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Too Bad To Be God

Too Bad To Be God

von Kristina Lohfeldt

Taschenbuch
360 Seiten; 18 cm x 11.5 cm; ab 14 Jahre
Sprache Deutsch
1. Auflage
2012 SCRATCH Verlag
ISBN 978-3-940928-09-2
 

Hauptbeschreibung

Ein Mann, der als Mistkäfer aufwacht. Gab es das nicht schon mal? Nein. Zumindest nicht in Dingenskirchen, ein Ort, der die Außenwelt hartnäckig ignoriert und der trotzdem fortschrittlich ist. Denn welcher Ort kann sonst für sich behaupten, eine GHS, eine Gotthochschule zu haben? Dingenskirchen hat eine. Und da geben sich nicht nur höhere Entitäten die Klinke in die Hand, sondern auch in Mistkäfer verwandelte Apotheker, also Pillendreher, die sich als heiliger Skarabäus verstehen.

An der GHS ist eben alles möglich, denn selbst Götter brauchen heutzutage ein gutes Coaching und Marketing, wo doch die Gläubigen sich selbst immer mehr als „Götter“ aufspielen. Was ist wichtig in der modernen Welt? Sind Menschenopfer noch in? Verstehen Gläubige oder Gläubige in spe überhaupt noch was alte Grundvokabeln waren?

Das 10-teilige Kursprogramm ist vielfältig, bunt und ein wenig skurril – so wie die Götter und ihre Dozenten, die sich in den Räumen und auf den Fluren des neuehrwürdigen Gebäudes tummeln.


Kurztext / Annotation

Wer sich als Apotheker schlafen legt und als Pillendreher, also als Mistkäfer, erwacht, der ist geneigt, an schlechtes Karma zu glauben. So ergeht es eines Morgens Herrn Bartholomäus Pille. Doch an der GHS, der weltweit ersten und einzigen Gotthochschule im beschaulichen Ort Dingenskirchen, merkt er schnell, dass Götter auch so ihre Probleme haben.

An der GHS lernen Götter und andere höhere Entitäten, wie man Gläubige mit dem richtigen Coaching und gezielter Marketingstrategie für sich gewinnt. Zehn Kurzgeschichten bzw. Kurse sind dafür angesetzt. Und am Ende zeigt sich: Götter sind auch nur Menschen.


Einführung oder Vorwort

Ein paar Worte vorweg

Bevor Sie dieses Buch lesen, sollten Sie wissen, dass es polarisiert. Schon am Titel scheiden sich vermutlich die Geister. Einigen mag es zuerst und vor allem respektlos erscheinen, die Religion – und damit ist nicht nur die westliche gemeint - und die eng mit ihr verknüpften Mythologien und Glaubensvorstellungen humoristisch zu verzerren. Wer darf es schon wagen, über die Religion zu lachen, ohne als Ungläubiger, als Nestbeschmutzer oder im schlimmsten Falle gleich als ein Feind betrachtet zu werden?
Aber erstens handelt es sich um größtenteils fiktive Mythologien. Und zweitens, wer sich traut, mitzulachen oder zumindest zu schmunzeln, dem wird klar, dass wir nur empört sind, weil wir oft verdrängen, was hinter unseren Religionen steht: der Mensch. Und es zählt doch nicht, an was oder an wen man glaubt, sondern wirklich wichtig ist nur, dass wir Menschen nie vergessen, was uns Menschen ausmacht: Menschlichkeit. Und dazu zählt auch, den anderen nach seiner Façon leben zu lassen, denn Toleranz ist es doch, die uns hilft, dem anderen ein wenig näher zu rücken und Neues zu entdecken. Zuletzt und vor allem erkennen wir uns nicht nur in uns selbst, sondern auch im anderen. Und mag uns der oder das andere auch noch so fremd erscheinen, am meisten verbindet uns doch eine Fähigkeit, die uns vor anderen Spezies auszeichnet: unser Lachen. Und wenn es einen Moment gäbe – und sei es auch nur eine Sekunde -, in dem jeder Mensch, egal wo auf der Welt er sich befindet, aus vollstem Herzen lachen könnte, dann gäbe es noch Hoffnung auf Verständnis und Verzicht. Denn wenn wir alle ein wenig mehr geben würden, als ständig nur zu nehmen, dann ließen sich viele Probleme lösen. Wäre das nicht mehr wert, als auf seinem Standpunkt zu beharren? Wäre das nicht etwas, an das man wirklich glauben könnte, ohne den ein oder anderen in seinen Vorstellungen zu bedrängen, zu verdrängen oder gar zu bedrohen? Der Glaube daran, dass alle Menschen ein kleines bisschen Glück verdienen – wäre das nicht der wahre Glaube, den es zu verteidigen gelte?
In diesem Sinne: Schenken Sie anderen mal wieder ein Lächeln. Aber zeigen Sie dabei nicht Ihre Zähne, Ihr Gegenüber könnte es falsch verstehen! Und das wäre nur menschlich.

Kristina Lohfeldt, Januar 2012


Biografische Anmerkung zu den Verfassern

Kristina Lohfeldt wurde 1972 in Hamburg geboren. Schreibt, seit sie schreiben kann. Davor diktierte sie ihrem schmunzelnden Vater Märchen in die Feder, wobei ihre "Frühwerke" noch heute auf Familienfesten für Stimmung sorgen. Nach ihrem Studium der Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie, Verlagspraktika und Projekten als Regieassistentin, war sie mehrere Jahre als freie Lektorin tätig, dem wiederum einige Jahre als Werbetexterin folgten. Seit Ende 2006 verdient sie ihre Brötchen als freie Autorin und kann auf zahlreiche Veröffentlichungen im Zeitschriftenbereich zurückblicken. Außerdem wurde ein englischsprachiges Gedicht in den USA in einer Anthologie veröffentlicht sowie ein Songtext von einer regionalen Band vertont.

In ihrer Freizeit standen immer Schauspiel, Rollenspiel und seit ein paar Jahren Flamenco ganz oben. Bei SCRATCH findet nun ihr erstes Buchprojekt statt, bei dem sie auf den Spuren des Altmeisters des Humors, Terry Pratchett, wandelt und zeigt: Götter sind auch nur Menschen.


Textauszug

„Deine Party, Anubis“, raunte Loki dem Schakalköpfigen zu. „Das ist unübersehbar die Handtuch-Fraktion.“
Während sich der größte Teil der Menschen im Hintergrund hielt, löste sich einer aus ihrer Gruppe und schritt mit erhobenen Händen auf sie zu. Er trug ein langes weißes Gewand und einen Turban. Seine Haut war sehr dunkel, seine Augen glichen schwarzen Kohlen.
Sein Blick glitt einen Moment lang unschlüssig zwischen den Gottheiten hin und her. Dann warf er sich vor Anubis in den Staub.
„Herr, verfügt über uns! Ich bin Ranjid ibn Uffja ibn Abein. Viele Willkommen!“
„Ich wusste es“, platzte Loki heraus. „Ein Totengott macht einfach den größten Eindruck. Anubis, alter Knabe, du bist mein Held.“
Olsgrim schob sein Kinn vor und packte seinen Speer fester. Die Worte „mundtot machen“ schwebten wie eine Verheißung in der flirrenden, heißen Luft.
„Steh auf Ranjid!“, befahl Anubis. „Wie viele Männer bringst du mir?“
„Zwanzig, Herr“, antwortete Ranjid, den Kopf noch immer halb im Sand vergraben. „Der Jüngste ist vier, der Älteste fünfundachtzig.“
„Das wird ein Kinderspiel“, wisperte Loki. „Warum bauen wir nicht einfach eine Sandburg statt eines Turms?“
Anubis ignorierte Lokis Einwurf.
„Wie viele Familien leben hier, Ranjid?“
Der kleine Mann hob leicht den Kopf und blinzelte.
„Was meinst du, Herr? Wir sind alle eins.“
„Oha, fleißig wie die Bienen mit den langen Ohren und dem Hopsegang“, höhnte Loki.
„Schön“, knurrte Anubis. „Dann sag deinen Männern, sie sollen mit dem Ausschachten beginnen.“
„Ja, Herr. Sofort Herr.“
Ranjid erhob sich, verbeugte sich und eilte geschäftig davon, nur um wenige Augenblicke später vorsichtig wieder an die Gottheiten heranzutreten.
„Äh, Herr?“
„Ja, Ranjid?“
„Womit werden wir bauen, Herr?“
„Mit Steinblöcken natürlich“, herrschte Anubis Ranjid an.
Ranjid verbeugte sich hastig.
„Natürlich, Herr“, stieß er rasch hervor. „Mit Steinblöcken.“
Wieder eilte er davon, um kurz darauf innezuhalten und mit betrübter Miene zurückzukehren.
„Was gibt es denn noch?“, rief Anubis.
„Wir haben keine Steine, Herr“, erklärte Ranjid. „Mir blutet das Herz, Herr, aber Steine müssten wir importieren.“
„Dann nehmt Lehm, zum Donner!“, fluchte Anubis.
„Lehm, ähem, ja, siehst du, Herr.“, stotterte Ranjid und wand sich unter dem Blick des Schakalköpfigen. „Lehm haben wir auch nicht.“
„Was habt ihr dann?“
„Schlamm.“
Die Gottheiten starrten den kleinen Mann eine Weile sprachlos an. Dann nickte Anubis.
„Schlamm. Aha. Nun, ich denke, das wird gehen.“
Seine Mitgötter hüstelten.
„Na, was?“, blaffte Anubis. „Wir sind schließlich Götter. Selbst unsere Nachkommen können Wasser zu Wein machen, und einige von uns haben aus Lehm und sogar aus Mais Menschen geformt, da wird so ein wenig Schlamm doch kein Problem sein, oder?“
„Schlammcatchen, das gefällt mir“, kicherte Loki und rieb sich voller Vorfreude die Hände.
„Hast du mich gerade angesehen?“, herrschte Ischtar ihn an.
Loki duckte sich unter ihrer peitschenden Frage und grinste.
„Natürlich nicht, meine Liebe. Wenn Diana allerdings hier wäre.“
Ischtar schnaubte.
„Wasch isch dasch Problem?“, mischte sich der kleine Faun ein. „Ihr Mädelsch schteht doch auf Schlammpackungen, oder?“
„Lass es!“, riet Olsgrim Ischtar und hielt ihren Arm fest.
„Na hör mal!“, empörte sich Ischtar. Dann stutzte sie.
Olsgrim blickte ihr tief in die Augen. Sein eines Auge schien dabei zu leuchten wie ein Nordlicht. Kälte kroch Ischtars Arm hoch und kühlte ihr heißes Gemüt. Schließlich ließ sie den Arm sinken.
„Es ist müßig, das zu beklagen, was wir nicht haben“, erhob Olsgrim seine Stimme. „Geben wir uns einfach mit dem zufrieden, was wir haben, und verplempern wir die Zeit nicht mit sinnlosem Lamentieren.“
„Hört, hört“, flüsterte Loki.
„Schön“, lenkte Ischtar als Erste ein. „Was haben wir denn, deiner Meinung nach?“
„Zuerst einmal haben wir eine betörend schöne Frau, die den Männern der Gegenpartei den Kopf verdrehen kann“, begann Olsgrim mit der Bestandsaufnahme.
Ischtar wollte gerade protestieren, als Olsgrim wieder seine Hand auf ihren Arm legte. Die Kälte prickelte angenehm auf ihrer Haut wie ein Ventilator, dessen Luftzug sanft bei glühender Hitze über brennende Körperstellen streicht.
„Ich weiß, was du sagen willst“, meinte er mit erstaunlich sanfter Stimme. „Du willst sagen, dass du keine Liebesgöttin mehr bist, sondern das Kriegshandwerk bevorzugst. Doch ähnelt das eine nicht dem anderen?“
Ischtar starrte ihn eine Weile finster an. Dann hellte sich ihre Miene langsam auf.
„Zum Allgemeinwohl könnte ich schon mit ein paar Geheimwaffen aufwarten“, versprach sie, rückte ihre „Argumente“ zurecht und zwinkerte ihren Mitgöttern verschwörerisch zu.


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