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  • Brigitte aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

    Bereits mit ihrem ersten Roman "Die Gierigen" hat mich die Autorin in ihren Bann gezogen. Das ist ihr mit diesem Buch erneut gelungen! Welch spannende Lektüre von der ersten bis zur letzten Zeile. Vielschichtig die Themen: Rassismus, Kapitalismus, Gier, Sexismus, Machtbessenenheit, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Terrorismus, Krieg in Afghanistan und Irak, IS - aber auch fatale und gescheiterte Liebesbeziehungen - alles meisterhaft verwoben mit den Schicksalen der Hauptpersonen. Absolute Leseempfehlung!

  • Der Klappentext nennt das Buch "ein grandioses Gesellschaftspanorama unserer Zeit" - und das passt. Der Rest vom Klappentext verrät etwas viel, wobei das hier nicht einmal schadet, weil es mehr darauf ankommt, WIE elegant Karine Tuil das tut - und welche eigenen Überlegungen das auslösen kann.

    Der Roman wechselt die Perspektiven zwischen drei Männern, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Reich geboren oder aus dem Problemviertel, als Kind von afrikanischen Einwanderern oder mit rein französischer Ahnenreihe, mit Hintergrund im Islam, im Katholizismus, im Judentum (oder sogar mit Kombinationen davon), erfolgreich, aufstrebend oder gebrochen. Überhaupt, gebrochen - alle von ihnen werden in diesem Roman in der einen oder anderen Weise zu Verlierern werden; der Text lebt davon, ihnen dabei zuzusehen. Ihr Scheitern ist dabei teils zutiefst menschlich - sie verlieben sich und Partnerschaften zerbrechen, Karrieren gehen kaputt, angebliche Freunde werden zu Verrätern - zur wirklichen Identifikationsfigur taugt mir keiner von ihnen: zu sehr finden sie ihre Identifikation in der Selbst-Zelebrierung als "Alpha-Männchen"; selbst die Frauen um sie herum sind kaum besser in ihrem Streben nach Durchsetzung eigener Machtbedürfnisse.

    Die Sprache ist eine Freude: gut verständlich, treffsicher, situativ changierend
    - ob von den Schrecken des Krieges handelnd: "Könnte der Übersetzer, der euch seine Dienste anbietet, nicht ein von den Taliban ferngesteuerter Spion sein, eine Geisel, die unter Zwang handelt? Es ist ein Leichtes, ihn zu erpressen, indem sie damit drohen, seine Familie zu töten, sie wissen, wo sie wohnt, sie kennen den Namen seines Vaters und seiner Schwester, du weißt, was wir deiner Schwester antun können, ja, er weiß es, sie werden ihr eine Kugel in den Kopf jagen oder sie mit Säure bespritzen, ein Strahl ins Gesicht, und sie ist für immer entstellt, als abschreckendes Beispiel." S. 20
    oder ob es um oft ernüchternde Schlussfolgerungen geht: "Er hatte die Liebe verschmäht. Nun musste er sich mit der Zuneigung seiner Familie begnügen, dem Trostpreis." S. 278

    Mich hat der Text sehr zum Nachdenken angeregt - hinaus über das altbekannte Erwägen, wo Diskriminierung beginnt, inwieweit viele Förderungen verkappte Demütigungen beinhalten, wo die Zensur im Kopf stattfindet, hin dazu, wo die Demütigung geflissentlich ignoriert wird, um nicht als "Spielverderber" dazustehen. Das ist kein rein französisches Thema, das lässt sich auch in deutschsprachigen Ländern exemplifizieren; ich war teils erschreckt, wie viele dumme (rassistische, sexistische, antisemitische,?) Sprüche aus dem Buch ich bereits im gesellschaftlichen Umgang gehört hatte, oft "natürlich" ganz "harmlos" gemeint. Das ist schon "ganz großes Kino" von Karine Tuil.

    Andere Hintergründe im Roman wird man nur verstehen, wenn man sich ein wenig mit Frankreich auskennt, so die "Grandes Écoles" unter den Universitäten, die quasi als Automatismus eine Karriere in Politik und Wirtschaft versprechen, und das spezielle Schulsystem mit den stark konkurrierenden vorbereitenden Gymnasien - aber andererseits werfen internationale Studien Deutschland vor, unterdurchschnittlich wenige Studenten hervorzubringen, die aus Nicht-Akademiker-Familien stammen (stimmt, das ist schon insgesamt etwas anderes, "normale" Universitäten haben die Franzosen auch noch - und diese "besonderen" Universitäten haben wir hier nicht, die Bedeutung von Rankings ist geringer, die Privat-Unis finden den Vergleich eher mit dem US-System). Lässt man das außen vor, liest sich das Buch nicht nur als "französische" Gesellschaftsstudie, sondern durchaus als eine der westlichen Gesellschaftssysteme, bei der vielleicht die Eltern von Osman bei einem britischen Autor aus Indien kämen, bei einem deutschen Autor aus der Türkei, etc.

    Immer noch fasziniert mich das Ende - sehr geschickt, bei allen zwischendurch oft sehr ernüchternden Aussagen. Es bleibt, über einige von ihnen nachzudenken: "Die meisten Menschen ziehen die Bequemlichkeit dem Risiko vor, ? weil sie Angst vor einer Veränderung oder einem Scheitern haben, dabei müssten sie am meisten Angst vor einem vergeudeten Leben haben." S. 496

    Meine Empfehlung als Folgebuch:
    James Finn Garner: Politically Correct Bedtime-Stories (Märchen in "politisch-korrekt-Sprech" ? da sind "Zwerge" stattdessen "vertically handicapped" - sehr entlarvend und damit durchaus adäquat zu einem Zitat aus Tuil: "In unserer Gesellschaft ist etwas sehr Ungesundes im Gange, alles wird durch den Blickwinkel der Identität betrachtet." S. 285

    alternativ werde ich selbst in den Büchern stöbern, die Paul Vély zum Trauern empfiehlt:
    Rainer Maria Rilke ?"Du musst das Leben nicht verstehen"
    Joan Didion "Das Jahr magischen Denkens"
    Roland Barthes "Tagebuch der Trauer"
    Jorge Semprún "Schreiben oder Leben" mit dem schönen Zitat "Das Leben war noch lebbar. Es genügte zu vergessen, es mit Bestimmtheit, brutal zu beschließen." S. 487

  • Der Großteil Europas blickt voller Furcht auf Frankreich, wo am 23. April 2017 die Präsidentschaftswahlen stattfinden werden. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass die Rechtspopulistin Le Pen die Wahl gewinnen könnte und das zweite Land wäre, das den Ausstieg aus der EU beschließen würde. Frankreichs Gesellschaft steht kopf und allerorts wird diskutiert, wie es soweit kommen konnte.
    In einem ähnlichen Zustand befinden sich auch die Protagonisten dieses Buches der französischen Autorin Karine Tuil, die alle drei glaubten, sich in ihrem Leben eingerichtet zu haben, das ewig so weitergehen würde: Francois Vély, ein reicher brillianter Manager, dem nach einem scheinbar erst einmal eher nebensächlichen Skandal plötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Osman Diboula, ein farbiger Sozialarbeiter, der in der Politik Karriere machte und plötzlich abserviert wird. Und Romain Roller, Soldat, der nach diversen Auslandseinsätzen nach seinem Afghanistanaufenthalt völlig gebrochen zurückkehrt und ein Verhältnis mit der Frau von Vély beginnt, ohne dies am Anfang jedoch zu wissen.
    Es sind drei völlig unterschiedliche Konflikte, in denen diese Männer stecken; doch was sie verbindet, ist ihr jeweils einsamer Kampf, sich daraus zu befreien und immer wieder einen neuen Rückschlag zu erleiden. Denn selbst als sich Alles (mehr oder weniger) in Wohlgefallen aufgelöst hat, wird es wohl nur ein vorübergehender Ruhezustand sein. Die Unsicherheiten und Ängste werden sie ein Leben lang begleiten - die Sorglosigkeit (so der Originaltitel) ihres bisherigen Lebens ist vorbei.
    Tuil stellt ein detailliertes Abbild eines Teils der Gesellschaft dar, wobei es sich bei Osman Diboula und Francois Vély um eher typisch französische 'Vertreter ihrer Art' handelt. Diboula hat sich aus den Banlieues von Paris auf die Ebene der Karrieristen der französischen Eliteuni ENA hochgearbeitet; etwas, das in dieser Form in Deutschland nicht existiert. Vermutlich ebensowenig wie dass ein Wirtschaftsboss wie Vély wegen seiner jüdischen Abstammung sozial 'hingerichtet' würde. Dennoch lässt sich dieser Roman in Vielem sicherlich auf Deutschland ebenso wie auf andere Länder übertragen: Die Fähigkeiten der modernen Medien, Menschen in kürzester Zeit zu demontieren und zu ruinieren; wie Macht Menschen korrumpiert und sie rücksichtslos alles hinter sich lassen, was ihnen einmal wichtig war; wie der Krieg Menschen zerstört - und zwar nicht nur im physischen sondern auch im psychischen Sinn. Es ist kein schönes Bild, was Karine Tuil hier entwirft - aber auf jeden Fall ein erhellendes, das vielleicht ein bisschen Licht in das Dunkel bringt: Weshalb die Welt so ist wie sie ist.
    Nur eine Frage lässt mir keine Ruhe: Weshalb sind die drei Hauptfiguren dieser Autorin Männer? Kommen Frauen mit der nicht mehr vorhandenen Sorglosigkeit besser klar? Sind sie die ständige Unsicherheit schon länger gewohnt?

  • Romain Roller hat es als Soldat schon an schlimme, krisenreiche Plätze dieser Erde gebracht, er war im Kosovo, an der Elfenbeinküste, doch zerbrochen ist er am Einsatz in Afghanistan. Nun ist er auf dem Heimweg, in Zypern soll er sich erholen von den Kriegswirren. Hier lernt er die Journalistin Marion Decker kennen und beginnt eine Affäre mit ihr. Er weiß nicht, dass sie verheiratet ist, mit einem der erfolgreichsten und mächtigsten Manager Frankreichs ? François Vély. Der, jüdischstämmige Mann, wird selbst gerade in einen Skandal verwickelt. Für ein Hochglanzmagazin posiert er vor einer Statue und wird als Rassist beschimpft. Von unerwarteter Seite erhält er jedoch Unterstützung: Osman Diboula. Ein Jugendfreund Romains, der inzwischen Kariere in der Politik gemacht hat. Auch er hat Probleme, fühlt sich im Élysée gemobbt. Sie alle treffen aufeinander im Irak auf einem Wirtschaftsgipfel.

    Eine grandios erzählte Geschichte, fulminant, ergreifend. ?Die Zeit der Ruhelosen? könnte auch eine Momentaufnahme unserer Zeit sein, alles muss schneller gehen, jeder möchte mehr Erfolg, mehr Geld. Im norwegischen Fernsehen gibt es bereits Entschleunigungsprogramme, wo den Zuschauern ein langsam fahrender Zug über 24 Stunden gezeigt wird. Doch so weit sind Karine Tuils Figuren noch lange nicht, sie stecken mitten in der Ruhelosigkeit. Gekonnte hat die Autorin ihren Charakteren Leben eingehaucht und lässt sie alle perfekt miteinander spielen. Die Sprache ist schön und ansprechend.

    Sehr gerne vergebe ich diesem Werk seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es absolut weiter. Den Leser erwartet eine Geschichte, die auf höchstem Niveau erzählt wird. Keine leichte Kost für mal eben zwischendurch; dieses Buch bedeutet ein wenig Arbeit und Zeit. Aber dafür wird der Leser belohnt und hält ein Buch in den Händen, das man so schnell nicht wieder vergisst.

  • Die französische Schriftstellerin Karine Tuil  ist eine große Stilistin und beim Anlegen der übergroßen Figuren hält sie sich mit der Eindringlichkeit nicht zurück. Im Mittelpunkt steht der reiche Manager François Vély, der Politiker Osman Diboula und der aus Afghanistan zurückgekehrte Romain Roller
    Dann gibt es noch Marion, die Francois heiratet und mit Romain eine Affäre anfängt. Leider wird nicht aus ihrer Perspektive heraus erzählt.
    Die Autorin bringt den Leuten die Verfassung dieser Protagonisten näher und zeigt psychologische Zustände auf. Sie alle tun sich schwer im Leben, trotz Erfolge, doch Veranlagung oder äußere Umstände lassen sie ruhelos sein.
    Die Figuren sind zwar interessant, aber streckenweise kalt und eignen sich kaum zur Identifikation. Man liest deswegen mit einer gewissen Distanz. Zudem ist das Buch thematisch düster gefärbt und komplett ironiefrei.
    Dennoch bleiben mir die Figuren nicht gleichgültig, besonders Romains innere Qualen sind berührend, er musste mit ansehen, wie in Afghanistan mehrere seiner Leute bei einem Abschlag getötet oder schwer verletzt und verstümmelt wurden. Das hinterlässt bei ihm eine posttraumatische Belastungsstörung.
    Für Francois Probleme habe ich weniger Verständnis, da er letztlich an den Skandalen mit verantwortlich ist. Später trifft es ihn aber unverdient schwer.
    Thematisch ist das Buch ambitioniert, doch oft gerät die Handlung ins Stocken. Richtig packend ist aber das Finale, das sich überraschenderweise teilweise im Irak abspielt.
    Für mich ist das Buch kein Meisterwerk, das wäre übertrieben, doch dank Karine Tuils glasklarer Prosa ist der Roman ein ästethischer Genus

  • ?Die Zeit der Ruhelosen? (?L´Insouciance?) ist Karine Tuils zehnter Roman. Im Mittelpunkt stehen vier Personen, deren Wege sich schicksalhaft kreuzen. Francois Vély, ein schwerreicher Unternehmer mit jüdischen Wurzeln, ist seit kurzer Zeit mit der Journalistin Marion Decker verheiratet. Romain Roller ist Soldat. Er kehrt von einem Einsatz in Afghanistan zurück, bei dem er mit seiner Truppe in einen Hinterhalt der Taliban geriet und mehrere Männer verlor.Er kommt äußerlich unverletzt, jedoch schwer traumatisiert zurück. Osman Diboula entstammt einer Einwandererfamilie von der Elfenbeinküste. Er wuchs in Clichy-sous-Bois auf, einer Banlieue, die durch die schweren Krawalle von 2005 zu trauriger Berühmtheit gelangte. Osman Diboula war Sozialarbeiter und vermittelte erfolgreich in dem Konflikt. Er steigt daraufhin zum Berater des konservativen Präsidenten auf, wird aber ständig mit rassistischen Äußerungen konfrontiert. Dem schnellen Aufstieg folgt ein rapider Absturz. Auch alle anderen Personen geraten binnen kurzem in eine Abwärtsspirale, die ihre Existenz bedroht. Vély wird aufgrund eines Werbefotos in den sozialen Netzwerken und der Presse als Rassist verunglimpft, und antisemitische Beschimpfungen lassen nicht lang auf sich warten. Ausgerechnet Osman Diboula verteidigt ihn in einem vielbeachteten Zeitungsartikel und kehrt rehabilitiert in die Politik zurück. Marion Decker beginnt in einem Luxushotel auf Zypern eine Affaire mit Romain Roller. Ihre junge Ehe wurde durch den Selbstmord der Ex-Frau von Francois überschattet. Die vier Protagonisten treffen im Irak zusammen, wo sich die Dinge noch einmal dramatisch zuspitzen. Für alle geht es ?abwärts, immer weiter abwärts.? (S. 492)
    Karine Tuil hat nahe an der gegenwärtigen Realität einen großen Gesellschaftsroman geschrieben, der zeigt, wie zerbrechlich unsere Existenz ist, wie flüchtig das Glück. Der Roman fängt besonders treffend die Situation in Frankreich ein. Dort ist die Spaltung der Gesellschaft in arm und reich, in oben und unten besonders krass. Herkunft und Identität sind von zentraler Bedeutung. Nur die Absolventen der Eliteschulen schaffen es in die höchsten Positionen der Macht. Die Bewohner der Banlieues bleiben in der Regel chancenlos. Die Vorstädte sind der sichtbare Beweis für eine gescheiterte Integrationspolitik und mit ihrer hohen Arbeitslosigkeit vor allem unter den Jugendlichen eine Brutstätte für Kriminalität. Es ist kein Zufall, dass der IS hier erfolgreich Kämpfer rekrutiert.
    Tuils Roman ist komplex und gut recherchiert, teilweise auf bekannten Fakten basierend und dennoch eine Fiktion. Er ist düster und voller Gewalt, lässt den Leser aber nicht ohne Hoffnung zurück. Trotz der uns auferlegten Prüfungen retten uns die Liebe, die Literatur und menschliche Beziehungen. Ein empfehlenswertes Buch ? noch besser als die Vorgänger.

  • Karine Tuil legt nun mit ?Die Zeit der Ruhelosen? ihren neuesten Roman vor. In Frankreich bereits ein viel diskutierter Bestseller, wird man wohl auch hierzulande nicht um dieses, thematisch sehr aktuelle und tiefgründige Werk herumkommen.

    Bereits der Beginn des Romans ist sehr emotionsgeladen und fesselnd. Es wird hier zunächst sehr eindrücklich und ungeschminkt aus einer Introspektive heraus die psychische Belastung der kämpfenden Soldaten in Afghanistan beschrieben. Stilistisch auf eine Art und Weise, die dem Leser eigentlich nur die Tränen in die Augen treiben kann. Doch dann gleich der erste abrupte Bruch: im nächsten Schritt findet man sich bereits im gegenwärtigen Paris bei einem der Hauptprotagonisten wieder: Francois Vély. Wechselnde Perspektiven und Erzählstränge werden den Leser von nun an durch den Roman begleiten und machen den Inhalt, bzw. Verlauf abwechslungsreich. Man kommt sehr gut in die Erzählung hinein, jedoch ist ?Die Zeit der Ruhelosen? meiner Meinung nach kein Roman, den man mal kurz nebenher lesen kann oder sollte. Der Schreibstil ist oftmals verzwickt und inhaltlich recht tiefgreifend, manches mal gar weitreichend, so dass man doch mit voller Aufmerksamkeit und Konzentration an das Buch herangehen sollte. Spannend ist die gesamte Erzählung - ohne Zweifel. Die Hauptprotagonisten wirken durchweg sehr authentisch und sind in sich stimmig und gut konzipiert. Die verschiedenen Erzählstränge treffen irgendwann aufeinander und verweben sich miteinander. Ich fand Tuil's Schreibstil sehr beeindruckend, nicht zuletzt wegen der immer wieder herauslesbaren Kritik. Der Roman bietet bei korrekter Auslegung wahrlich viel Brisanz und gibt politisch viele nachdenklich stimmende Aussagen zu unserer Zeit und den aktuellen gesellschaftlichen Umbrüchen wieder. Die Verstrickungen und kritischen Inhalte fand ich wirklich gut verarbeitet und durchweg ansprechend, sie stellen beim Lesen aber meiner Meinung nach auch immer wieder eine gewisse Herausforderung dar! Dramatik, beißende Situationskomik und unerwartete Wendungen hat der Roman definitiv zur Genüge zu bieten, dabei bleiben die Figuren und Inhalte immerzu äußerst interessant!

    Also kein schlichter Roman, sondern ein umfassend kritisches Werk, das auf ganz eigene Weise unsere Zeit widerspiegelt und nicht mit vielfältig tiefgründigen Verläufen & Aussagen geizt. Somit nicht unbedingt ein "stilles Buch", sondern eher eines, das noch länger nachhallt und dem Leser inhaltlich nicht aus dem Kopf gehen will. Mir gefiel es sehr! Deshalb 5 Sterne.