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Bewertungen von Leser/innen

  • Mord auf dem Eis von Beate Maly

    Schon die Gestaltung des Buches weist auf die Zeit in der Beate Malys historische Krimis spielen. Reinstes Art Déco auf dem Umschlag und die passende Schrift bei Titel und Kapitelüberschriften. Da macht es gleich besondere Freude, das Buch aufzuschlagen.

    Wieder lässt die Autorin ihr Ermittlerpaar Anton und Ernestine auftreten. Antons Enkelin trainiert fast täglich auf der Eisbahn und natürlich lassen es sich die beiden nicht nehmen, ebenfalls viel Zeit dort zu verbringen. Aber als eine junge Eiskunstläuferin ermordet wird, gibt es für Ernestine kein Halten mehr. Natürlich muss sie ihre Nase in den Fall stecken, auch wenn Antons Schwiegersohn als Kriminalkommissar davon nichts hält.

    Ich kenne schon ein – zwei Folgen aus der erfolgreichen Serie der Autorin und weiß daher, was mich erwartet: ein gemütlicher Krimi mit einer Wiener Miss Marple und ihrem Verehrer Anton Koch als Mr Stringer an ihrer Seite. Dazu kommt immer viel Wissenswertes über die Schauplätze und ihre Geschichte, also genau richtig für einen grauen Wintertag.

    Beate Maly schreibt sehr unterhaltsam und Setting und Zeit bei diesem Krimi passen ganz hervorragend in die Adventszeit und haben mich nicht enttäuscht. Auch wenn mir schon sehr früh klar war, in welche Richtung sich der Krimi entwickeln wird, hat das die Unterhaltung nicht geschmälert. Sehr gut gefiel mir, dass die Autorin die Probleme ihres Kommissars, der immer deutlicheren antijüdischen Ressentiments ausgesetzt ist, so passend in ihre Geschichte eingebettet hat. Damit wird auch die andere Seite der 20ger Jahre sichtbar, die Armut der einfachen Leute, die schlimme Wohnsituation, die sich erst allmählich durch die Gemeindebauten bessern wird und der immer im Hintergrund lauernde Antisemitismus.

    Ihre Figuren – allen voran natürlich Ernestine und Anton – sind liebenswert gezeichnet und man lässt sich gern in die Nebenhandlungen ziehen. Trotzdem habe ich dieses Mal ein klein wenig den Pep vermisst, ein bisschen mehr an Spannung hätte mir gut gefallen.

  • Mord in Bad Vöslau von Norbert Ruhrhofer

    Im Debüt von Norbert Ruhrdorfer vereinigt sich Krimi und Geo Caching auf originelle Weise.

    Das Kurstädtchen Bad Vöslau im Speckgürtel Wiens ist der Schauplatz. Beim alljährlichen Kurstadtlauf gibt es einigen Aufruhr gegen den örtlichen Bauunternehmer der das altehrwürdige Thermalcafé abreißen und stattdessen einen Appartmentkomplex hochziehen will. Es fliegen faule Eier und Tomaten. War diese Aufregung für den herzkranken Waldemar Lieblich zu viel? Er stürzt mit einem Herzinfarkt aus dem Rollstuhl, selbst die engagierten Reanimierungsversuche des Nachbarn Schöberl, der neben dem Ehepaar Lieblich stand, sind erfolglos.

    Alle glauben an einen natürlichen Tod, allerdings will die Dorfklatschtante Katzinger blauer Funken gesehen haben und sie animiert das Ehepaar Pokorny zu privaten Ermittlungen.

    In diesem Regionalkrimi gibt es fast nur ausgesprochen skurrile und schrullige Figuren. An ihrer Spitze die Frau Katzinger, die Penetranz und Neugierde zu ihrem Markenzeichen machte. Die Revierleiterin Ottilia Wehli, meist nur als O-Weh bezeichnet, vereinigt Ignoranz und Dummheit und macht damit dem Inspektor Sprengnagl das Leben schwer.

    Mir sind die Figuren zu abgedreht ausgefallen. Ich liebe Schrulligkeit in einem Regionalkrimi, das ist oft das Salz in der Suppe, aber hier war es zu überzeichnet. Und das wurde auch durch die Wiederholungen nicht origineller, dass Pokorny ein Freund von Lebensmitteln ist und deshalb mit seinem Übergewicht und seinem E-Bike kämpft, muss nicht in jedem Kapitel erwähnt werden. Ignorante Vorgesetzte sind ja fast schon ein Muss im Krimi, aber die Dummheit der O-Weh ist zu übertrieben geraten.

    Ansonsten fand ich die Beschreibungen von Bad Vöslau sehr schön, man kann sich gleich ein Bild der Örtlichkeiten machen und witzig fand ich, dass es alle erwähnten Schauplätze gibt. Wer Spaß am Geo-Caching hat, kann sich gleich mit auf Schatzsuche begeben.

    Ein unterhaltsamer Regionalkrimi der mit österreichischen Charme punktet, ich liebe dialektgefärbte Dialoge und finde es schön, dass nicht alles „eingedeutscht“ wird.

  • Bretonische Idylle von Jean-Luc Bannalec

    Eine Leiche wird in Concarneau angespült, ein bekannter Schafszüchter und Großgrundbesitzer von der Belle-Île. Das bedeutet wieder die ungeliebten Bootsfahrten für Dupin. Aber die Insel ist schon etwas Besonderes. Dupin kann sich ihrem Zauber nicht entziehen, das hochsommerliche heiße Wetter taucht die Insel und das Meer in ein ganz besonderes Licht, die Farbspiele sind betörend, so dass sich Dupin fast darin verliert. Aber Dank reichlich Petit Cafés kommt er noch rechtzeitig in der Wirklichkeit an.

    Der Tote war wohl der meistgehasste Mann der Insel, krankhaft geizig und boshaft war es nur sehr schwer mit ihm auszukommen. Seine Angestellten, seine Ex-Frau, seine Mieter wissen alle ein Lied davon zu singen. Aber selbst wenn in der Bretagne die Uhren anders gehen, die Alibis von Dupins Verdächtigen sind erstmal hieb- und stichfest.

    Ich habe die ersten Bände von Bannalecs Krimis – auch wenn das Pseudonym nun gelüftet ist, bleibe ich bei dem Namen – verschlungen und sie haben mich zu Reisen in die Bretagne verführt. Dann habe ich eine Pause eingelegt und nun beim zehnten Band wieder einmal zugeschlagen. Der Autor hat eine unnachahmliche Art in die Landschaft einzutauchen und seine Beschreibungen der Licht- und Farbspiele der Insel sind wunderschön.

    Der Krimi entwickelt sich ganz routiniert, die Rollen von Dupins Mitarbeiter sind festgelegt, man weiß, wie Kadeg tickt und was Nolwenn alles ans Licht bringt. Dazwischen gibt es den regelmäßigen Koffein-Notstand von Dupin und seine Entdeckung toller Restaurants und Bars, wo er seinen Durst und Hunger stillen kann. Wie meist, wirkt Dupin ein wenig hektisch und seine Zustände, wenn er in ein Boot steigen muss, sind schon zu oft beschrieben worden, als dass sie noch überraschen. Das ist inzwischen auch etwas störend beim Lesen, man kennt Dupin und und die wiederholten Beschreibungen seiner Marotten beginnt zu langweilen.

    Ich kann verstehen, dass der Autor inzwischen als „Mécène de Bretagne“ ausgezeichnet wurde. Seine Krimis sind großartige Liebeserklärungen an die Bretagne, die er so faszinierend beschreibt. So konnte ich fast vergessen, dass der Krimiplot nicht sonderlich spannend oder neu ist.

    Deshalb runde ich auch auf 4 Sterne auf.

  • Commissario Tasso – wie so viele Beamte – aus dem Süden Italiens nach Südtirol versetzt, hat sich mit dem Winter in den Bergen nie so recht anfreunden können. Ansonsten hat er sich arrangiert und auch Verständnis für das immer spürbare Unbehagen der deutschsprachigen Südtiroler im Umgang mit den italienischsprachigen Behörden.

    Im Grandhotel Bellevue in Meran wird die Leiche eines Kunstmalers gefunden, ein Mord im beschaulichen Städtchen. Ausgerechnet jetzt bekommt Tasso noch eine „Praktikantin“ aufgedrückt. Die Tochter des Bozener Bürgermeisters will vor ihrem Studium noch hospitieren. Eine Frau bei der Polizei? Das ist für Tasso kaum vorstellbar, da soll das Fräulein doch besser Kaffee kochen. Aber Mara Oberhöller hat da andere Vorstellungen und versucht sich durchsetzen.

    Die Spuren führen von Meran bis nach Cortina d’Ampezzo und Tasso und Oberhöller scheuen keine Strapazen um das Verbrechen aufzuklären.

    Schon das Titelbild verweist auf die 60ger Jahre, in der dieser Kriminalroman spielt. Als man noch in plustrigen Anoraks auf Holzski ins Tal fuhr und Aprés Ski ein Gugelhupf im gemütlichen Berghof war. Das ist schon nostalgisch. Die Autorin hat diese Zeit auch sehr gut als Hintergrund für die Stimmung in Südtirol eingebaut. Damals waren die Spannungen zwischen den beiden Volksgruppen hoch, es gab Anschläge und Misstrauen. Das macht sich in der Zusammenarbeit zwischen Mara und Tasso bemerkbar und vor allem auch Tassos Frauenbild, das mir auch schon für die 60ger Jahre etwas antiquiert schien, gibt Reibungspunkte. Aber er ist ja lernfähig.

    Die Autorin schreibt einen leichten, unterhaltsamen Stil und nutzt auch die zeitgeschichtliche Zusammenhänge für ihren Spannungsbogen. Die Figuren sind sehr sympathisch beschrieben und wirken sehr realistisch. Trotz des italienischen Klangs steckt eine deutsche Autorin hinter dem Pseudonym, ihr Interesse an Land, Leuten und ihrer Geschichte sind immer spürbar.

    Ein amüsanter Krimi, der mir sehr gut gefallen hat.

  • Das Glück des Wolfes von Paolo Cognetti

    In seinem neuen Roman „Das Glück des Wolfes“ ist die grandiose Bergwelt des Aostatals Hintergrund und Hauptsache zugleich.

    Fausto und Silvias Wege kreuzen sich in dem kleinen Bergdorf Fontana Fredda in der winterlichen Skisaison. Beide sind Suchende, die sich neu orientieren wollen. Fausta langjährige Beziehung scheiterte, die Wohnung in Mailand steht zum Verkauf und die Sehnsucht nach Stille hat ihn in seine geliebte Bergwelt getrieben. Silvia scheint familiäre Probleme zu haben, aber das wird eigentlich nie richtig thematisiert und treibt noch ein wenig ziellos in die Zukunft. Auch sie liebt die Herausforderung der alpinen Welt.

    Wie immer hat mich die poetische Sprache und wunderbare Beschreibung einer grandiosen Bergwelt begeistert. Vor dieser Kulisse scheinen die Menschen mit ihren Nöten fast unscheinbar. Trotzdem hätte ich gern mehr über die Schicksale der Protagonisten erfahren. Es gibt durchaus interessante Persönlichkeiten in diesem Buch, die es wert gewesen wären, sie ein wenig in den Vordergrund zu stellen. Zum Beispiel der knorrig-knurrige Pistenraupenfahrer Santorso und die Wirtin Babette, in deren Lokal Fausto und Silvia als Saisonkräfte arbeiten. Doch menschliche Schicksale streift Cognetti nur oder lässt allenfalls zwischen den Zeilen etwas aus ihrem Leben durchschimmern.

    Aber der Stil des Autors, voller Poesie und Sprachmelodie hat mich wieder sehr begeistert. Wenn er einen Gipfelanstieg beschreibt, war ich gedanklich mit auf dem Weg. Habe die Luft, die Kälte, das Eis gespürt und wunderbare Bilder im Kopf. Dabei gibt es nicht einen Hauch von Kitsch oder Naturüberhöhung. Er verschweigt nicht die Gefahren des Tourismus auf die fragile Landschaft oder die harten Lebens-und Arbeitsbedingungen der Bewohner.

    Hätte Cognetti seinen Protagonisten ein wenig mehr Raum gegeben, hätte ich den kurzen Roman noch intensiver gefunden.

    Die Covergestaltung finde ich sehr gelungen.

  • Das Collier der Königin von Beate Maxian

    Der neue Roman von Beate Maxian verbindet zwei Zeitebenen zu einem unterhaltsamen und spannenden Roman.

    Lea bekommt von ihrer Tante Gloria schon zu Lebzeiten ein Familienerbstück ausgehändigt: ein wertvolles Diamantcollier, das sich schon seit 150 Jahren in der Familie befindet, dessen Herkunft aber geheimnisumwittert ist. Lea möchte mehr über dieses Schmuckstück erfahren, das einst der Königin Marie Antoinette gehörte und begibt sich mit Historiker Elias auf Spurensuche. Je mehr sie in die Geschichte eintaucht, umso mehr beginnt sie ihr eigenes Leben zu überdenken.

    Die zweite Erzählebene ist in Zeiten der Französischen Revolution angesiedelt. Isabelle, die Tochter des Goldschmieds Blanc, ist in Paris nicht mehr sicher. Es rollen längst nicht nur die Köpfe von Adligen, auch ihr Vater endet auf dem Schafott. Sie muss fliehen, zusammen mit einem kleinen Mädchen, das ein Soldat vor dem sicheren Tod rettete.

    Der historische Teil des Romans hat mir ganz besonders gefallen, Isabelle ist die Protagonistin, die die Geschichte trägt und ihr Schicksal in den Revolutionswirren und den folgenden Jahren ist fesselnd und farbig erzählt. Sehr gelungen ist die Verbindung von realen Ereignissen und Personen mit dem Schicksal von Isabelle und ihrer Familie und ihrem Bezug zu Marie Antoinette.

    Beate Maxian hat sich eine zauberhafte Geschichte ausgedacht, die ein Familienerbstück und einen Schwesternzwist in den Mittelpunkt stellt und wie sie die beiden Handlungsstränge verbindet, macht das Buch zu einer interessanten Lektüre. Außerdem schreibt sie charmant und unterhaltsam, das macht auch für mich den Reiz ihrer Romane aus.

    Wer also eintauchen möchte in ein historisches Paris und in Leas Wiener Leben, wird mit diesem Buch zauberhafte Lesestunden erleben.

  • Unter dem Schnee von Katrin Burseg

    Das Buch „Unter dem Schnee“ hat mich auf den ersten Blick durch das stimmungsvolle Cover angesprochen. Auch der Klappentext versprach mir eine Geschichte genau nach meinem Geschmack. Und ich wurde nicht getäuscht!

    Luise von Schwan war die Patriarchin der Baumschule auf Schloss Schwanenholz. Jahrzehntelang hat sie die Geschicke des Betriebs auch durch schwierige Zeiten gelenkt. Nun liegt sie Ende Dezember 1978 in ihrem Sarg in der Kirche. Doch die Trauerfeier wird bereits durch einen heftigen Schneesturm gestört, der sich in Kürze zum berüchtigten Katastrophenwinter entwickeln soll. Aber auch eine andere Katastrophe kündigt sich an. Zur Trauerfeier erscheint eine junge Französin, die behauptet Luises Tochter zu sein.

    Die Familiengeschichte von Katrin Burseg hat mich von der ersten Seite an abgeholt. Das Winterchaos der Jahreswende 78/79 ist mir noch gut im Gedächtnis und die Not der eingeschneiten Höfe ohne Strom, ohne Heizung, ohne Versorgung habe ich noch lebhaft vor Augen. Dazu kommt die Familiengeschichte der Schwans, die sich wie viele deutsche Familien nicht gern an ihre Verstrickung in das Naziregime erinnert. Die Schwans haben das immer ausgeklammert, privates Leid stand im Vordergrund. Aber nun ist da diese junge Frau, Tochter eines Zwangsarbeiters und Luise – kann das sein. In der Zwangsgemeinschaft müssen sich nun die Familienmitglieder auch unangenehmen Wahrheiten stellen und alte Konflikte aufarbeiten.

    Die beiden Zeitebenen verbindet die Autorin zu einem spannenden Familienroman. Als Klammer für beide Zeiten habe ich alte Isa empfunden, die seit ihrer Kinderzeit im Dienst der Schwans stand und mehr über die Familie weiß, als sich die junge Generation vorstellen kann. Überhaupt sind die Figuren der Autoren sehr liebevoll und menschlich gezeichnet. Die so unterschiedlichen Brüder Carl und Johann, die sich als Erben Luises sahen. Johanns Tochter Carolin, die aus dem engen Familienkorsett ausbrechen möchte und nun auch noch Aimée, Luises Tochter, die etwas über ihre Mutter erfahren möchte.

    Auch die Erzählweise aus den jeweiligen Blickwinkeln der Hauptpersonen bringt viel Tiefe in die Geschichte.

    Der Roman hat mir sehr gut gefallen und die Verbindung aus Familiendrama und Zeitgeschichte ist bestens gelungen.

  • Das Geheimnis des Schneemanns von Nicholas Blake

    Nicolas Blake ist das Pseudonym des englischen Dichters Cecil Day Lewis. Während seiner Zeit als Schriftsteller und Hofpoet waren die Kriminalromane Blakes ein erforderliches Zubrot.

    Sein Ermittler Nigel Strangeways ist ein etwas exzentrisches Mitglied der Upper Class, dessen Onkel ein hoher Beamter bei Scotland Yard ist. Mit diesen Verbindungen gelingt es immer, sicher über die örtlichen Polizeidienststellen zu setzen und wird auch gern von hochgestellten Persönlichkeiten zum Lösen delikater Fälle gebeten.

    Hier nun ist es eine ältere Dame, entfernt mit Nigels Gattin verwandt, die ihn bittet ein seltsames Vorkommnis auf Easterham Manor zu untersuchen. Während einer Seance hat sich die Katze der Restoricks äußerst merkwürdig verhalten, aber einen Spuk möchte niemand so recht glauben.

    Nigel macht nun die Bekanntschaft der ganzen Familie Restorick, Hereward der Besitzer des Manors, seinem Bruder Andrew und der exaltierten Schwester Betty und anderen Weihnachtsgästen. Die Stimmung der Gesellschaft ist mehr als angespannt und als dann noch ein Familienmitglied tot aufgefunden wird, ist klar, Nigels ganze Kombinationsgabe und Intelligenz ist wieder einmal gefordert.

    Blakes Kriminalromane gehören in die goldene Zeit der englischen klassischen Detektivgeschichten. Seine Fälle sind verzwickt wie anspruchsvolle Rätsel und verführen den Leser zum mit raten. Der Plot wirkt manchmal ein wenig gekünstelt, ist aber immer niveauvoll geschrieben und spiegelt die Eleganz der Gesellschaftsschicht. Aber auch die ist nicht von bösen Einflüssen gefeit und so wird hier Nigel Strangeways mit dem sprichwörtlichen Bösen konfrontiert.

    Die Neuauflagen der Blake Krimis im Verlag Klett-Cotta sind sehr schön editiert, neu übersetzt und es macht Freude, die Klassiker neu zu entdecken.

  • Mit dem 4. Band der Thalheim-Saga sind wir nun im Berlin der Jahre 1966 1971 angekommen. In diesem Buch steht Tochter Miriam Feldmann, Miri genannt, im Mittelpunkt. Miri, die erst spät vom Patriarchen Friedrich Thalheim anerkannt wurde, arbeitet inzwischen, wie früher ihre Mutter Ruth, als Chefdesignerin für das Modehaus. Sie ist eine Modeexpertin, die immer am Puls der Zeit ist. Die „Swinging Sixties“ bedeuten auch für ein konservatives Modehaus eine neue Herausforderung. Die Frauen wollen Farben, kurze Röcke und das Flair der weiten Welt.

    Aber auch im Privatleben gibt es Umbrüche für Miri und ihre kleine Familie. Ganz unverhofft wird sie mit 42 schwanger, nachdem es hieß, sie könnte keine Kinder bekommen. Eine freudige Überraschung, aber auch eine Herausforderung. Zudem begegnet Miri einem Mann wieder, der ihr in der Zeit als untergetauchte Jüdin, sehr nahestand.

    Ich bin – wieder einmal – restlos begeistert. Ich kenne keine Autorin, die es schafft Geschichte so farbig und lebendig in ihre Romane einzubauen. Die punktgenaue Recherche der promovierten Historikerin machtdiese Roman-Reihe so besonders für mich. Aus jedem Buch erfahre ich mehr über Geschichte, als es ich aus Unterricht oder Sachbüchern kenne. Die vielen zeitgeschichtlichen Bezüge sind mir immer auch Anlass, mit tiefer mit den Ereignissen zu beschäftigen. Zum Beispiel, die untergetaucht in der Stadt lebenden Juden, U Boote genannt, die immer auf der Suche nach einem sicheren Versteck sind und Tag für Tag auf‘s Neue um’s Überleben kämpfen müssen. So wie Miri, die oft durch einen Geruch oder ein Bild wieder in die Vergangenheit zurück katapultiert wird und sich nur langsam mit ihren Erlebnissen ihren Vertrauten öffnen kann.

    Daneben kommt aber auch die Familie Thalheim nicht zu kurz. Wir erleben Freude und Trauer mit ihnen, auch Streit und Versöhnung. Inzwischen ist der Thalheim Clan groß und bunt geworden. Rike mit ihrem italienischen Ehemann, Flori mit ihrem politisch links engagierten Lebensgefährtin, oder Miri selbst mit ihrer fast erwachsenen Pflegetochter Jenny, die einen unbekannten schwarzen GI zum Vater hatte.

    Das gibt viel Stoff für emotionale Lesestunden, ich konnte mich dem Sog der Bücher einfach nicht entziehen und fühlte mich geradezu in die Sixties und die Familie versetzt.

    Besonders gut gefallen hat, dass Brigitte Riebe wahre Ereignisse und Personen in ihren Roman einbaut. Die Szenen mit Rut Brandt habe ich sehr genossen.

    Am Ende des Buches gibt es noch eine Zeittafel, die für mich eine ideale Ergänzung war.

    Ich kann die Bücher von Brigtte Riebe nur jeder Leserin ans Herz legen.

  • Salzburger Rippenstich von Katharina Eigner

    Als Arzthelferin ist Rosmarie immer mit dem neuesten Wartezimmerklatsch vertraut und was sie da nicht hört, ergänzt ihre Schwiegermutter. So erfährt sie von einem unbekannten Toten mit entstelltem Gesicht. Rosmarie, die sich selbst als begabte „Miss Marple“ sieht und genauso neugierig ist, begibt sich auf Mörderjagd und muss sich schon bald um eine zweite Leiche kümmern. Sie hat einen Verdacht und je tiefer sie gräbt, umso sicherer ist sie sich, dass sie einen dritten Mord verhindern muss.

    Was für ein origineller und frischer Krimi. Ich habe mehrfach lauthals lache müssen, wenn Rosmarie aus der Praxis erzählt und ihre Schlussfolgerungen zum Besten gibt. Unverzichtbar bei ihren Ermittlungen ist ihre gute Freundin und natürlich nutzt sie die Praxis um an Informationen zu kommen, während die Polizei sich eher träge zeigt.

    Anfangs dachte ich ja, ich hätte schon lange den Plot enträtselt, aber die Autorin hat mich interessanten Wendungen noch einige spannende Überraschungsmomente eingebaut. Die Figuren sind witzig, besonders bei den Nebenfiguren, die ja immer das Salz in der Suppe sind, hat sich Katharina Eigner viel einfallen lassen und damit sehr zu meinen Vergnügen beigetragen. Lediglich bei Rosmaries Ehemann, ein Macho, wie er eigentlich schon ausgestorben sein sollte, haben sich mir öfters die Haare aufgestellt.

    Ein Regionalkrimi mit hohem Unterhaltungswert und ein Debüt, das mich überzeugt hat.

    Besonders gelungen fand ich auch das Titelbild, ein kleine Stickerei, die auch Bezug zum Inhalt hat. Das rundet meinen guten Eindruck ab.

  • Träume und Kulissen von Alida Bremer


    Bibliomariein ein paar Sekunden
    Sommer 1936 in Split. In der Stadt brodelt es. Ein Vielvölkergemisch hat sich an der Adria eingefunden. Juden versuchen von hier die Flucht aus Europa. Es wimmelt von revolutionären Splittergruppen. Die einen halten zum Duce, die anderen trauern der Habsburger Monarchie nach und Kommunisten wollen einen Staat nach russischem Vorbild bilden. Es tummeln sich auch eine Menge deutscher „Filmani“ in der Stadt, die die Adriakulisse für deutsche Filme nutzen.

    In dieser aufgeheizten Atmosphäre findet ein Fischer einen gut gekleideten Toten inmitten seiner Netze liegen. Als er bei der Polizei den Fund melden will, wird er gleich wegen Mordes verhaftet. Kommissar Bulat hält nichts von diesen voreiligen Schlüssen, steckt aber inmitten der diversen Machtkämpfe. So sucht er auf seine eigene, stille Art nach dem Täter. Bulats Ermittlungen scheinen sich im Kreis zu bewegen, er geht vielen Spuren nach und endet doch immer ein Sackgasse.

    Die Handlung ist in einer Sommerwoche angesiedelt, aber ich hatte beim Lesen das Gefühl, Zeuge einer Zeitenwende zu sein. Die leichte, mediterrane Atmosphäre wandelt sich merklich. Man spürt die instabile politische Lage in Europa und vielleicht schon die ersten Vorahnungen eines neuen Kriegs.

    Die Autorin, eine gebürtige Kroatin, ist Literaturwissenschaftlerin und ihr Roman ist die perfekte Mischung aus Landes- und Geschichtskenntnis und einer farbigen, bildreichen Sprache. Man muss schon sehr genau lesen, um alle Zwischentöne des komplexen Kriminalromans zu erfassen und die Vielzahl an Personal erfordert ebenfalls Aufmerksamkeit.

    Dabei ist der Krimi – der eigentlich mehr Gesellschaftsroman ist, mit einer mediterranen Leichtigkeit geschrieben und sehr atmosphärisch. Man fühlt sich in die heißen Sommernächte versetzt, kann sich Gerüche und Geräusche geradezu ausmalen.

    Ein wirklich ausgezeichneter Roman, der mich überrascht und überzeugt hat.

  • Wenn man sich sein halbes Leben lang verstecken muss, kann das nicht ohne Auswirkungen auf die Seele bleiben. Der Postbote Albert spürt das in den Monaten vor seiner Pensionierung immer stärker. Andere Menschen hat er immer gemieden, er ist ein Einzelgänger, unnahbar und wortkarg.

    Aber das war nicht immer so. Als junger Mann begegnete Albert seiner großen Liebe. Aber das war zu einer Zeit, als Homosexualität als abartig und schmutzig galt. Alberts Vater machte in seinen Beruf als Polizist besonders gern Jagd auf Schwule und als er seinen Sohn mit George ertappte, stellte er ihn vor eine grausame Wahl. Albert bleibt nur die Erinnerung an George.

    Als Alberts Katze Gracie stirbt und damit das einzige Wesen, das ihm nahe steht, beginnt er seine Situation mit anderen Augen zu sehen und er macht zum ersten Mal einen Schritt aus seiner Isolation. Er merkt erstaunt, dass er seinen Mitmenschen nicht gleichgültig ist und wie einfach es sein kann, am Leben teilzunehmen.

    Die englische Kleinstadt-Atmosphäre fand ich sehr gut getroffen, überhaupt hatte ich bei vielen Beschreibungen gleich das Kopfkino parat, weil mich der Roman von Matt Caine an die britischen Sozialkomödien erinnert. Warmherzig wird die Welt der kleinen Leute dargestellt, die sich nicht unterkriegen lassen. Der Ton ist leise und anrührend und natürlich wächst Albert dem Leser ans Herz. Wenn es gar zu märchenhaft wird – im realen Leben geht es natürlich rauer zu – findet der Autor immer wieder eine Wendung, die verhindert, dass es kitschig wird.

    Alberts schüchtern verhaltenes Coming Out hat mich sehr berührt und als er erkennt, dass er kein Außenseiter mehr ist, dass sich die Welt in den letzten 50 Jahren doch verändert hat, musste ich tatsächlich ein-zweimal schniefen.

    Eine sehr schöne Geschichte, die viel Warmherzigkeit ausstrahlt.