Rezensionen | Tyrolia

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Persönliche Lesetipps unserer Buchhändler:innen

Die Stadt und ihre ungewisse Mauer

Die Stadt und ihre ungewisse Mauer

Haruki Murakami

Ursprünglich war Murakamis neuer Roman 1980 als Erzählung von ungefähr hundert Seiten in einer Literaturzeitschrift erschienen, doch war der Autor von Anfang an nicht zufrieden mit diesem Text. Immer wieder wollte er ihn umschreiben, doch sollte es v... Mehr lesen

Florian Lechner aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Arctic Mirage

Arctic Mirage

Terhi Kokkonen

„Nachdem Karo Risto umgebracht hat, steht sie auf. Der Schnee ist blutbeschmutzt… Karos Atem beruhigt sich, Schmerz fühlt sie nicht, nur eine seltsame Losgelöstheit.“ Gleich nach den ersten Sätzen wissen wir, dass die Geschichte von Karo und Risto... Mehr lesen

Maxie Bantleon aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

A Magic Steeped in Poison – Was uns verwundbar macht

A Magic Steeped in Poison – Was uns verwundbar macht

Judy I. Lin

Testleserin MARLENE, Tyrolia-Filiale Innsbruck (13 Jahre, Telfs) Das Buch „A magic steeped in poison - Was uns verwundbar macht“ handelt von dem Mädchen Ning, deren Mutter durch einen vergifteten Tee, den sie zubereitet hat, ums Leben kam. Ihre Sc... Mehr lesen

Tyrolia Testleser:in aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Dinner mit den Schnabels

Dinner mit den Schnabels

Toni Jordan

„Dinner mit den Schnabels. Könnte der Titel eines Horrorfilms sein.“ Das denkt sich Simon Larsen vor jedem Treffen mit der Familie seiner Frau Tansy. Denn außer mit seiner schrecklichen Schwiegermutter Gloria muss er sich auch ständig mit Tansys ... Mehr lesen

Maxie Bantleon aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Toffee

Toffee

Sarah Crossan

Testleserin MARAH, Tyrolia-Filiale Innsbruck (15 Jahre, Innsbruck) Allison ist von zuhause weggelaufen, weg von ihrem Vater. Sie findet Unterschlupf bei Marla. Marla ist eine alte Dame, die langsam alles vergisst. Sie hält Allison für ihre verschw... Mehr lesen

Tyrolia Testleser:in aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Die Wahrheiten meiner Mutter

Die Wahrheiten meiner Mutter

Vigdis Hjorth

Testleserin SONJA, Tyrolia-Filiale Innsbruck (Vösendorf) Johanna kehrt als Witwe in ihre Heimat nach Norwegen zurück, welche sie vor 30 Jahren verlassen hatte. Es war eine Flucht vor dem Gefühl der Unfreiheit, dem Gefühl nicht sie selbst sein zu k... Mehr lesen

Kund:innen-Tipp Tyrolia aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber

Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber

Rebecca Schulz

Testleserin SONJA, Tyrolia-Filiale Innsbruck (Vösendorf) Marie ist Paartherapeutin in Hamburg und seit fast 19 Jahren mit Julius, einem angesehenen Zahnarzt, verheiratet. Doch als sie ihn mit seiner Assistentin beim Fremdgehen erwischt, bricht für... Mehr lesen

Kund:innen-Tipp Tyrolia aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Ice Guardians 1. Die Macht der Gletscher

Ice Guardians 1. Die Macht der Gletscher

Anna Maria Praßler

Testleserin VALENTINA, Tyrolia-Filiale Innsbruck (11 Jahre, Fulpmes) In dieser Geschichte geht es um Cléo, die von sehr vielen Fragen umgeben ist, diese Fragen plagen sie schon fast ihr ganzes Leben. Viele davon drehen sich um ihre Mutter. Dann n... Mehr lesen

Tyrolia Testleser:in aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

The Institution

The Institution

Helen Fields

Ich war hocherfreut, als mein ältester Sohn sich zu Weihnachten explizit „spannende Bücher“ gewünscht hat. Als Kind und auch noch als Jugendlicher zählte er eindeutig zu den Leseratten, aber wie bei so vielen jungen Männern flaute diese Leidenschaft ... Mehr lesen

Maxie Bantleon aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Die Hoffnung der Chani Kaufman

Die Hoffnung der Chani Kaufman

Eve Harris

„Ein unverheiratetes Mädchen war wie ein ruderloses Schiff oder ein Topf ohne Deckel, doch eine unfruchtbare Frau war schlimmer.“ Fast zehn Jahre Wartezeit sind vergangen, bis Eve Harris die Leserin endlich wissen lässt, wie es mit Chani und Baruc... Mehr lesen

Maxie Bantleon aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Die Hochzeit der Chani Kaufman

Die Hochzeit der Chani Kaufman

Eve Harris

Als Einstimmung und in freudiger Erwartung auf die von mir lange ersehnte Fortsetzung habe ich „Die Hochzeit der Chani Kaufman“ ein zweites Mal gelesen. Und was soll ich sagen: Der Roman hat mir genauso gut gefallen wie vor knapp zehn Jahren, als ich... Mehr lesen

Maxie Bantleon aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

Spinnennetz

Spinnennetz

Lars Kepler

Als hätte ich es geahnt, endete mein Buchtipp zum Vorgänger-Band – „Der Spiegelmann“ – mit den Worten: „Ich aber warte auf Band 9, wo der rote Faden, der ganz am Ende von Joonas Kollegin Saga Bauer (leider dieses Mal nur mit einem Miniauftritt vertr... Mehr lesen

Maxie Bantleon aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

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Arctic Mirage

Terhi Kokkonen

„Nachdem Karo Risto umgebracht hat, steht sie auf. Der Schnee ist blutbeschmutzt… Karos Atem beruhigt sich, Schmerz fühlt sie nicht, nur eine seltsame Losgelöstheit.“ Gleich nach den ersten Sätzen wissen wir, dass die Geschichte von Karo und Risto kein gutes Ende nehmen wird. Aber wie konnte es soweit kommen und war es überhaupt jemals eine gute Geschichte mit den beiden? Nach einem Autounfall sitzt das Ehepaar noch für ein paar Tage länger als geplant in Lappland fest; beide leicht verletzt – Risto mit einem Schleudertrauma, das er nicht ernst nimmt, Karo mit einer gebrochenen Nase – für ihn ist es eine nicht unwillkommene Urlaubsverlängerung, für sie sind die Tage in dem Luxushotel „Arctic Mirage“ von zunehmendem Unbehagen geprägt. Liegt es wirklich nur an den Nachwirkungen des Unfalls, dass Karo so zerstreut ist und andauernd ihre Sachen verlegt oder verliert – und warum glaubt ihr eigentlich niemand – nicht einmal Risto! – dass der Unfall nicht einfach so passiert ist, sondern dass ein entgegenkommender Lieferwagen involviert war? „Arctic Mirage“ ist ein schmales Buch, aber die Geschichte einer obsessiven, von Gewalt geprägten Beziehung hält einen vom ersten Augenblick an in Atem. Die Verbindung von Risto und Karo beruht ihrer Meinung nach weniger auf romantischer Liebe als auf der Tatsache, dass sie zusammen in die gleiche Richtung gehen. Doch tun sie das wirklich? Ich habe beim Lesen zunächst die ganze Zeit geschwankt, welche der beiden Hauptfiguren mir eigentlich sympathisch ist, und wem ich was glauben kann: Karo, die am glücklichsten ist, wenn sie überhaupt nichts fühlt, oder dem angeberischen, stets auf seinen Vorteil bedachte Risto, der nichts so leicht verzeiht? Aber bald wird klar, dass in dieser Beziehung nichts so ist wie es scheint, und wer hier wem übel mitspielt. Die Autorin werde ich mir definitiv merken.

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Dinner mit den Schnabels

Toni Jordan

„Dinner mit den Schnabels. Könnte der Titel eines Horrorfilms sein.“ Das denkt sich Simon Larsen vor jedem Treffen mit der Familie seiner Frau Tansy. Denn außer mit seiner schrecklichen Schwiegermutter Gloria muss er sich auch ständig mit Tansys Geschwistern herumschlagen: der perfektionistischen Apothekerin Kylie, die, wenn es nach Simon ginge, gerne einen Job in einer Apotheke weit, weit weg antreten könnte, zum Beispiel auf der Internationalen Raumstation. Auch Schwager Nick nervt ihn zusehends, der ewige Sonnyboy, der stets wie frisch aus dem Modekatalog daherkommt, wird hoffentlich eines Tages zum Grundschuldirektor am anderen Ende von Australien befördert. Stattdessen hängen die beiden andauernd bei ihm und Tansy und ihren beiden Kindern in der ohnehin schon so beengten Wohnung herum. Aber Simon ist nur zu gut bewusst: Tansy, Kylie und Nick sind nur im Paket zu haben, und er versteht ja auch warum. Als sie mit ihrer alleinerziehenden Mutter Gloria aufwuchsen, war es eine Frage des Überlebens, dass die drei zusammenhielten. Früher war Simon ein Getriebener, ein Mann mit Plänen und Projekten, mit Zielen, die seine Energien und Visionen befeuerten. Doch dann kam die Pandemie und mit ihr die Lockdowns; sein Architekturbüro schlitterte in die Insolvenz – und seitdem hängt Simon irgendwie in den Seilen. Doch jetzt hat er eine neue Aufgabe: Er soll den Garten von Naveen, der ein alter Schulfreund von Simons Frau Tansy ist, neugestalten. Denn aus irgendeiner Laune heraus will seine Schwiegermutter Gloria ausgerechnet in diesem Garten die Gedenkfeier für ihren vor über einem Jahr verstorbenen Exmann abhalten. Für Simon überhaupt nicht nachvollziehbar, aber mit Gloria Schnabel legt man sich besser nicht an! Für diese Aufgabe hat Simon nun genau eine Woche Zeit – eine Woche, in der schiefgeht, was nur schiefgehen kann... Für mich und hoffentlich alle anderen Leserinnen – und ich wünsche diesem großartigen Roman Unmengen davon! – ist „Dinner mit den Schnabels“ alles andere als Horror, es ist eine entzückende und wirklich zu Herzen gehende Geschichte. Toni Jordan hat einen wunderbaren Schreibstil mit einer perfekten Mischung aus Humor und Ironie. Die Dialoge, vor allem die zwischen Simon und Tansy, sind einfach phantastisch! Und wenn man auf den ersten Blick und in den ersten paar Kapiteln vielleicht noch denkt, dass Simon doch eine rechte Pfeife ist, der es mit seinem erweiterten Familienanhang wirklich nicht leicht hat und irgendwie nichts auf die Reihen kriegt, wird schnell klar, dass es die Geschichte eines Mannes ist, der nach seiner Insolvenz und den daraus resultierenden (finanziellen) Problemen in eine tiefe Lebenskrise und Depression gestürzt ist. Die – von ihm zunächst unbemerkten – Versuche seiner Familie, allen voran Gloria (!), ihn aus diesem Tief herauszuholen, sind einfach schön und gehen echt zu Herzen. Eine ganz klare Leseempfehlung für diesen vor allem heiteren und manchmal auch melancholischen Roman, der eine liebevoll-schräge Familie feiert! Und jetzt freue ich mich schon riesig auf Ende Februar, wenn „Eine fast perfekte Frau“ erscheint. Hier begegnen wir Kylie wieder und hoffentlich allen anderen Schnabels auch!

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Die Wahrheiten meiner Mutter

Vigdis Hjorth

Testleserin SONJA, Tyrolia-Filiale Innsbruck (Vösendorf) Johanna kehrt als Witwe in ihre Heimat nach Norwegen zurück, welche sie vor 30 Jahren verlassen hatte. Es war eine Flucht vor dem Gefühl der Unfreiheit, dem Gefühl nicht sie selbst sein zu können und aufgrund des Drangs zur Selbstfindung. Sie brach mit ihren Eltern und ihrer Schwester, verließ ihren damaligen Ehemann, da sie sich neu verliebte und nach Utah zog. Dort konnte sie ihrer Leidenschaft nachgehen, dem Kunststudium. Doch als ihr Vater starb und sie nicht zum Begräbnis kam, wurde die Kluft zu ihrer Mutter unüberwindbar groß. Das Hauptthema des Buches ist folglich die Aufarbeitung der Kindheit und des Gefühls von Johanna, eine schlechte Tochter gewesen zu sein. Sie versucht nach 30 Jahren Kontakt zu ihrer Mutter aufzunehmen, doch diese möchte mit ihr nichts mehr zu tun haben. Die Autorin hat das Buch in der Ich-Person aus der Perspektive von Johanna verfasst. Dabei wechselt sie von monologartigen Kapiteln zu Rückblicken und Erinnerungen an Erlebnisse aus der Kindheit und schließlich finden sich die erzählten Handlungen, wie sie versucht Kontakt zu ihrer Mutter herzustellen. Generell hat mir die Art dieser gemischten Erzählform sehr gut gefallen und machte das Lesen doch abwechslungsreicher, da ich zeitweise die monologartigen Zweifel von Johanna etwas langatmig fand. Die Phasen der Kontaktaufnahme waren zeitweise schon sehr in Richtung Stalking gehend und auch das Ende, wo Johanna letztlich mit Gewalt zu der ihr wichtigen Erkenntnis gelangte, war für mich gewöhnungsbedürftig. Dennoch hat es die Autorin sehr gut geschafft, das nicht verarbeitete Kindheitstrauma der Protagonistin herauszuarbeiten und damit den Drang der Wahrheitsfindung, wenn auch mit Gewalt, nachvollziehbar darzustellen. Ein sehr interessantes Thema mit interessanter Darstellung – sehr zu empfehlen!

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Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber

Rebecca Schulz

Testleserin SONJA, Tyrolia-Filiale Innsbruck (Vösendorf) Marie ist Paartherapeutin in Hamburg und seit fast 19 Jahren mit Julius, einem angesehenen Zahnarzt, verheiratet. Doch als sie ihn mit seiner Assistentin beim Fremdgehen erwischt, bricht für sie die Welt zusammen. Sie fährt ein Jahr später zu ihren Eltern, Großeltern und Schwester an die Ostsee an den von ihnen geführten Lindenhof und hilft dort ihrer Familie mit den Gästen in der Vorweihnachtszeit. Dann taucht Tom Feddersen auf und eine turbulente Zeit mit viel Gefühlschaos bricht für Marie aus. Das Buch ist in mehreren Zeitsprüngen gegliedert. Der Anfang war etwas langatmig zu lesen, da sich dieses Kapitel überwiegend mit der Beschreibung des Charakters von Marie beschäftigte und ihr Typ mich anfangs nicht wirklich angesprochen hat, sondern mich eher mit manchen Handlungen oder Einstellungen etwas nervte. Doch ab dem zweiten Kapitel, als Marie ein Jahr nach ihrer Trennung von Julius auf den Lindenhof kommt und Tom als Gast sieht, mit dem sie kurz nach der Trennung von Julius einen One-Night-Stand hatte, fing die Geschichte an mich zu interessieren, da die Handlungen von Marie und ihre doch etwas tollpatschigen Aktionen mich zum Schmunzeln brachten. Sehr sympathisch fand ich auch Maries Familienmitglieder, die den Lindenhof wirklich attraktiv machten und der Geschichte einen wesentlichen positiven Effekt gaben. Das Chaos, welches entstand, als dann noch Julius und seine junge Freundin am Hof ankamen, hat das Buch sehr aufgeheitert und mich dann doch gefesselt. Die Autorin hat es auch sehr gut geschafft, immer neue und für mich unerwartete Handlungen der Protagonisten zu setzen, sodass der Verlauf und das Ende der Geschichte für mich nicht zu erahnen war. Das Buch ist flüssig und sehr unterhaltsam geschrieben und ich kann es jedem empfehlen, der einen Liebesroman mit Chaos und Spaß lesen möchte!

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The Institution

Helen Fields

Ich war hocherfreut, als mein ältester Sohn sich zu Weihnachten explizit „spannende Bücher“ gewünscht hat. Als Kind und auch noch als Jugendlicher zählte er eindeutig zu den Leseratten, aber wie bei so vielen jungen Männern flaute diese Leidenschaft zunehmend ab. Als er mir dann neulich am frühen Morgen mitteilte, dass wir uns nicht wie eigentlich geplant am Vormittag treffen könnten, weil er mal schlafen müsse, „denn ich habe die ganze Nacht durchgelesen, ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen!“, war ich noch erfreuter, denn es handelte sich um eines der Weihnachtsbücher. Außerdem musste ich den Roman „The Institution“ natürlich daraufhin gleich mal selbst auf seinen Spannungsgehalt überprüfen. Und was soll ich sagen – falls Sie beabsichtigen, dieses Buch zu lesen, dann tun Sie das an ein, zwei Tagen, an denen sie sonst nichts größeres vorhaben, und vermeiden Sie Störungen wie Telefonate oder Besuch. „The Institution“ ist wirklich unglaublich spannend, mitunter nichts für zartbesaitete Gemüter und teilweise auch etwas haarsträubend. Zum Teil trägt die Autorin schon ganz schön dick auf – so zum Beispiel gegen Ende, als die von aller Welt abgeschnittene Haftanstalt gleichzeitig von einem Großbrand als auch von einer Überschwemmung bedroht wird. Aber sowohl ihre Hauptcharaktere wie auch die Nebenfiguren sind interessante und vielschichtige Personen; ständig zweifelt man, wem man noch trauen kann, oder wird auf raffinierte falsche Fährten gelockt. Dazu das Setting – eine mächtige, alte Burg, auf der einen Seite begrenzt von einem schroffen Gebirge, auf der anderen Seite von einem See samt Staudamm – das alles passt perfekt zu der klaustrophobischen Stimmung im Hochsicherheitstrakt. Ich bin sehr gespannt, ob es eine Fortsetzung für Profilerin Connie Woolwine und ihren Partner Brodie Baarda geben wird. Das Ende lässt einen dahingegend hoffen, und ein weiteres Geschenk wäre mir sicher.

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Die Hoffnung der Chani Kaufman

Eve Harris

„Ein unverheiratetes Mädchen war wie ein ruderloses Schiff oder ein Topf ohne Deckel, doch eine unfruchtbare Frau war schlimmer.“ Fast zehn Jahre Wartezeit sind vergangen, bis Eve Harris die Leserin endlich wissen lässt, wie es mit Chani und Baruch weitergeht. In der Fortsetzung „Die Hoffnung der Chani Kaufman“ liegt die Hochzeit ein knappes Jahr zurück. Das junge Paar lebt nicht mehr in der kleinen ultraorthodoxen Gemeinde in London, sondern in Jerusalem, wo Baruch eine Tora-Schule besucht und in einer kleinen Gruppe verheirateter Männer seine Tage damit verbringt, sich in den Talmud zu vertiefen, um später Rabbi zu werden. Chani führt das ihr zugedachte Leben als Hausfrau. Zu ihrem Glück bzw. zu ihrer Bestimmung – „gehet hin und mehret euch“ – fehlt nur noch ein Baby. Doch irgendetwas ist schiefgegangen, „bei ihnen war das Mysterium des Lebens ins Straucheln geraten.“ Ist es sein Fehler oder ihrer? Wessen Körper ist wohl schuld? Tief im Inneren weiß Chani, dass es ihrer sein muss, irgendwann muss sie so abscheulich gesündigt haben, dass HaSchem sie unfruchtbar gemacht hat, womöglich wegen eines spirituellen Fehlers, der ihr irgendwann unterlaufen ist. Chanis Angst, dass Baruch sie deswegen verstoßen und sich eine neue Frau suchen könnte, ist so groß, dass sie schließlich der Rückkehr nach London zustimmt, um dort Hilfe in einer Kinderwunsch-Klinik zu suchen. Chanis Versagen ruft natürlich augenblicklich Baruchs Mutter, die fürchterliche Mrs Levy, auf den Plan, die eine neue Chance wittert, die ungeliebte Schwiegertochter doch noch loszuwerden. So hat sie keinerlei Skrupel, erneut die Heiratsvermittlerin aufzusuchen, damit die schon mal nach einem passenderen, gebärfreudigeren Mädchen für Baruch sucht. Denn an ihrem Goldjungen kann es ja unmöglich liegen, dass sich der ersehnte Nachwuchs nicht einstellt... Chani ist aber nicht die einzige mit großen Problemen. Auch Rivka, die Frau von Rabbi Zilberman, steckt in einem Konflikt. Sie hat es geschafft, sie hat die Gemeinde verlassen und lebt jetzt in der „modernen, echten Welt" mit erheblichen Kosequenzen. Ihr eröffnen sich massive Wissenslücken über das andere Leben; ihr scheint, sie hängt mindestens zehn Jahre hinter allen anderen her. Bis auf ihren ältesten Sohn weigern sich ihre Kinder, oder es ist ihnen verboten, mit ihr zu sprechen. Rivka steckt zwischen zwei Welten fest, und dieser Konflikt zwischen einem einsamen Leben „außerhalb dieser Hölle“ und dem, was sie zurückgelassen hat, zerreißt sie schier. Eve Harris ist eine Meisterin der pointierten Dialoge und der Ironie, sie schreibt eindrücklich und mit Biss über das uns so fremde Leben in einer streng orthodoxen Gemeinde. Unter Kopfschütteln und mit Verwunderung und Erstaunen liest man über die Rolle der Frauen, die von ihren Ehemännern beherrscht werden, die wiederum von der Kehilla (der Gemeinde) und den anderen Rabbis beherrscht werden, deren Glaube auf Gesetzen beruht, die Männer sich vor Tausenden von Jahren ausgedacht haben. Schlussendlich sind die Frauen nur Gebärmaschinen und haben ansonsten die Klappe zu halten. Und falls sich jemand die Frage stellt, ob sich „Die Hoffnung…“ unabhängig von „Der Hochzeit…“ lesen lässt: Ich finde, nein! Bei Chanis Geschichte ist es möglich, aber bei dem Teil, in dem es um Rivka Zilberman geht, fehlt einem ohne die Vorgeschichte auch zu viel Vorwissen, um zu verstehen, wieso sie der erdrückenden Enge aus strikten Regeln und hohen Erwartungen entkommen wollte.

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Die Hochzeit der Chani Kaufman

Eve Harris

Als Einstimmung und in freudiger Erwartung auf die von mir lange ersehnte Fortsetzung habe ich „Die Hochzeit der Chani Kaufman“ ein zweites Mal gelesen. Und was soll ich sagen: Der Roman hat mir genauso gut gefallen wie vor knapp zehn Jahren, als ich ihn das erste Mal gelesen habe. Zu dem Zeitpunkt wusste ich relativ wenig über ultra-orthodoxe Juden – Deborah Feldman und ihr sensationeller Bestseller „Unorthodox“ waren mir zu dem Zeitpunkt noch unbekannt; ich hatte höchstens mal den Film „Yentl“ gesehen. Chani ist die fünfte von acht Schwestern; ein Date nach dem anderen hat sie über sich ergehen lassen müssen, alle arrangiert, jeder potentielle Bewerber sorgfältig erwogen von ihren Eltern und der Heiratsvermittlerin. Den Männern, die ihr gefielen, gefiel sie nicht; diejenigen, die sie wollten, fand Chani langweilig oder unattraktiv. „Es war schwer genug, abgelehnt zu werden, doch es war entwürdigend, von einem Jungen abgelehnt zu werden, den man nicht einmal wollte.“ Immer größer werden sowohl bei ihren Eltern wie auch bei der Tochter die Angst und die Sorge, dass Chani als alte Jungfer endet – und dabei ist das Mädchen gerade neunzehn Jahre alt. Aber dann kommt es – nach nur drei Treffen! – doch zur Verlobung mit dem kaum älteren Baruch Levy, gegen den Willen seiner Mutter, die sich nicht die Mühe macht, ihre Abneigung Chani gegenüber zu verbergen. Chani – schon der Name ist gewöhnlich genug! – kommt aus einer unpassenden, ärmlichen Familie, ihr fehlt die einfältige Passivität, die für viele andere junge Mädchen so typisch ist, sie ist zu lebhaft. Mrs Levy ist übrigens eine wirklich schreckliche Figur, aber auch schrecklich unterhaltsam in ihren verzweifelten Versuchen, diese Hochzeit zu torpedieren. Die dazu parallel verlaufende Geschichte ist die der Rebbetzin Rivka Zilberman. Sie ist die Frau des Rabbis und dafür zuständig, die jungen Bräute auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter vorzubereiten. Rivka war nicht von Geburt an „frumm“, hat sich aber ihrem Mann Chaim zuliebe vor vielen Jahren dazu entschlossen, den strengen Regeln des ultraorthodoxen Glaubens zu folgen. Doch dann passieren mehrere Dinge, die sie an allem, was ihr Leben ausmacht, und an den engen Grenzen ihres Lebens zweifeln lässt. Rivka erkennt, dass es die Oberfläche gibt, an der sie all die Dinge tut und sagt, die von ihr erwartet werden, doch darunter tobt ein Tumult, den sie nicht länger ignorieren kann. Eve Harris führt uns mit der Geschichte dieser beiden Frauen in eine fremde und befremdliche Welt, mit Staunen und Unglauben lesen wir von der Unausweichlichkeit ihres Lebens und ihrer Rolle als Frau, eingezwängt unter einer Glasglocke voller Zwänge, und das alles im Namen Gottes.

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Spinnennetz

Lars Kepler

Als hätte ich es geahnt, endete mein Buchtipp zum Vorgänger-Band – „Der Spiegelmann“ – mit den Worten: „Ich aber warte auf Band 9, wo der rote Faden, der ganz am Ende von Joonas Kollegin Saga Bauer (leider dieses Mal nur mit einem Miniauftritt vertreten) aufgenommen wird, dann auch weitergesponnen wird.“ Und nun heißt der neunte Band der Joona-Linna-Reihe just „Spinnennetz“, und wie eine Fliege im Netz einer Spinne kleben bleibt, klebt man selber während des Lesens am Buch fest, weil es wieder so unfassbar spannend ist. Jurek Walter, der schrecklichste Massenmörder Nordeuropas und so eine Art Stehauf-Männchen (denn was hat er nicht alles überlebt!), ist nun wirklich tot, „aber nichts auf dieser Welt verschwindet so vollständig, als hätte es nie existiert. Vieles wechselt einfach seinen Ort, und das, was es nicht mehr gibt, hinterlässt eine gefährliche Leerstelle, die auf die eine oder andere Weise gefüllt werden wird.“ Jetzt treibt also ein neuer Mörder sein Unwesen; er kündigt seine Taten vorher per Postkarte an, rätselhaft verklausuliert und jedes Mal mit einem Anagramm aus Jurek Walters Namen unterzeichnet; seine Opfer verpackt er – wie eine Spinne – in einer Art säuregetränkten Kokon, so dass sich deren Körper auflösen. Klingt eklig und ist es auch, denn wie gewohnt beschreibt das Ehepaar Ahndoril alias Lars Kepler jeden dieser Morde bis ins kleinste Detail. Für Leser mit einem schwachen Magen ist das Buch also eher nichts. Und da dieser Mörder nach einem ähnlichen Muster und genauso erbarmungslos vorgeht und ebenso hochintelligent scheint, stellt sich die Frage: Wo ist die Verbindung zu Jurek? Hatte er wirklich einen „Schüler“, der seine grausamen Taten jetzt fortsetzt? Obwohl Joona und sein Team fieberhaft ermitteln, ist ihnen „die Spinne“ stets eine Fadenlänge voraus, und das Netz zieht sich immer enger um Joona, denn er soll das letzte Opfer sein. Viel zu spät erkennen er und Saga ihren großen Fehler… Wenn ein Roman die Bezeichnung "Pageturner" verdient, dann ist es dieser! Von Anfang an wird eine Spannung aufgebaut, die sich im Laufe der Handlung steigert, manchmal fast ins Unerträgliche! Und auch wenn ich damit verrate, dass Joona – natürlich!!! – mal wieder davonkommt: Ich erwarte mit Spannung Band 10!