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  • Die Schokoladenvilla von Maria Nikolai

    Mit „Die Schokoladenvilla“ ist Maria Nikolai ein wundervoller historischer Roman gelungen! Die Geschichte versetzt uns Leser/innen in das Stuttgart zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurück, in eine Zeit, die geprägt ist von den Anfängen gesellschaftlichen Wandels und wirtschaftlichen Fortschritts. Die Stadt Stuttgart, bekannt für den schwäbischen Erfindergeist, der viele Firmen in der Region in die Liga erfolgreicher Großunternehmen katapultiert hat, ist die Heimat der wohlhabenden Schokoladenfabrikanten-Familie Rothmann. Ein ganzes Jahr lang, über den Zeitraum des Jahres 1903, begleiten wir das Lieben und Leiden der privilegierten Familie und deren Dienerschaft. Im Mittelpunkt der Handlung steht Judith, die Tochter des Hauses, die eine wundervolle Hauptfigur darstellt - ihr herzliches, aufrichtiges Wesen und ihr stetiger Hunger nach Wissen haben mich sofort begeistert. Die Rothmann’sche Tochter liebt die Schokoladenmanufaktur ihrer Familie und genießt es, immer wieder neue schokoladige Köstlichkeiten zu kreieren. Sie träumt davon, eines Tages selbst im Familienunternehmen, für das sie lebt und atmet, in leitender Position tätig zu sein. Leider hat ihr gestrenger Vater, der von den übrigen Familienmitgliedern nur gesiezt wird, eine andere Zukunft für Judith geplant - sie soll sich, zum Wohle der Familie, in eine arrangierte Ehe fügen...mit einem Mann, der ihr verhasster nicht sein könnte. In Wilhelm Rothmanns Augen ist die Rolle der Frau unumstritten als Haushälterin und Kindererzieherin definiert. Soll Judith etwa dasselbe Schicksal erleiden, das ihre Mutter einst in eine tiefe Depression gestürzt hat?

    Bereits das zauberhafte Cover - optisch so ansprechend gestaltet, dass ich es mir gerne als Bild an die Wand hängen würde, lädt zum Träumen ein. Es erweckt den Eindruck eines Stadtpalasts, der umgeben ist von einem winterlich verschneiten Wald. Imposant ragt der Prachtbau im Hintergrund hervor, ganz so, als würde das Gebäude all die favorisierten Werte des dort lebenden Hausherrn symbolisieren: Dominanz, Stärke und Respekt. Die modisch gekleidete junge Frau im Vordergrund der Abbildung hat diesem Haus jedoch den Rücken gekehrt, sie blickt nicht zurück. Sowohl die Hochglanzprägung des Buchtitels, der in elegant geschwungener Schrift das Cover dominiert, als auch die Hervorhebung einzelner Schneeflocken, die sanft vom Himmel zu schweben scheinen, verstärken die Hochwertigkeit dieses Buchcovers.

    Mühelos beschwört die Autorin mit detaillierten Beschreibungen, denen eine ausführliche Recherche geschichtlicher Fakten zugrunde liegt, eine längst vergangene Zeit herbei. Von der edlen Raumgestaltung und Dekoration vornehmer Degerlocher Villen bis hin zu den Gerüchen in der Schokoladenfabrik oder der bitteren Armut in den Elendsvierteln der Stadt lässt die Autorin geschickt alle Feinheiten zu einem überwältigenden Gesamtbild verschmelzen und verknüpft die Handlung zu einem literarischen Kunstwerk aus historischer Geschichte und Fiktion.

    Die liebevoll ausgearbeiteten Charaktere begeistern mit viel Tiefe und wortgewandten Dialogen, teilweise auch in schwäbischer Mundart. Authentizität heißt das Zauberwort! Meisterhaft versteht Maria Nikolai es, Judiths bewegendes Schicksal als eine Frau, die in den steifen Konventionen vergangenen Epochen gefangen ist, während ihr Geist und ihre Seele einer zukünftigen, modernen Zeit angehören, gefühlvoll darzustellen. Auch das Innenleben der einzelnen Hausangestellten wird anschaulich beleuchtet und gibt Aufschluss über deren verschiedene Ansichten hinsichtlich der damaligen Klassengesellschaft. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist tief und vermehrt regt sich der Widerstand gegen die ungerechte Verteilung von Wohlstand.

    Dieser emotionsgeladene Roman strotzt vor unerwarteten Wendungen und wartet mit bemerkenswerten geographischen Details auf, welche sich sowohl auf die Stuttgarter Region als auch auf das italienische Örtchen Riva sowie die Lagunenstadt Venedig beziehen. Ich habe - als ehemalige Einwohnerin von Stuttgart - großen Gefallen daran gefunden, von vertrauten Plätzen, Straßenzügen und sogar dem edlen Breuninger Kaufhaus zu lesen. Einen winzigen Abzug gibt es von mir für die beinahe zu ausführlichen Reisebeschreibungen am Nebenschauplatz, welche der Handlung zwischenzeitlich ein wenig das Tempo genommen haben.

    Als kleines Schmankerl finden sich auf den Innenseiten des Bandes zwei Rezepte, die die Herzen aller Fans von Schokolade höher schlagen lassen werden. Zudem hat die Autorin einen umfangreichen Anhang hinzugefügt: eine Auflistung und (Familien-)Zuordnung aller erwähnten Personen - einschließlich Hintergründen zu historisch verbürgten Personen -, ein Glossar der wichtigsten zeitgenössischen Begriffe sowie Informationen zum historischen Hintergrund und der Kulisse des Romans runden das Werk ab.

    Fazit: Ein inspirierender Roman über die Macht der Liebe, den Mut, gegen den Strom zu schwimmen, und darüber, dass man den Glauben an seinen persönlichen Traum vom Glück niemals aufgeben sollte. Ein Muss für Fans von Downton Abbey, (historischen) Frauenromanen und Familiensagas. Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung dieses empfehlenswerten Werkes.

  • Die Schokoladenvilla von Maria Nikolai

    Die 21-jährige Judith Rothmann, Tochter des Schokoladenfabrikanten Wilhelm Rothmann in Stuttgart, ist für die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts eine sehr modern eingestellte junge Frau. Sie würde gerne in der Schokoladenfabrik mitarbeiten, wovon der patriarchischen Vater, der sie schnellstmöglich gewinnbringend verheiraten will, gar nichts wissen will.
    Victor Rheinberger, ehemaliger Strafgefangener der Haftanstalt Ehrenbreitstein in Koblenz, hat es für einen Neuanfang nach Stuttgart verschlagen. Als er die 8-jährigen Zwillinge Karl und Anton Rothmann, die mal wieder nichts wie Unfug im Kopf haben, nachhause bringt, trifft er auf Judith. Zu seinem großen Glück bekommt er eine Anstellung in der Schokoladenfabrik. Dort kreuzen sich die Wege der beiden jungen Leute immer wieder.


    Maria Nikolai nimmt mich mit in das Stuttgart Anfang des 20. Jahrhunderts. In eine Zeit der Neuerungen und des Umbruchs. Den Duft und den Geschmack von Kakao und Schokolade hatte ich während des Lesens immer wieder in der Nase und auf der Zunge.

    Judith und ihre Mutter Helene sind zwei Frauen, die sich nicht in das Korsett des Gehorsam und des Heimchens am Herd pressen lassen wollen. Helene entgeht dem häuslichen Alltag durch ein Nervenleiden, das sie am Gardasee auskuriert und nun schon Monate von zuhause weg ist. In dieser Zeit hat Judith dafür zu sorgen, dass im Hause Rothmann alles seinen geregelten Gang geht. Was gerade bei den Zwillingen Karl und Anton, die nichts als Schabernack im Sinn haben, nicht so einfach ist. Aber sie hat ja ihre Zofe Dora, die ihr bedingungslos zur Seite steht.
    Wilhelm ist ein Patriarch des alten Schlages. Konservativ und auf Alleinherrschaft bedacht führt er sein Unternehmen und auch zuhause muss alles nach seinem Willen laufen.

    Ich lerne aber nicht nur privilegierte Menschen aus dem Stuttgart der damaligen Zeit kennen. Auch mit den Arbeiterinnen in der Schokoladenfabrik und den Angestellten im Hause Rothmann, mit denen gerade Judith sehr menschlich und zugewandt umgeht, komme ich zusammen. Maria Nikolai versteht es hervorragend, die gravierenden Unterschiede der Lebensumstände, der gesellschaftlichen und sozialen Probleme dieser Menschen in die Geschichte aufzuzeigen und einzuweben. Auch bei dem niederen Volk regt sich langsam der Wille zu Veränderung.

    Ich tauche ein in eine Geschichte, in der es hauptsächlich um Judith geht, die mit dem
    Mann, den sie heiraten soll, überhaupt nicht einverstanden ist und sich gegen diese Heirat wehrt. Es war sehr schön für mich, die junge Frau auf ihrem rebellischen Weg ein Stück begleiten zu dürfen.

    Was mir auch sehr gut gefallen hat, dass ich auch im Sprachgebrauch um ein Jahrhundert zurück geworfen wurde. Dadurch kamen mir die Personen in ihrem Wirken und Denken noch ein Stück näher und realer vor. Überhaupt merkt man, dass die Autorin sehr viel Zeit in die Recherche gesteckt hat – hier in Stuttgart und auch am Gardasee, wohin es mich mit Helene immer wieder verschlägt.

    Ein Personenregister, ein Glossar und die Erläuterung einiger historischer Hintergründe runden den ersten Teil der Trilogie ab.

    Obwohl es sich bei diesem Buch um den ersten Band zu einer Trilogie handelt, ist die Geschichte hier sehr gut abgeschlossen und lässt mich dennoch erwartend zurück. Ich freue mich schon sehr auf ein Wiederlesen mit Judith, den Zwillingen, die eine Portion Humor in die Geschichte eingebracht haben und auf Victor, den charismatischen Mann, den sich wohl jede Frau als Partner wünschen würde.

  • Die Schokoladenvilla von Maria Nikolai

    Barbara Pernter

    "Die Schokoladenvilla" ist ein unterhaltsamer Roman über zwei Frauen, die die Konventionen der damaligen Zeit nicht respektieren. Helene, die Ehefrau, flüchtet an den Gardasee und will nicht mehr zu ihrem Ehemann zurückkehren. Judith, die Tochter, weigert sich den Mann zu heiraten, den ihr ihr Vater zugedacht hat. Viel lieber experimentiert sie mit neuen Schokoladeexperimenten und möchte am liebsten in der Leitung der väterlichen Schokoladefabrik mitarbeiten. Und dann sind da noch die beiden Zwillinge Karl und Anton, die mit ihren Steichen, den Herrn Vater an den Rand der Verzweiflung treiben.
    Schokolade macht auch in dieser Form Freude, und dass ganz ohne Kalorien.