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  • Man sagt, hinter jeder Lüge steckt ein Fünkchen Wahrheit. Und vielleicht gehört zu einem richtig guten Roman auch ein Funke Realität. Denn real ist der Hintergrund zu „Zum Leben verdammt“, der sich um den Sezessionskrieg der Vereinigten Staaten von Amerika dreht. Dieses brutale Stück Zeitgeschichte zeigt nämlich Daniel Woodrell in diesem Buch. Und dabei geht es nicht zimperlich zu, denn die Revolverstory ist durchsiebt von Kugeln und durchtränkt mit Blut.

    Beinahe fängt die Geschichte idyllisch an. Missouri im Jahr 1861, zwischen Hügeln und Tälern, Hickorywäldchen und Hornsträuchern reiten ein paar Jungs mit ihren Pferden umher und atmen frischen Frühlingsduft. Doch das hält nur wenige Zeilen an, dann geht es schon zur Sache, genauer gesagt zu einer Pappel, wo kurz darauf ein Strick mit 13 Wicklungen einen erhängten Familienvater baumeln lässt.

    Die Jungs sind nämlich alles andere als junge Reiter, die die Gegend genießen. Die Jungs stecken in yankeeblauen Tarnuniformen und kämpfen unter dem Banner der Schwarzen Fahne für eine Rebellengruppe namens First Kansas Irregulars. Denn hier in Missouri herrscht Krieg. Die Männer des Nordens kämpfen gegen die Männer des Südens.
    Ein Mann des Südens ist auch der Ich-Erzähler Jake Roedel, der blindlings seinem Fastbruder Jack Bull folgt.

    Es folgt eine Geschichte des Krieges, der Gewalt, der Unmenschlichkeit, des Misstrauens, des Blutes. Freunde werden zu Feinden, Frauen zu Witwen und Kinder zu Waisen. Einen Hauch Menschlichkeit gibt es in Form von Briefen, die Roedel bei sich trägt und seinen Rebellenmitgliedern vorliest. Ein paar geschriebene Worte der Sehnsucht, der Hoffnung, die dieses Gemetzel kurz innehalten lässt, bevor es weiter geht in die nächste Stadt, zum nächsten Blutrausch.
    Diese Gewaltspirale steigert sich immer mehr und artet schließlich aus. Irgendwann stellt sich die Frage, wofür man überhaupt kämpft. Ob dieser Kampf jemals ein Ende finden kann. Ob es Freiheit wirklich gibt. Irgendwo. Weiter weg.

    Woodrell hat hier ein Stück Zeitgeschichte beeindruckend in eine fiktionale Geschichte verarbeitet, die nüchtern erzählt ist, aber gerade dadurch nachdenklich macht. Wie sinnlos Krieg ist, wird hier bildhaft gezeigt. Es ist kein Wohlfühlroman, sondern eine Revolvergeschichte der Antihelden. Aber die ist richtig gut erzählt. Lesetipp!