... und was für ein mieser Witz! Sie nimmt einen tiefen Atemzug, wie um sich zu stählen - dabei könnte sie nicht einmal sagen, was genau sie nun so fertiggemacht hat.

Endlich öffnet sie die Augen wieder und geht zurück zur Tanzfläche. Vielleicht wenn sie es noch einmal versuchen würde ... in den Flow kommen ...

Als sie das beleuchtete Gewölbe erneut betritt, trifft die Musik sie wie eine Welle und der tiefe Bass wummert in ihrem Innern wie ein zweiter Herzschlag. Kurz fürchtet sie, dass der Kerl an der Bar ihr weiter auflauern könnte, doch dann vertreibt sie den Gedanken; irgendetwas sagt ihr, dass der für heute genug hat. Also wandert Rita an den Rand der Tanzfläche. Sie braucht etwas Zeit, sich zu akklimatisieren - sie muss die Musik fühlen, auf den richtigen Moment, den richtigen Rhythmus warten.

Es ist eine Schnapsidee gewesen, mit Michal ausgerechnet hierher zu kommen. Wenn es eine Sache gibt, die Rita heilig ist, dann ist es das: allein in der Menge zu versinken, im Rhythmus der Musik, den Bass in ihren Gliedern zu spüren und zu tanzen, als wäre sie der einzige Mensch auf Erden. Die Augen halb geschlossen, bewegt sich Rita zum Takt der Musik, sie lässt sich von den dumpfen Schlägen durchdringen, bis ihre Füße schmerzen, bis sie sicher ist, dass sie diesen Augenblick niemals vergessen wird. Das hier, das ist die wahre Rita, nicht das verschüchter


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